Wireless Talk #10: Robert über den Aufbau eines professionellen Online Businesses

In diesem Wireless Talk gibt Robert super spannende Einblicke in den Aufbau seines Online Businesses. Wenn du dich manchmal fragst, wie aus einer ersten Idee erfolgreiche Unternehmen im Internet entstehen, dann solltest du dir dieses Interview ganz genau durchlesen.

Oft fällt hier im Blog das Wort Online Business. Ich muss gestehen, dass es der Begriff zwar toll klingt, jedoch sehr schwammig sein kann. Im Grunde steckt nicht vielmehr dahinter, als ein onlinebasiertes Unternehmen, dass Leistungen auf dem digitalen Wege erbringt.

Um dir mal ein konkretes Beispiel davon zu geben, wie ein Online Business entsteht und professionell aufgebaut wird, habe ich mir Robert Brandl zum Gespräch eingeladen. Innerhalb der letzten fünf Jahre hat er aus einer kleinen Website ein Unternehmen gebaut, das nachhaltig wächst und mittlerweile mehrere Angestellte hat. Wie er das geschafft hat, verrät er uns Robert in diesem Wireless Talk.

P.S. Wenn dich das Thema interessiert, dann kann ich dir nur ans Herz legen, bis zum Ende des Beitrags zu scrollen und dir den kompletten Mitschnitt anzusehen.

Hallo Robert, kannst du dich kurz vorstellen. Wer bist du und womit verdienst du derzeit dein Geld?

Na klar. Ich komme ursprünglich aus München, habe dann fünf Jahre in Frankfurt verbracht und dort bei einer Online Agentur gearbeitet, bei der ich viel für mein derzeitiges Business gelernt habe. Interessiert an Startups und Online Businesses war ich eigentlich schon immer.

Was ich jetzt mache, würde ich als die Stiftung Warentest für Homepage Baukästen bezeichnen. Wir testen und vergleichen auf der Seite Website Tool Tester diese Baukästen und empfehlen die Besten. Wir gehen aber noch weiter und helfen den Menschen beim Einstieg und der Benutzung der Tools.

Auf die Idee gekommen bin ich, als ich für eine geplante Weltreise selbst eine eigene Website erstellen wollte. Ich habe mich informiert, wollte keine komplizierten Programme wie Dreamweaver verwenden und bin dann schließlich bei einem Homepage Baukasten gelandet, mit dem ich auch meine Website erstellt habe.

Die Pläne für die Weltreise haben sich dann zerschlagen als ich meine jetzige Frau kennenlernte, aber die Idee, anderen Menschen bei der Erstellung von Websites mit Baukästen zu helfen, war geboren. Es gab zu dieser Zeit nur wenig Infos. Ich habe dann angefangen Testberichte zu schreiben und diese über Affiliate Marketing zu monetarisieren.

Robert in Barcelona

Robert in Barcelona

Ihr seid vor einigen Jahren nach Barcelona gezogen und auch dort geblieben. Was hat euch dazu motiviert und wie gefällt es euch?

Wir sind jetzt ungefähr zweieinhalb Jahre hier. Das allererste Mal war ich vor 15 Jahren hier und habe ich damals in die Stadt verliebt. Damals dachte ich mir schon, dass es echt cool wäre, hier mal zu leben. Als ich dann meine Freundin überzeugen konnte und sie auf den “digitalen Zug” aufgesprungen ist, sind wir gemeinsam hergekommen.

Du hast in Spanien auch ein Unternehmen gegründet. Gab es dabei Schwierigkeiten oder Besonderheiten, die du beachten musstest?

Es ist relativ ähnlich wie in Deutschland. Ich habe genau wie damals in Deutschland ein Einzelunternehmen. Das Problem ist einzig die Sprache. Mein Spanisch reicht für die Steuerfragen dann doch nicht aus. Man braucht einfach einen Steuerberater, der sich gut auskennt und dann auch noch Englisch spricht. Die Steuersätze sind ähnlich wie in Deutschland und auch die Bürokratie ist genauso. Man kann allerdings weniger Dinge absetzen als bei uns.

Aus geschäftlicher Sicht hat es für mich echte Vorteile. Ich habe einen deutschen Mitarbeiter nach Barcelona geholt. Seit der Krise ist es recht einfach, Angestellte zu kündigen und wenn man jemandem einen unbefristeten Vertrag gibt, dann bezahlt man viel weniger Sozialabgaben als in Deutschland. Dann ist das Lohnniveau natürlich auch niedriger als bei uns, was mir bei meinem zweiten Mitarbeiter, einem Spanier, entgegenkommt.

Jetzt aber zu dem Thema, das uns am meisten interessiert: dein Online Business. Kannst du kurz beschreiben, was die wichtigsten Meilensteine in den letzten fünf Jahren waren?

Ich würde sagen, der erste Meilenstein war, als ich gemerkt habe, dass es funktioniert und ich davon auch leben kann. Mein ursprünglicher Plan war, ganz bescheiden, das mir mein Business die gleichen Einnahmen bringen soll, wie mein alter Job. Irgendwann war es dann soweit.

Den nächsten Meilenstein gab es 2012 als etwas ganz Verrücktes passiert ist. Mich hat ein Redakteur der New York Times angeschrieben, der gerade für einen Artikel zu Homepage Baukästen recherchiert hatte. Dabei ist er bei mir gelandet und hatte Fragen an mich. Zwei Tage später war der Artikel online und wurde sogar gedruckt. Da wußte ich dann, das noch viel mehr drin ist.

Das hat letztendlich auch dazu geführt, dass ich mich für einen Angestellten entschieden habe. Zuerst habe ich ihn testweise für ein halbes Jahr als Praktikanten angestellt, bevor er dann Vollzeit für mich gearbeitet hat. Vor dieser Entscheidung war ich echt nervös und hatte ein paar schlaflose Nächte. Ich hatte mir einfach nie vorgestellt, einen Angestellten zu haben bzw. haben zu wollen.

Meine Philosophie waren Freiheit, Reisen und keine Verpflichtungen. Aber irgendwann wusste ich, dass mein Business nur professionell sein und wachsen kann, wenn mir ein Angestellter unter die Arme greift und ich mehr Zeit habe, um mich um strategische Dinge zu kümmern. Diese Entscheidung habe ich nie bereut. Der Armin hat viele gute Ideen und am Ende das Business selbst sehr stark angetrieben.

Heute haben wir ca. 3.000 Besucher am Tag. Vom Umsatz her reicht es aus, um zwei Mitarbeiter zu beschäftigen und auch ich kann gut davon leben. Ich arbeite mit Grafikern, mit Übersetzern und Textern zusammen. Ich habe einfach gemerkt, dass ich in das Business investieren muss, um es wachsen zu lassen.

Deswegen eben auch Angestellte und die Übersetzung in weitere Sprachen. Zunächst ins Englische und als das gut funktioniert hat, dann kamen Französisch und Spanisch. Wenn man merkt das etwas gut funktioniert, dann muss man da halt einfach voll reinhauen und ausbauen, so weit es geht.

Tooltester Team

Das Tooltester Team im Büro in Barcelona

Sitzt dein komplettes Team eigentlich in Barcelona oder hast du auch digitale Mitarbeiter?

Der Programmierer und der Grafiker sind Freelancer aber die anderen Beiden sind in Barcelona. Es bringt mir einfach richtig viel, in einem Büro mit anderen zusammen zu arbeiten, wo man sich einfach mal was zurufen kann. Ich bin nicht jeden Tag im Büro, sondern mache auch zwei Tage Home Office, weil ich mich da besser konzentrieren kann. Es ist aber einfach wichtig, den Kontakt zu haben, möglichst nicht nur über Skype.

Wie organisierst du den Arbeitsaufwand? Gibt es konkrete Prozesse, die du implementiert hast?

Wir arbeiten sehr viel mit Trello, was unheimlich gut für die Arbeit im Team funktioniert. Für den Programmierer haben wir noch ein System, das nennt sich Bitbucket. Mittlerweile haben wir aufgrund der vielen Fragen auch einen richtigen Support aufgebaut. Dafür nutzen wir Freshdesk.

Ansonsten haben wir Prozesse aufgesetzt. Für Testberichte haben wir zum Beispiel ein riesiges Google Spreadsheet, in dem alle möglichen Kriterien aufgeführt sind und wo jeder seine Erkenntnisse einträgt. Auch für die Veröffentlichung der Testberichte und YouTube Videos, wo wir Testberichte als Screencast veröffentlichen, gibt es Prozesse.

Je mehr man wächst, desto wichtiger wird es einfach, dass man sich die Sachen nicht nur spontan erarbeitet, sondern Schritt für Schritt weiß, was es bei jedem Prozess zu tun gibt. Ein Buch was ich dafür absolut empfehlen kann, ist “Work the System“.

Monetarisiert ihr die Seite eigentlich nur über Affiliate Marketing oder berechnet ihr auch euren Support Aufwand?

Für den Support verlangen wir nichts, was die Leute sehr schätzen. Die meisten wissen gar nicht, wie wir unser Geld verdienen. Wenn uns jemand anschreibt und uns nach dem richtigen Anbieter fragt, dann ist er kurz vor seiner Kaufentscheidung. Wenn ich dem nicht antworte, dann mache ich einfach einen großen Fehler. Deshalb lohnt sich die Investition in den Support auch.

Nachdem jemand ein Tool kauft, helfen wir schon noch etwas, wobei dann natürlich eigentlich der Anbieter verantwortlich ist. Unsere primäre Aufgabe ist den Leuten dabei zu helfen, die Entscheidung zu treffen.

Wie sieht deine langfristige Strategie für dein Business aus?

Wir sind gerade am erörtern, in welchen weiteren Sprachen wir die Website anbieten können. Das wird natürlich mit jeder weiteren Sprache immer einfacher, da die Prozesse stehen und man seine Übersetzer kennt. Ansonsten wäre es natürlich toll, ein eigenes Produkt zu haben. Da bin ich noch am Überlegen, was das sein könnte.

Würde Coaching für dich in Frage kommen?

In der Agentur habe ich lange Zeit mit Kunden zusammen gearbeitet und bin jetzt nicht so scharf darauf, Consulting oder Coaching anzubieten. Vor kurzem habe ich mal einen Auftrag bekommen, bei dem es um die Analyse von Homepage Baukästen ging. Da haben mich zwei englische Marktforschungsagenturen kontaktiert, die zeitgleich für den gleichen Kunden gearbeitet haben.

Die ersten wollten für eine Beratung 200 USD in der Stunde bezahlen. Die nächsten wollten 400 USD bezahlen, was ich dann zur ersten Agentur zurückgegeben habe. Plötzlich waren wir dann bei 600 USD für eine einzige Stunde Consulting. Das ist letztendlich auch das coole am selbständig sein. Da kann man solche Gelegenheiten wahrnehmen und bekommt am Ende den Lohn für die Expertise, die man in seinem Bereich hat.

Man kann einfach verdammt schnell zum Experten werden. Da reichen schon ein paar Blogposts zum Thema. Es mag zwar Leute geben, die es besser wissen, aber die findet man eben im Internet nicht.

Zum Abschluss: Welche BaukastenLösung würdest du unseren Lesern empfehlen…

Wir empfehlen sehr viel Jimdo und auch Weebly. Weebly ist technisch etwas vor Jimdo, hat allerdings keinen deutschen Support. Beide Homepage Baukästen haben kostenlose Tarife. Da kann man nichts falsch machen.

… und was kannst du für den Einstieg in die Selbständigkeit im Internet empfehlen?

Es gibt unglaublich viele Nischenthemen, die man noch besetzen kann. Vor kurzem habe ich zum Beispiel gesehen, dass es jetzt Skateboards mit Elektromotoren gibt. Es gibt dafür verschiedene Anbieter aber so gut wie keine Infos im Netz. Das wäre ein Thema, das man sich schnappen und diese Nische besetzen könnte. Und da gilt auch die Ausrede nicht, dass man keine Zeit hat. Das geht auch nebenbei. Das technische Know-How dazu kann man lernen und es dann Schritt für Schritt professionalisieren.

Ein anderes Beispiel wären Mitgliederseiten, die im englischsprachigen Raum immer stärker im Kommen sind. Um dieses Thema könnte man sich ein Dienstleistungsunternehmen aufbauen und darüber verschiedene Pakete als Dienste anbieten.

Ansonsten sollte man sich aus den richtigen Motiven heraus selbständig machen. Viele träumen davon, am Strand in Thailand zu sitzen und unabhängig zu sein, wollen aber gar nicht unbedingt selbständig sein. Da macht es dann wohl eher Sinn, klassisch zu freelancen oder mit dem Arbeitgeber Remote Working Agreements auszuhandeln. Das muss jeder für sich selbst wissen, was er denn wirklich will.

Vielen Dank Robert, für das super spannende Gespräch!

Robert betreibt übrigens neben dem Website Tool Tester mit Live Chat Tools und dem E-Mail Tool Tester noch zwei weitere Seiten. Außerdem hat er kürzlich auch einen Podcast gestartet. Wenn du auf der Suche nach einem der Tools bist, dann findest du dort genau die richtigen Informationen.

Freundlicherweise hat Robert auch angeboten, dass er für Fragen zu seinem Online Business oder zu Homepage Baukästen gerne zur Verfügung steht. Schreibe dafür einfach einen Kommentar, schicke Robert direkt eine E-Mail an [email protected] oder einen Tweet an @robertbrandl.

Den kompletten Videomitschnitt von unserem Gespräche über Skype kannst du dir hier ansehen. Es ist ca. 38 Minuten lang und enthält noch weitaus mehr Details, als ich in dem Beitrag unterbringen konnte. Viel Spaß beim Reinschauen!
 

Arbeitest du selbst ortsunabhängig und hast eine inspirierende Geschichte zu erzählen? Oder kennst du jemanden, der dich ganz besonders inspiriert hat? Dann freue ich mich über einen Kommentar oder eine E-Mail an [email protected].

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