Wird die Energiewende von der Politik oder von den Bürgern gemacht?

Von Energystar @energynet

Energiewende ist eine Aufgabe für jeden von uns, Foto: pixabay.de

Seit dem Abschluss der Koalitionsverhandlungen für die große Koalition in der Bundesregierung ist immer wieder vom Ende der Bürger-Energiewende zu lesen. Dabei geht es vor allem um den Bereich, den wir bisher hauptsächlich unter der Energiewende verstanden haben. Und zwar die Transformation der Stromversorgung von zentralen Groß-Kraftwerken hin zu dezentralen, fluktierender Klein-Kraftwerke – angetrieben vor allem durch die Energie des Windes und der Sonne – überwiegend in den Händen einzelner Bürger oder von Bürger-Genossenschaften.

Auf die Details sind zahlreiche andere Energieblogs eingegangen in den letzten Tagen. Besonders ausführlich war dabei Kilian Rüfer in seinem Beitrag “Pflichtlektüre: Energieteil des Koalitionsvertrages“, der detailliert auf einzelne Passagen eingegangen ist. Mit Hilfe von vielen weiteren Kommentaren hat er nahezu jeden einzelnen Absatz zur Energiepolitik bewertet. Wer es kürzer und zusammen gefasst mag, der findet eine übersichtliche Zusammenstellung der geplanten Änderungen im Blog von energieheld.de unter dem schönen Titel “Die GroKo frisst die Energiewende“.

Was bedeutet eine Bürger-Energiewende?

Diese beiden Beispiele betrachten den gesamten Bereich und setzen nicht die Stromwende mit der Energiewende gleich, wie es leider häufig zu beobachten ist. Aber nichtsdestotrotz, auch eine Wärmewende, wenn man bisher davon sprechen konnte, scheint auch abgesagt zu sein, wie das Windkraft-Journal gestern anlässlich einer Pressemitteilung der Heizungsindustrie geschrieben hatte. In der Energieeffizienz habe ich keine wirklichen politischen Ambitionen finden können.

Zu einer richtigen Bürger-Energiewende, wie ich sie verstehe, gehören auch der Wärme- und Mobilitätsbereich dazu. Und in einer Bürger-Energiewende geht die Initiative für Veränderungen von den Bürgern aus, nicht von der Politik. Im Falle des EEG hatte die Politik positive Anreize gesetzt, eine Ausnahme wenn man politische Entscheidungen betrachtet, besonders in der Energiepolitik. Aber auch die Förderung energiesparender Neubauten bzw. Sanierungen oder von Heizungen gehört noch zu den positiven Anreizen für eine Bürger-Energiewende.

Gibt es Erfolge der Bürger-Energiewende?

Ich möchte es gar nicht abstreiten, die Bürger sind die Treiber der Stromwende mit einem großem Anteil an der installierten Leistung bei den erneuerbaren Energien. Die Agentur für Erneuerbare Energien hatte im Oktober mitgeteilt, dass über 56.000 Gigawattstunden in Erneuerbare-Energie-Anlagen erzeugt wurden, die Bürgern gehören. Das sind 43 Prozent des produzierten Ökostroms und immerhin über 10 Prozent des gesamten Stromverbrauchs in Deutschland.  Damit ist Bürgerenergie der Marktführer bei den erneuerbaren Energien.

Weiter heißt es in der Meldung, dass insgesamt 47 Prozent der bis Ende 2012 installierten Leistung aus Erneuerbaren Energien in der Hand der Bürgerinnen und Bürger sind. Bürgerenergie kommt damit auf einen fast viermal so großen Anteil wie die Energieversorger, die 12 Prozent der Anlagen zur Erzeugung erneuerbaren Energie besitzen.

Wenn wir aber den Verbrauch betrachten, bei dem jeder Bürger und auch jedes Unternehmen ansetzen kann, dann sieht es weniger rosig aus und von Wende kann man nicht wirklich sprechen. Zwischen 2008 und 2011 hatte sich der Energieverbrauch privater Haushalte temperaturbereinigt um 10 Prozent reduziert, der Gesamtstromverbrauch privater Haushalte blieb in dieser Zeit jedoch nahezu konstant (Quelle: dena). Für dieses Jahr wird allerdings ein Anstieg des Energieverbrauchs um 2 Prozent erwartet, bedingt durch den langen letzten Winter. Was den Verbrauch betrifft, ist also noch keine Energiewende zu sehen.

Was braucht eine Energiewende jetzt?

Politisch betrachtet liegen vor der Energiewende große Stolpersteine, das kann und will ich nicht schönreden. Aber für die Bürger gibt es noch viel zu tun, wie ich in den oberen Absätzen versucht habe aufzuzeigen. Vor allem die Bedeutung des Themas Energie darf jetzt nicht aus den Köpfen verschwinden, die Sensibilität für das Thema muss jetzt weiter ausgebaut werden. Damit hatte ich mich erst kürzlich befasst und das fehlende Bewusstsein für das Thema Energie beklagt. Energie, Erzeugung und vor allem der Verbrauch müssen mehr in unseren Köpfen verankert werden, um im Alltag eine stärkere Rolle zu spielen.

Brauchen wir noch mehr Aufklärung, um Erfolge zu erzielen, vor allem in der Reduzierung des Verbrauchs? Oder werden wir schon von zu vielen Informationen überfrachtet? Informationen zu mehr Energieeffizienz in Haushalten gibt es schon so viele, aber an der Umsetzung muss man noch arbeiten. Wir müssen die Hebel finden, dieses Wissen ohne großen Aufwand umzusetzen. Es muss selbstverständlich werden und/ oder zum Leben dazu gehören, dieses Wissen zum Energie sparen einzusetzen.

Helfen neue Geschäftsmodelle der Energiewende?

Wenn man sich nicht mehr auf die Politik verlassen kann, was kann dann die Energiewende voran bringen? Ich gehe davon aus, dass durch diese Politik wieder neue Geschäftsmodelle interessant werden. So wird es künftig sicher noch mehr Modelle zur Vermarktung des Stroms aus erneuerbaren Energien außerhalb des EEG geben. Dies wird vielleicht auch für kleine Stromerzeuger interessant sein können, z.B. mit kleinen Stromhändlern wie buzzn.net oder dem Direkt-Vermarkter Next-Kraftwerke. Weitere solcher innovativer Anbieter werden sicher erst noch auf den Markt kommen. Thorsten Zoerner sucht in seinem Blog stromhaltig.de schon nachhaltige Geschäftsmodelle für Strom erneuerbaren Energien, übrigens mit einer schönen und anschaulichen Begründung.

Für die anderen Bereiche Energieeffizienz, Wärme und Mobilität fallen mir auch schon einige Anbieter ein, die uns die Energiewende einfacher machen und relativ unabhängig von der Politik sind. Bei der Energieeffizienz können Crowdfunding-Portale wie bettervest eine große Hilfe sein, um Finanzierungshürden abzubauen. Auf dem Heizungs- und Sanierungsmarkt könnten Thermondoenergieheld und die DAA vielleicht etwas bewegen mit ihren innovativen Angeboten.

Was ist aber mit der Attraktivität von Energieeffizienz und dem Komfort? Schließlich sind wir Menschen faul, ändern uns nur ungern und haben aber Interesse an schönen  Dingen, die unser Leben einfacher machen. Hier gibt es schöne Smarthome-Lösungen auf dem Markt. Um auf dem Markt akzeptiert und erfolgreich zu sein, dürfen es keine teure Bastellösungen sein. Um auch hier Namen zu nennen, ich sehe aktuell die interessantesten Lösungen bei digitalstrom und homee. Letzterer sucht in einer Crowdfunding-Kampagne noch Investoren für das Projekt.

 

Seit dem Abschluss der Koalitionsverhandlungen für die große Koalition in der Bundesregierung ist immer wieder vom Ende der Bürger-Energiewende zu lesen. Dabei geht es vor allem um den Bereich, den...