Wir sind Lena aber nicht mehr Bundespräsident

Erstellt am 31. Mai 2010 von Renes

Wir alle müssen sparen und der Bundespräsitent macht es vor, er spart sich selbst ein. Nach der kleinen Wirtschaftssensation Lena, nun die Sparaktion Köhler. Was für eine Achterbahnfahrt für die Republik.

Aber wir haben es uns verdient bzw. die Berliner Politik hat es sich verdient. Der Bundespräsident macht das Letztmögliche, um die Ignoranten und Rechthaber aufzuschrecken. Er hat als erster Präsident den Mund aufgemacht und einfach mal den lahmen Politikhaufen angezählt und der Haufen war verschnupft. "Wie kann der Typ es wagen, schliesslich haben wir ihn zum Bundespräsidenten gemacht?!" Er hat Gesetze nicht durchgewunken, sondern wieder auf den Tisch geknallt und gesagt: "Macht den Scheiss nochmal, das ist Mist!" Dafür habe ich ihn geliebt. Ein nicht-konformer Bundespräsident, der den verkeimten Politikladen etwas desinfizieren wollte.

Leider kann man die deutsche Politik nicht entkeimen. Die deutsche Politik ist wie ein deutscher Grosskonzern. Ideen und Innovationen, Umbrüche und Revolutionen werden durch langes Gerede, ewige Zusammenkünfte und Zäune ums eigene kleine Reich langsam aber sicher niedergerungen. Wo in anderen Ländern und Firmen einzelne Menschen zu Galionsfiguren werden, zu denen man aufsieht, sie zwar kritisiert, aber respektiert, senken wir in Deutschland den Kopf und sagen uns: "Nein, ich kann zu keiner Person aufschauen. Nein, nein... ich behalte den Kopf unten. Die Deutschen haben zu oft in ihrer Geschichte aufgeschaut, das ging immer schief. Nein, nein... ich meckere hier so vor mich hin und damit ist gut. So sage ich wenigstens was, mache aber bestimmt nichts falsch."

Und das wäre dann auch die Brücke zu Lena. Können wir uns nicht einfach alle freuen, dass Europa uns mal wieder mag? Nun gut, Israel hat uns keine Punkte gegeben, das ist verständlich. Aus Sicht von Griechenland hätten wir wohl mehr zahlen sollen, so wurden es nur mickrige zwei Punkte. Aber der Rest hat uns einigermassen lieb. Und was machen wir? Einige freuen sich, aber ein sichtlich grosser Haufen nörgelt. "Die kann doch nicht singen, die ist doch nur gemacht und die kann ja überhaupt kein Englisch." Fuck, wir sind Deutsche, wir haben Akzent und ja, sie ist gemacht, aber bedeutend besser als 50% der restlichen Musikertruppe im Land. Singen? Weiss nicht, Singen kann man weit fassen, aber wie viele Superstars können schon singen? Sie kann immerhin ihr Lied auf Zuruf live trällern und das können nur wenige Künstler.

Nun weg vom Süssen und hin zum Sauren. Ja, wir führen Krieg. Das hat nun nichts mit Lena zu tun, aber mit dem Ex-Bundespräsidenten, denn der hat das Wort benutzt und unser Verteidigungsminister, der hat auch Krieg gesagt und der muss es wissen. Weil er so schlau ist, wurde er auch vom Wirtschaftsminister zum Verteidigungsminister degradiert, denn da kann er wenigstens nichts ausrichten. Wir Deutsche konnten bisher immer prima Kriege anfangen, aber dürfen wir ja nicht mehr. Eigentlich dürfen wir ja nicht mal mehr mitmachen, wenn es jemand Krieg nennt. Mich wundert, dass der Duden das Wort Krieg nicht schon gestrichen hat.

Ja und zum Henker, Kriege sind Kämpfe um wirtschaftliche Ressourcen, da hat der Ex-Bundespräsident recht. Zwar konnten wir uns aus dem Irak raushalten, aber der Druck der Partner war zu stark, um bei Afghanistan sich auch einfach nur wegzuducken. Druck heisst hier auch immer wirtschaftlicher Druck. Wie macht man es sonst? Sanktionen entweder öffentlich oder geheim. Da darf man dann halt mal nicht an Grossprojekten teilnehmen und muss sehen, wie man an Ressourcen oder Macht kommt.

Warum werfen die Amerikaner dem Irak und Afghanistan Bomben auf dem Kopf? Zwei Länder, die sich definitiv nicht gross wehren können? Warum nicht China? Die sind auch undemokratisch. Oder wir hätten dem Butan geholfen... oh... da ist ja China der Freund. Warum nimmt die USA nicht Kuba ein, wo es doch so böse ist? Aber Kuba bietet ausser Stränden nichts, was wir brauchen und wenn wir Kuba überrollen würden, um die Demokratie mit Bomben zu säen, dann würden Mittel- und Südamerika extrem sauer sein und da kommen a) Öl und b) billige Produkte her. Sprichwörtlich wäre Amerika nackt ohne die undemokratischen Länder dieser Welt. Nein, wir führen keine Kriege für Demokratie oder aus Selbstverteidigung, wir führen Ressourcenkriege und wenn es nur dazu dient, mal wieder neue Raketen zu kaufen, um die eigenen Ressourcen zu Hause auszulasten, damit sie nicht unruhig werden und man Arbeitsplätze erhält, um die nächste Wahl zu gewinnen.

Da fällt mir gerade Dieter Nuhr ein. "Da schmeissen die Amerikaner den Leuten Bomben auf den Kopf, um denen Demokratie zu bringen... das funktioniert doch nicht... obwohl, wir Deutschen sind ja die Einzigen, bei denen das bisher funktioniert hat." (frei zitiert).

Die Kriege die Deutschland jetzt führt, führt es, damit die Anderen uns am Kuchen teilhaben lassen, der immer mal wieder aufgeschnitten wird. Es geht um wirtschaftliche Interessen, weil wir Waffen verkaufen müssen, denn es hängen viele Arbeitsplätze davon ab. Es geht darum mitspielen zu dürfen, damit man mit am Tisch sitzen darf und nicht von Anderen einfach Dinge diktiert bekommt. Es geht darum, dass man ernst genommen wird. Seit dem ersten Untergang Griechenlands dürfte klar sein, dass man mit Worten eher weniger ausrichten kann. Leider ist die Welt auch noch nicht wie in StarTrek...

Unser Ex-Bundespräsident und unser Verteidigungsminister haben hier recht und wenn eine Demokratie den Präsidenten nicht ernst nimmt, sondern mit meckernden Worten rummäckelt, dann ist der Präsident ganz gut bedient, die letzte Bombe in seinem Arsenal zu zünden und mal nicht mit Gelaber Probleme wegzureden, sondern uns alle aufzuwecken und dem komatösem Deutschland durch einen letzte Tat zu sagen: "Es reicht, wir kommen nicht voran und jetzt macht Euren Scheiss allein. Es gibt für mich irgendwo eine bessere Stelle, wo ich mehr ausrichten kann."

Vielleicht sollten wir bequemen Deutschen uns daran ein Beispiel nehmen? Anstatt sich wegzuducken, rumzumuffeln und lieber still in der Ecke zu sitzen, sollten wir einfach mal alles geordnet hinschmeissen und neu anfangen. Alles neu macht der Mai und wenn es am 31. des Monats ist.

In diesem Sinne: Herzlichen Dank Herr Bundespräsident für den Gongschlag und vielen Dank für die ganzen nicht-konformen Dinge, die sie getan haben. Ich weiss, eigentlich wäre noch mehr gegangen, aber es gibt Grenzen, die man nur schwer ohne Unterstützer überschreiten kann. Immerhin haben sie zum Schluss eine Grenze überschritten und damit bewiesen, dass sie nicht der Bundespräsident waren, der repräsentiert hat, sondern der dirigiert hat. Einige Takte hätten durchaus heftiger sein können, aber der letzte Takt war es.