Wir sind keine Hans Ulrich Obrists


Wir sind keine Hans Ulrich Obrists
Wir haben uns die „Qin“-Ausstellung im Historischen Museum Bern noch nicht angesehen. Und auch viele andere bedeutende Ausstellungen in Bern, der Schweiz und im nahen Ausland verpasst.
Das klingt nicht weiter schlimm. Trotzdem fühlen wir uns oft verlegen, ja gar beschämt, wenn in einem Zirkel kunstbeflissener Zeitgenossen von diesen „Must see“-Ausstellungen gesprochen wird und wir nicht mitreden können. Oft scheint es in solchen Runden, als wären wir die einzigen, die es nicht schaffen, ALLE Ausstellungen gesehen zu haben.
Wie stellen es all diese Kuratoren, Künstler und Kritiker bloss an, im MoMA und an der Biennale, in Tokyo und der Fondation Beyeler gleichzeitig zu sein? Oder immerhin im Abstand von wenigen Tagen? Gibt es bei der Swiss ein spezielles „Around the Art-World“-Ticket, von dem wir nichts wissen? Oder sind die Tage einiger Mitmenschen tatsächlich länger als 24 Stunden?
Die Kultussen müssen einsehen: Wir sind halt keine Hans Ulrich Obrists. Wir schaffen es nicht, neben Berufsalltag, Privatleben und Hobbys auch noch alle wichtigen Ausstellungen unter einen Hut zu bringen. Eigentlich sollten wir uns deswegen nicht schlecht fühlen. Und wer weiss. Etwas Mut zur Lücke würde vielleicht auch Hans Ulrich Obrist gut tun. Dann hätte er mehr Zeit, sich auf eine Sache zu konzentrieren, und „Das Magazin“ müsste rund um seine Kolumnen nicht so viel Weissraum layouten :-)

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