Wird jetzt auch in Merkels Heimat gefrackt? 3.000 Meter tiefe Ölbohrungen geplant

Von Politropolis @sattler59

In Niedersachsen wird schon seit längerem gefrackt, auch wenn das die breite Öffentlichkeit noch nicht so mitbekommen hat. (Wir berichteten in diesem Artikel: ..Benzol-Lecks und Erdbeben.. ) Jetzt wurde bekannt, dass auch in Mecklenburg-Vorpommern erste “Test-Bohrungen” anlaufen. Es werden Flüssigkeiten in knapp 3 Kilometer Tiefe gepumpt, um zu fördern, was aber mit “Fracking” absolut nichts gemein haben soll, beruhigt ein für die Außendarstellung des Förderunternehmen beschäftigter PR-Mitarbeiter.

Unkonventionelle Gas- und Ölförderung und Fracking – Oettingers Waffe gegen Putin – Foto: © Christine / plattlandberwacht

In diesem Zusammenhang werden die verqueren Äußerungen, die der deutsche EU-Kommissar Oettinger letztens tätigte verständlich: “Haltet die Option offen, die Putin nervös macht” (1), die nicht nur einen Einblick in das Weltbild einiger Konservativer bieten, sondern der Allgemeinheit in ihrer manipulativen Pseudo-Logik die Alternativlosigkeit gefährlicher Öl- und Gas-Förder-Technik beibringen sollen.

Selbst eine vom EU-Parlament in Auftrag gegebene Studie kam zum ernüchternden Ergebnis: “Fracking: riskant, gefährlich, mögliche Fördermengen zu klein” (2) Insbesondere wurden die fehlenden Mitspracherechte der Bürger und lokalen Behörden im Hinblick auf die Genehmigungsverfahren kritisiert, von den Umweltproblemen ganz zu schweigen. Rechtzeitig zu den Wahlen haben die Konservativen (und merkwürdigerweise auch die meisten Medien) plötzlich das Thema aus den Schlagzeigen genommen. Schweigen und bis zur Wahl und abwarten hiess die Devise. (3) Nun haben wir eine große Koalition des Wirtschaftsglaubens, Kohlekraftwerke und Fracking sind wieder hoffähig, vom EU-Kommissar bis zu den Demokraten von der SPD. Und was gar nicht mehr als “Fracking” bezeichnet wird, geht eben einfach so durch.

Laut einer DPA-Meldung würde das kanadische Öl-Unternehmen CEP Central European Petroleum in dieser Woche eine erste Erdöl-Testförderung starten, die in Ostseenähe bei Barth in der Gemeinde Saal in Mecklenburg-Vorpommern erfolgt. Das Öl liege in einer Tiefe von knapp 3.000Metern.
In beschwichtigendem Ton wird das Förderunternehmen zitiert, es werde mit seit Jahrzehnten bewährten und schon Hunderte Male eingesetzten Methoden gefördert, wobei diese Methode nicht mit dem umstrittenen Fracking vergleichbar sei. Das habe CEP-Sprecher Jens Müller am Montag in Saal verlautbart. Eine Gefährdung des Grundwassers schliesse man aus, denn laut des Unternehmens würden “hunderte Meter dicke Salzschichten” die Sache wasserdicht machen.
Also besteht wie stets gerne erklärt wird, zu keiner Zeit eine Gefährdung der Anwohner und der Bevölkerung. Die verwendeten Flüssigkeiten seien nicht gefährdend, hiess es weiter. (4) Nach dieser Formulierung ist es wahrscheinlich, dass es sich hierbei dann vielleicht doch um aus den USA bekanntes, sogenanntes “Green Fracking” handelt, eine ähnliche Technik bei der Chemikalien benutzt werden, die nach gesetzlicher Regelung nicht als Gifte gekennzeichnet werden müssen – ein Verfahren, das womöglich nur eine wortkosmetische Nachbehandlung für den deutschen Markt bekam. Bekannt ist allerdings auch, dass unabhängig von der verwendeten Methode solche Tiefbohrungen nach Öl- und Gas, Erdbeben auslösen können, deren Auswirkungen und Folgen kaum abschätzbar sind. Welche Stoffe und Gifte aus den durchbohrten Gesteinsschichten aus früheren Erdzeitaltern über undichte Bohrlöcher oder Pannen in die Grundwasserbereiche oder an die Oberfläche treten können, kann niemand sagen. Genausowenig ist bekannt oder erforscht, welche Folgeschäden Fracking- und frackingähnliche Methoden langfristig auslösen können.
Eines ist einhundert Prozent sicher: Die Erfahrungen von Anwohnern  der betroffenen Gebiete mit “unkonventionell” gefördertem Öl und Gas sprechen für sich. In den USA schilderten sie letztes Jahr in einem eindringlichen Appell an ihre Parlamentarier, wie sie die Fracking-Methoden sehen und meinen: Den Versprechen der Öl- und Gas-Industrie sei kein Glauben zu schenken. Zitat:“…die Vergiftung von Wasser ist breitflächig aufgetreten, unsere Luft wurde verschmutzt, zahllose Einzelpersonen und ganze Familien wurden krank, Farmen wurden verwüstet, das Vieh starb und auf unseren früher ursprünglichen Strömen und Flüssen schwammen tote Fische, nur ein Bruchteil der versprochen Arbeitsplätze und der Einnahmen für den Staat wurden realisiert – (5)

“Die Neue PR-Botschaft: >Fracking ist harmlos<” Zitiat aus dem Filmbericht von Spiegel.TV
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Quellen – weiterführende Links

(1) FAZ: Oettinger über Fracking
(2) Politropolis: Riskant, gefährlich, mögliche Fördermengen zu klein
(3) Politropolis: CDU hat Angst – Thema Fracking muss abgeräumt werden
(4) T-Online: Testförderung in Ostseenähe
(5) USA: Fracking Proteste – Geschädigte wenden sich mit einem Aufruf an Parlamentarier
(6) Spiegel TV: Schmutziges Geschäft oder Energie-Wunder, Video auf youtube.de, Uploader spiegeltv

Studie des Europäischen Parlaments, Generaldirektion Interne Politikbereiche, Fachabteilung A, Wirtschafts- und Wissenschaftspolitik, mit dem Titel “Auswirkungen der Gewinnung von Schiefergas und Schieferöl auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit”  <herunterladen>