Wird Alentejo größter Cannabis-Produzent?

Von Alexander Kroll

Das por­tu­gie­si­sche Unter­neh­men Holi­gen hat jetzt knapp 20 Pro­zent Antei­le an die kana­di­sche Fir­ma Flowr ver­kauft, um somit fast vier Mil­lio­nen Euro für das Wachs­tum frei­zu­ma­chen. Wenn die Pro­duk­ti­ons­stät­te im Ort Aljust­rel im nächs­ten Jahr nach 18-mona­ti­ger Vor­be­rei­tungs­zeit voll funk­ti­ons­fä­hig sein wird, sol­len dort zunächst rund 500.000 Kilo­gramm Can­na­bis pro Jahr legal her­ge­stellt wer­den. Spä­ter könn­te die Men­ge auf 630.000 Kilo­gramm wach­sen.

Die Cannabis-Plantage liegt in Aljustrel

40 Mil­lio­nen Euro inves­tiert Holi­gen in das Pro­jekt auf einem 72 Hekt­ar gro­ßen Gelän­de. Dazu gehört einer­seits eine 65 Hekt­ar gro­ße Can­na­bis-Plan­ta­ge sowie ein Gewächs­haus. Die por­tu­gie­si­sche Regie­rung hat die Anla­ge zu einem Pro­jekt von natio­na­lem Inter­es­se erklärt.

Der kana­di­sche Part­ner will sei­ne Anbau­ex­per­ti­se im Alen­te­jo nut­zen, um über Holi­gen „Zugang zu den schnell wach­sen­den Märk­ten Euro­pa und Aus­tra­li­en zu erhal­ten", so Vinay Tolia, der Mit­ge­schäfts­füh­rer von The Flowr Cor­po­ra­ti­on.

Ein wei­te­res kana­di­sches Unter­neh­men, Auro­ra Can­na­bis Inc. mit Sitz in Edmon­ton (Alber­ta) hat­te kürz­lich eine Ver­ein­ba­rung über den Erwerb einer 51-pro­zen­ti­gen Betei­li­gung an der por­tu­gie­si­schen Fir­ma Gaia Phar­ma unter­zeich­net. Die­se plant, eben­falls eine loka­le Pro­duk­ti­ons­stät­te für medi­zi­ni­sches Can­na­bis und Deri­va­te zu ent­wi­ckeln.

Klima und Geologie im Alentejo passen gut für Cannabis-Anbau

Bei­de kana­di­schen Inves­to­ren nut­zen offen­bar die Tat­sa­che, dass die ent­spre­chen­de Regi­on Por­tu­gals über sehr gut pas­sen­de kli­ma­ti­sche und geo­lo­gi­sche Anbau­be­din­gun­gen sowie über nied­ri­ge Lohn­kos­ten ver­fügt. Außer­dem war das Land schon 2001 Vor­rei­ter bei der Ent­kri­mi­na­li­sie­rung des Can­na­bis­be­sit­zes. Spä­ter aller­dings blieb Por­tu­gal bei der Lega­li­sie­rung von Can­na­bis für medi­zi­ni­sche Zwe­cke im welt­wei­ten Ver­gleich etwas zurück. Im ver­gan­ge­nen Jahr aller­dings ver­ab­schie­de­te das por­tu­gie­si­sche Par­la­ment neue Geset­ze für den Anbau, die Auf­be­rei­tung, den natio­na­len Ver­trieb, die Ein- und Aus­fuhr und den Ver­kauf von Can­na­bis.

Im Februar 2019 kam die Zulassung fürs Kultivieren des medizinischen Cannabis

Das Unter­neh­men Holi­gen ist außer in Por­tu­gal bereits in Aus­tra­li­en prä­sent. Grün­der sind Peter Comerford und Pau­ric Duffy. Eine Toch­ter­ge­sell­schaft RPK Bio­phar­ma treibt das Pro­jekt im Alen­te­jo vor­an. Sie erhielt im Febru­ar 2019 von der por­tu­gie­si­schen Zulas­sungs­be­hör­de Infar­med die Lizenz zur Kul­ti­vie­rung von medi­zi­ni­schem Can­na­bis. Eben­so wur­de erlaubt, das ent­spre­chen­de Saat­gut ein­zu­füh­ren.

In der Hoff­nung, ein füh­ren­der Expor­teur von Can­na­bis aus Por­tu­gal und Aus­tra­li­en wer­den zu kön­nen, hat Holi­gen bereits Koope­ra­tio­nen mit Ver­triebs­part­nern in Deutsch­land, Polen, Groß­bri­tan­ni­en und Irland vor­be­rei­tet.

Cannabis-Gewächshaus an der Algarve abgebaut

Can­na­bis-Anbau macht auch an der Algar­ve immer mal wie­der Schlag­zei­len. Jüngst, am 1. April, stie­ßen Dro­gen­fahn­der der Poli­zei in Lou­lé auf ein ille­gals Can­na­bis-Gewächs­haus. Hier wur­de nicht für medi­zi­ni­sche Zwe­cke, son­dern für den Rausch­gift­han­del ange­bout. Die Beam­ten hat­ten bereits einen Monat ermit­telt und erschie­nen nun mit einem Durch­su­chungs­be­fehl für das Haus und das Fahr­zeug eines 38-jäh­ri­gen Ver­däch­ti­gen vor Ort. Der Mann muss­te zuse­hen, wie die Poli­zis­ten sie­ben Can­na­bis-Topf­plan­zen, eine Lüf­tungs- und Hei­zungs­an­la­ge sowie ver­schie­de­nes Zube­hör und Pflan­zen­sa­men beschlag­nahm­ten. Sein Gewächs­haus wur­de abge­baut.