Wir möchten nicht zurückgewiesen werden!

Von Wernerbremen


Ihr Lieben,

heute möchte ich Euch eine Geschichte von Anthony de Melloerzählen:

„Johnny und der Ziegenbock“

„Johnny war ein stämmiger, robuster Junge von drei Jahren.
Er freundete sich mit dem Ziegenbock Billy von nebenan an.

Jeden Morgen rupfte er etwas Gras und Salatblätter ab und brachte sie Billy zum Frühstück. Ihre Freundschaft wurde so eng, dass Johnny sich stundenlang in Billys freundlicher Gesellschaft aufhielt.

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Eines Tages kam Johnny auf die Idee, ein anderes Menü würde Billy gut tun.
Also ging er mit Rhabarber anstatt mit Salat zu seinem Freund.
Billy knabberte ein bisschen am Rhabarber, stellte fest,
dass er ihm nicht schmeckte und schob ihn weg.

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Johnny ergriff Billy an einem Horn und versuchte, ihn dazu zu bringen, den Rhabarber zu fressen. Dieses Mal stieß Billy seinen kleinen Freund weg, zunächst ganz sanft, aber als Johnny nicht nachließ, stieß er fest zu, sodass Johnny stolperte und mit einem Bums auf sein Hinterteil fiel.

Johnny war so beleidigt, dass er sich abbürstete, Billy wütend anblickte und nie wieder zu ihm kam.
Einige Tage später, als der Vater ihn fragte, warum er nie mehr hinüberging, um mit Billy zu reden, erwiderte Johnny: „Weil er mich zurückgewiesen hat!“

Quelle: Astrid Müller


Ihr Lieben,

Eine Zurückweisung – das wünschen wir niemandem.
Zurückgewiesen zu werden, das bedeutet, nicht geliebt zu werden, keine Zuwendung zu erfahren.

Und nach Liebe und Zuwendung sehnen wir uns doch alle.


Von daher ist der kleine Johnny zu verstehen, dass er sauer auf seinen Spielkameraden, den Ziegenbock ist, denn er wurde von ihm zurückgewiesen.

Wenn wir diese kleine Geschichte des genialen Geschichtenerzählers de Mello aufmerksam lesen, dann können wir etwas aus dieser Geschichte für unser Leben lernen, das uns das Leben ungemein erleichtern kann.
Natürlich werden wir in unserem Leben immer wieder auch Menschen begegnen, die uns zurückweisen, die uns nicht lieben, die uns keine Zuwendung schenken, obwohl dafür gar kein Grund vorliegt. Mit diesen Zurückweisungen müssen wir uns abfinden.
Aber noch viel öfter erfahren wir in unserem Freundes- und Bekanntenkreis, im Kreis unserer Lieben, durch unsere Kinder und Enkelkinder, ja manchmal sogar durch unsere Partnerin oder unseren Partner Zurückweisung und wenn wir ganz genau hinschauen und ein wenig selbstkritisch sind, dann stellen wir fest, dass wir an der Zurückweisung nicht ganz unschuldig sind.

Eigentlich ist der kleine Johnny doch gut zu verstehen:
Er wollte dem kleinen Ziegenbock doch nur etwas Gutes tun, indem er ihm ein anderes Futter anbot. Er hat aber nicht respektiert, dass der Ziegenbock das Futter nicht wollte, er war von seiner Idee des abwechslungsreichen Futters so begeistert, dass er dem Ziegenbock das Futter regelrecht aufdrängen wollte, auch gegen dessen Willen.

Aber Ziegen sind sehr eigensinnig, deshalb hat der Ziegenbock den kleinen Johnny zurückgewiesen.
 
Das Wort „eigensinnig“ hat im Deutschen einen negativen Klang.
Ein Mensch, der sich nichts aufdrängen lässt, wird als „eigensinnig“ bezeichnet.

Wenn mich ein Mensch als „eigensinnig“ bezeichnet, dann fühle ich mich geehrt.
Es ist doch etwas ganz Wunderbares, einen eigenen Sinn zu haben.

Und das hat der kleine Johnny übersehen und das übersehen wir manchmal auch im Umgang mit unseren Kindern und Enkelkindern, unserer Partnerin, unserem Partner, unseren Freunden und Bekannten:
Es ist gut, wenn wir anderen Menschen einen Rat oder einen Tipp geben, wir müssen aber auch akzeptieren, dass der andere Mensch unseren Rat, unseren Tipp manchmal nicht annehmen möchte, weil er einen anderen Weg gehen möchte.
Wenn wir in einem solchen Fall, wenn unser Rat, unser Tipp nicht angenommen werden, den anderen Menschen bedrängen und ihm unseren Rat und unseren Tipp quasi aufzwingen wollen, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn wir zurückgewiesen werden, wenn wir nicht mehr geliebt und uns die Zuwendung verweigert wird.

Ganz besonders gilt das für unser Verhältnis zu unseren Kindern und Enkelkindern:
Wenn wir unseren Kindern und Enkelkindern einen Rat erteilen oder einen Tipp geben und diese weder den Rat noch den Tipp annehmen wollen, dann müssen wir das akzeptieren, wenn wir die Liebe unserer Kinder und Enkelkinder nicht riskieren wollen.

Und eines sollten wir immer dabei bedenken:
Ein Kind, das nicht jeden Rat seiner Eltern annimmt, nicht jeden Tipp befolgt, das kann man als störrisch bezeichnen!
Ich sehe das völlig anders:
Ein Kind , das nicht jeden Rat seiner Eltern befolgt, nicht jeden Tipp befolgt, das ist für mich ein Kind, das dabei ist, zu lernen, seinen eigenen Weg zu gehen, das ist für mich ein Kind, das Rückgrat hat und das seinen eigenen Sinn hat.
Auf ein solches Kind, ein solches Enkelkind sollten wir jeden Tag stolz sein!

www.kreiszeitung.de


Ihr Lieben,zum Wochenende wünsche ich Euch recht viel Entspannung und Erholung und denkt alle an die Zeitumstellung von der Sommer- auf die Winterzeit und ich grüße Euch alle ganz herzlich mit herrlich duftenden Kartoffelpuffern von unserem Bremer Freimarkt
Euer fröhlicher Werner

Quelle: Helmut Mühlbacher