Wir wollten nichts.

Von Buecherchaos @FranziskaHuhnke

Wir wollten nichts. Wir wollten alles.

Sanne Munk Jensen

Glenn Ringtved

Oetinger, 2015

978-3789139208

16,99 €

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Lässt nicht los: Liebe, die absoluter nicht sein kann. Zwei Leichen werden aus dem Limfjord gezogen: Liam und Louise. Ihre Hände sind mit Handschellen aneinander gekettet. Alle Indizien weisen auf Selbstmord hin. Louises Eltern zerbrechen fast am Tod ihrer Tochter, doch ihr Vater klammert sich daran, die Wahrheit herauszufinden.

Louise und Liam sind am Anfang ein perfektes Paar. Sie unscheinbar, wird endlich geliebt. Er eine stille Art von Draufgänger, der eigentlich nur alles Gute im Leben will. Dies geht natürlich ohne Schule und ohne Arbeit.

Louise ist von ihm gefangen genommen worden, sein Lächeln ist ihre Welt und wenn ihr jemals etwas anderes wichtig war, gibt es dies nicht mehr. Ihre Einstellung kann ich am Anfang verstehen. Alles ist neu, geliebt zu werden ein schönes Gefühl und ja, am Anfang ist alles schön. Aber merkt sie die Veränderung nicht? Will ihr niemand helfen? Das verstehe ich am Buch nicht.

Die Eltern werden sehr hilflos und teilnahmslos dargestellt. Ich mag sie nicht – auch wenn ihr Vater später alles versucht.

Die nordische Kulisse ist nicht bekannt dafür, dass sie sehr hübsch ist ;) Meist lese ich dort nur angesiedelte Thriller mit vielen Toten und/oder verstörende Jugendbücher. “Wir wollten nichts. Wir wollten alles.” zählt zu dem verstörenden Jugendbuch, obwohl wirklich getroffen hat mich ihr Schicksal nicht.

Louise und Liam – es beginnt so perfekt. Die erste Szene im Buch, die zusammengebundenen Körper, der gemeinsame Tod – es ist fast poetisch. Da denke ich noch: “Wir beide, das wird was.” Aber ich lese immer mehr und komme zu dem Schluss, dies ist kein Buch für mich.

Die Erzählweise finde ich toll. Louise erzählt, beobachtet ihren Vater, ihre Mutter und auch Liam Vater Ian. Sie schaut von oben herab, das Ende ist vorbestimmt, der Leser weiß, worauf er sich einlässt. Dies vermittelt der Anfang.

Er weiß es nicht, überhaupt nicht. Es geht später um schreckliche Dinge. Dinge, die es tatsächlich gibt, die zur Realität gehören und die auch nicht totgeschwiegen werden sollen. Drogen, falsche Entscheidungen, abgöttische Liebe, die nicht immer gut ist und falsche Freunde. All dies ist richtig, ist mir aber zu hart, zu krass, zu aufgeputscht. Es gibt nicht einen Lichtblick.

Sogar die Eltern verhalten sich, als wäre ihnen nichts wichtiger als die Tochter. Als sie lebt, soll sie nur glücklich sein. Fragen werden nur einmal gestellt, Augen geschlossen, Geld verschenkt. Und am Ende? Am Ende verstehen sie die Welt nicht mehr und schon gar nicht den Tod von Louise.

Es hat mir nicht gefallen, dass in diesem Leben alles schlecht ist. Es ist wie Romeo und Julia, nur lässt Romeo niemandem eine Wahl.

Ich wollte sie immer retten und ihn immer springen lassen. Es war mir egal, was dann passiert. Die Machart hat mich gefangen genommen, aber alles andere war mir zu viel, zu nah, zu böse.


Das Cover ist schön, aber harmlos. Nicht passend zum Inhalt, der mich an Janne Teller erinnert, den Aufreger Jahre zuvor. Auch das Buch hatte mit viel Gewalt etwas gezeigt, was es auf der Welt gibt.

Interessant und mitreißend ist die Erzählperspektive, die zum Teil aus dem “toten” Off von Louise erzählt wird, aber teilweise auch nah dran ist am Vater und Ian .

Ich muss ehrlich sein – vor allem zu mir selbst. Mir war das Buch zu hart, zu offen und zu verschmitzt. Letzteres weil es etwas  darstellt, was es nicht ist und ich Mogelpackungen nicht mag, wenn dann stelle ich mich falsch auf das Buch ein und das hat es nicht verdient. 3 Bücherpunkte bekommt es. Ich rate Euch auch gute 5 Sterne Rezensionen zu lesen, meine Meinung ist nicht alles und wenn ich länger darüber nachdenke, vielleicht wird es dann besser.