Uwe Johnson hat an vielen Orten gelebt, aber keinen hat er so sehr bewohnt und mit “unerbittlicher Präzision” (Peter Nöldechen) beschrieben, wie das fiktive Jerichow, das in mehreren seiner Romane und Erzählungen Heimat seines immer wiederkehrenden Personals ist: “Bei Johnson stimmen alle Angaben wie in einem Baedeker”, hat Jürgen Grambow, der erste Herausgeber Johnsons in der DDR, die Arbeitsmethode des Schriftstellers beschrieben. Man kann das nachprüfen auf einem literarischen Stadtspaziergang in Klütz. Wenn da nicht immer ein Rest bliebe.
Der Germanist Greg Bond hat im Johnson-Jahrbuch 2013 die Poetik Uwe Johnsons kurz und bündig zusammengefasst: “Die Fiktion erklärt uns die Wirklichkeit, weil sie gar nicht so tut, als ob sie die Wirklichkeit ist. Sie steht zu ihr in Konkurrenz und wird so authentisch.” Mit der wirklichkeitserklärenden Fiktion muss sich auch das Uwe-Johnson-Literaturhaus in Klütz auseinandersetzen, ist es doch nicht, wie die meisten, einem Autor zugeschriebenen Literaturhäuser, am authentischen Wohn- oder Arbeitsort angesiedelt, sondern an einem Ort, der der Fiktion am nächsten kommt. / Annett Gröschner, Die Welt
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