Gerade heute, nein... natürlich eigentlich schon immer, ist es wichtig, sich mit der Vergangenheit auseinander zu setzen. Sei es mit der eigenen, persönlichen, oder mit der des Landes. Manche Geschehnisse dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Allein deswegen schon, weil sie niemals wieder passieren dürfen. Zeitzeugen werden von einigen (eigentlich von den meisten) Historikern kritisch gesehen. Zu hoch sei das Risiko der Verfremdung, der Ergebnisse von Traumatisierungen, als dass die Aussagen in wissenschaftlichen Arbeiten als 100% zitierfähig angesehen werden könnten. Als angehende Historikern bewege ich mich daher -denke ich- auf dünnem Eis, wenn ich sage: "Nein! Zeitzeugen können mehr Gefühle und Wissen transportieren als so manches Buch!". Umso schöner, wenn sie sich bereit erklären, ihr Schweigen zu brechen und jungen Menschen von ihrer eigenen Vergangenheit erzählen. Edith Bader-Devries hat Theresienstadt überlebt und kam nach dem Krieg gemeinsam mit ihrer Familie nach Deutschland. Heute hält sie Vorträge vor Schülern, Studenten, Bürgern und gibt damit all denen eine Stimme, die -wie sie sagt- nicht mehr sprechen können. Unser Michael hat ihre Veranstaltung im BiBaBuze in Düsseldorf besucht. Lest selbst, wie er den Abend erlebt hat.
Liebst,
Conny
„Wir sind nicht da, um zu hassen, sondern um zu lieben.“ sagt Edith Bader-Devries. Die Besucher hängen an ihren Lippen. Bis auf den letzten Platz belegt ist die Buchhandlung BiBaBuZe an der Aachener Straße in Düsseldorf. Viele Besucher müssen nach Hause geschickt werden. Gemeinsam mit dem AStA, dem Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus/Neonazismus an der HS Düsseldorf und dem Erinnerungs- und Lernort Alter Schlachthof fand ein Gesprächsabend mit der Zeitzeugin statt, die von ihrer Deportation berichtete. Düsseldorf-Theresienstadt, so war der Abend betitelt.
Im Alter von sechs Jahren wurde Devries am 25. Juli 1942 zusammen mit ihren Eltern von Weeze nach Theresienstadt deportiert. Sie überlebten im Ghetto unter unmenschlichen Bedingungen. Viele andere Familienmitglieder wurden ermordet.
„Juden sind alle stinkreich und haben Schuhgeschäfte!“ Solchen oberflächlichen Betrachtungen ist Devries immer wieder ausgesetzt. Und es scheint, als haben „...viele Menschen noch nie eine Jüdin gesehen“, berichtet die Zeitzeugin.
Sie erzählt von ihrer Leidenszeit, aber auch von den hoffnungsvollen, schönen Momenten, die dem Abend durchaus auch heitere Augenblicke geben. Edith Bader-Devries wird an diesem Abend zum Vorbild für ihre Zuhörer. Es sei immer wichtig für sie gewesen, „den Mut zu behalten“. Und man sollte niemals „Böses mit Bösem vergelten“.
Die aktuelle Lage um die Flüchtlinge beobachtet sie mit Trauer und Mitgefühl. „Ich finde es furchtbar, was gerade geschieht. Deren Leid ist auch uns damals geschehen.“ Durch die Ereignisse der damaligen Zeit sei sie auch sensibler geworden, sagt sie.
Doch Edith Bader-Devries wirkt am Ende des Abends auch glücklich und ist überwältigt von den vielen Besuchern. „Wir sind hier, um zu lieben. Wir lieben alle.“