Wird die ostbayerische Donau-Region die neue "Soja-Schüssel" Europas?

Von Urzeit

Die Nachfrage nach gentechnikfreiem Soja steigt: Rund 80 Prozent der Deutschen lehnen genmanipulierte Lebensmittel ab. Auf den internationalen Märkten wächst der Anteil an gentechnisch verändertem Soja ständig und ist kaum kontrollierbar. Bayern und Österreich wollen deshalb die Donau-Region zu Europas Anbauzentrum für "Öko-Soja" machen.

Passau/Wien (obx - internet-zeitung) - Soja ist gesund und ein wichtige Säule für die Ernährung der ständig wachsenden Weltbevölkerung - ob als Lebensmittel oder Futterpflanze in der Fleischproduktion. Doch immer mehr Verbraucher fürchten gesundheitliche Risiken durch "Gen-Soja", das von den großen
internationalen Produzenten nach Europa geliefert wird. In Bayern und  Österreich reagieren jetzt Politik und Wirtschaft: Der ehrgeizige Plan: 16 Anrainer-Staaten entlang der Donau von Deutschland bis zum Schwarzen
Meer sollen sich in den kommenden Jahren zur gentechnikfreien "Soja-Schüssel" Europas entwickeln. Damit soll auch die Importabhängigkeit des Kontinents bei diesem wichtigsten Eiweißlieferanten sinken. Die Initiatoren des Projekts, Bayern und Österreich, wollen schon in den nächsten Jahren die Soja-Produktion im Donauraum auf rund 4 Millionen Tonnen steigern.
Europa braucht jährlich über 30 Millionen Tonnen Soja. Produziert werden auf dem Kontinent aber bisher nur knapp eine Million Tonnen. Deutschland ist der viertgrößte Soja-Importeur der Welt. Allein in Bayern sind die Landwirte auf jährlich rund 800.000 Tonnen überwiegend gentechnisch verändertes Sojaschrot aus Übersee als Futter für Rinder, Schweine und Geflügel angewiesen
In der EU sind mehrere gentechnisch veränderte Sojabohnen zur Verwendung als Futter- und Lebensmittel zugelassen. Angebaut werden aber dürfen sie nicht. Lebensmittel mit genmanipulierten Pflanzen müssen im Handel für den Verbraucher gekennzeichnet sein, die Hinweise sind aber oft gut versteckt.
Mit ihrer Initiative für eine Donau-Soja-Region haben Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner und Vertreter Österreichs kürzlich am Rande des Internationalen Soja-Symposiums in Wien den Grundstein für eine neue, gentechnikfreie Anbauregion für Soja gelegt. Jetzt sollen auch die weiteren Donau-Anrainer ins Boot geholt werden.
Das Ziel ist neben der Produktion von ausschließlich gentechnikfreiem Soja auch die Stärkung der regionalen Wirtschaft und die Senkung der Importabhängigkeit der heimischen Landwirte. Mit der Marke "Donau-Soja", einer eigenen Qualitätskontrolle und gemeinsamer Forschung an gesünderen Pflanzen soll Soja aus dem Herzen Europas zu einem internationalen Markenprodukt entwickelt werden.
Sojabohnen enthalten knapp 20 Prozent Öl und fast 40 Prozent Eiweiß, das der Qualität von tierischem Eiweiß sehr nahe kommt. Die Sojabohnen werden nach der Ernte in Ölmühlen zu etwa 80 Prozent als Sojamehl und zu rund 20 Prozent als Soja-Öl verarbeitet. Das Soja-Mehl dient überwiegend als Tierfutter.
Für ihre Initiative zum heimischen und gentechnikfreien Soja-Anbau hoffen Bayern und Österreich auch auf Unterstützung durch die Europäische Union: Soja-Pflanzen brauchen kaum Düngung und sind deswegen besonders umweltfreundlich im Anbau. Daher fordern die Soja-Produzenten im Donau-Raum eine Anerkennung ihrer Felder als ökologisch "stillgelegte" Flächen, die von der EU aus Umweltschutzgründen gefördert werden. Die Verhandlungen über die neue Agrarförderung der EU ab 2014 sind in vollem Gang.