"Wir waren jung und unbekümmert"

Von Rennradblog

"Wir waren jung und unbekümmert", so der Titel der Laurent Fignon Biographie. Die Biographie ist außergewöhnlich und sehr authentisch geschrieben. Man spürt den Laurent Fignon wie er leibte und lebte. Die ungestüme, ehrgeizige, bisweilen fast cholerische Persönlichkeit manifestiert sich auf fast jeder Seite.

Viele kennen Laurent Fignon nur als den Fahrer, der die Tour de France am letzten Tag mit nur 8 Sekunden Rückstand verlor. Viele wissen aber nicht, dass Laurent die Tour zwei Mal gewonnen hat. Außerdem hat er auch Siege im Giro und vielen anderen Rundfahrten wie Mailand-San Remo in seinem Palmares. Laurent Fignon war es auch, der das Businessmodell der Rennställe modernisierte. Anfangs der 80er Jahre organisierte und betrieb Renault das Renault Team. Dies endete oft im Chaos, da Renault und auch die anderen Rennstall-Eigentümer eigentlich ein ganz anderes Kerngeschäft hatten. Mit dem Ausstieg von Renault übernahm dann Fignon mit seinem sportlichen Leiter den Rennstall und suchte Sponsoren, die dem Team den Namen gaben. Dieses Modell wurde in kurzer Zeit von allen Teams kopiert.

Die Laurent Fignon Biographie beleuchtet die achtziger Jahre des Rennradsports. Grandiose Karrieren von Rennrad-Fahrern wie Bernard Hinault, die heute fast etwas in Vergessenheit geraten sind, leben noch einmal auf. Die ersten Dopingmissbräuche und die politischen Spielchen unter den Funktionären und Rennradfahren werden aufgezeigt. Ein Highlight ist sicherlich auch die Geschichte um Francesco Mosers Giro Sieg 1984. Dort wurden kurzfristig Etappen geändert, um dem Zeitfahrspezialisten Moser den Giro-Sieg zu ermöglichen. Dies trieb Laurent Fignon zur Weißglut, da er auf der Höhe seines Schaffens und in den Bergen haushoch überlegen war.

Die Biographie von Lauren Fignon ist ein Muss für jeden passionierten Rennradfahrer. Sie ist ungeschminkt, spannend und sehr ehrlich geschrieben. Zahlreiche Anekdoten, die einem immer wieder zum Schmunzeln bringen, runden das Buch ab. Die Biographie stilisiert Fignon nicht zum Gott des Rennrads, sondern zeigt wie er wirklich war. Ein unglaublich leidenschaftlicher Rennradfahrer, dem es in erster Linie um den Sport ging. Rennradfahren war seine Passion und sein Leben. R.I.P. Laurent!