Wird mal kurz hell im Hals! – der Larynxtubus

Unter der Überschrift Wird mal kurz hell im Hals möchte ich in nächster Zeit ein paar Sachen über den schwierigen Atemweg schreiben (und zwar so, dass es auch für medizinische Laien unterhaltsam und verständlich ist, bemühe mich zumindest). Dabei wird es auch die ein oder andere Geschichte aus dem Leben geben, die das Grauen einmal verdeutlichen sollen, frei getreu dieses schönen Rippenspreizer-Cartoons:

Wisdom

Was versteht man unter den Seconds of Terror? Das ist beim Anästhesisten ganz oft der schwierige Atemweg. Also, einfach gesagt, Kunde braucht dringend Luft und kann nicht selber dafür Sorgen, dass ausreichend Sauerstoff in seine Lungen kommt. Das ist jetzt dein Job, aber irgendwie funktioniert aus deinem Repertoire nichts und die Sauerstoffsättigung senkt sich gefährlich auf das Niveau der Zahl des IQs eines durchschnittlichen Dschungelcamp-Teilnehmers. Also, Maskenbeatmung geht nicht, Larynxmaske sitzt nicht dicht, intubieren geht auch nicht, weil du nichts siehst und schon drei Mal wie wild im Hals rumgestochert hast, jetzt blutet es zum Dank auch noch, aber Luft kommt noch immer nicht in der Lunge an. Dies ist der schlimmste Fall, eine sogenannte cannot ventilate – cannot intubate-Situation, der anästhesiologische Supergau, bei dem man sich nur wünschen kann, er möge an einem Montag um 10.30 Uhr im OP-Trakt auftreten und nicht Sonntagnacht um drei auf der Landstraße, wo Hilfe weit weg ist und die Möglichkeiten eh schon begrenzt sind.

Hier kommt jetzt der Larynxtubus ins Spiel. Das Teil wird einem vom Rettungsdienst ja als der absolute Heilsbringer verkauft. Bei mir lösen die Dinger Herzrhythmusstörungen aus und den Wunsch, möglichst ganz schnell ganz weit wegzulaufen.
Was ist ein Larynxtubus? Es ist ein Teil, das eher an einen zu groß geratenen Tubus erinnert (guckst du hier:)

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Und die Theorie ist, dass egal wo er zu liegen kommt man damit beatmen kann (durch den Cuff oben wird der Atemweg nach unten abgedichtet, liegt der untere Teil am Anfang der Speiseröhre kann über das Loch dazwischen die Luftröhre beatmet werden). In den meisten Kliniken, die ich kenne, wird das Ding bestenfalls als Ansichtsexemplar hergehalten, vor allem, da die Larynxmaske gut etabliert ist (und auch günstiger). Aus mir unerfindlichen Gründen findet sich das Wunderteil jetzt aber auf jedem Rettungswagen.

Jetzt kommt der persönliche Teil: ich habe über die Jahre schon den ein oder anderen in die Notaufnahme kommen sehen, die in erster Linie am Larynxtubus gestorben sind. Warum? Ich denke, das liegt daran, dass allgemein behauptet wird, das Teil sei ja so toll und man schiebt das einfach nur in den Patienten rein und dann ist alles super. Die meisten Notärzte haben aber überhaupt keine Erfahrung mit dem Larynxtubus. Auch die meisten Anästhesisten nicht. Natürlich kann der Larynxtubus auch falsch liegen. Er kann zu tief geschoben werden, so dass die Öffnung in der Speiseröhre zu liegen kommt und der Cuff oben fröhlich die Luftöhre abschirmt. Damit pumpt man dann hübsch den Magen auf, was last time I checked in der Regel nicht sonderlich zielführend ist (und dann misst der Sättigungsclip nicht, weil es so kalt ist und die Kapnometrie steht auch nicht zur Verfügung und man wiegt sich in falscher Sicherheit….) Ich selbst habe ihn ein Mal hergenommen, als ich im Notarztdienst Schwierigkeiten hatte, einen Patienten zu intubieren. Der Erfolg war, dass die Sättigung immer weiter abfiel und ich damit die Situation nur verschlimmerte. Also habe ich ihn schnell wieder entfernt und mich nochmals auf die Intubation konzentriert, was dann zum Glück auch funktionierte.

Vielleicht bin ich zu blöd, das Teil zu bedienen, vielleicht ist aber auch das ganze Gerät Mist. Wahrscheinlich ist es aber weder das eine noch das andere. Das Problem ist, dass der Larynxtubus im klinischen Alltag keine Rolle spielt. Das bedeutet, dass der Notarzt draußen sich mit dem Gerät nicht auskennt – soll es aber in Momenten der Not korrekt bedienen können und dann auch noch erkennen, ob die Beatmung suffizient ist. Das kann nicht funktionieren. Wenn die Larynxmaske undicht ist, so weiß ich das, wenn ich nur ein einziges Mal auf den Beatmungsbeutel drücke. Das spürt man irgendwann einfach. Genauso kann ich in der Regel dem Tubus ansehen und am Beatmungsbeutel fühlen, ob er im Magen oder in der Trachea liegt. Beim Larynxtubus kann ich das nicht, weil mir da die Erfahrung mit fehlt. Ich weiß nicht, wie ich die Lage verändern muss, damit die Beatmungssituation besser wird, ich weiß nicht, wie zuverlässig er bei guter Lage in der Position bleibt. Und dann soll ich mich in einer Stresssituation draußen auf der Straße darauf verlassen können? Jetzt sagt bitte nicht, dann musst du es halt unter kontrollierten Bedingungen ein paar Mal probieren – mit ein paar Mal ist es da einfach nicht getan.

Nein, danke. Ich bleib beim Tubus. Da weiß ich, was ich mache und vor allem mache ich den Patienten auf der Straße nicht zu meinem Versuchskaninchen.


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