© 20th Century Fox - Matt Damon, Scarlett Johansson, Thomas Haden Church und die Mitarbeiter eröffnen den Zoo
Es war einmal ein kleiner Zoo…so oder so ähnlich muss sich Filmemacher Cameron Crowe die Geschichte um den Dartmoor Zoological Park in Devon, England vorgestellt haben. Vor sieben Jahren inszenierte der Regisseur von Filmen wie ‚Almost Famous‘ oder ‚Vanilla Sky‘ sein letztes Werk ‚Elizabethtown‘, bevor er sich in einen Ruhestand vom Spielfilm begab und mit ‚Union‘ und ‚Pearl Jam Twenty‘ zwei in Deutschland nicht veröffentlichte Dokumentationen drehte. Mit ‚Wir kaufen einen Zoo‘ meldet sich Crowe nun aber zurück und erzählt die wahre Geschichte von Benjamin Mee, der mit seiner Familie ein Grundstück samt Zoo kauft und diesen wieder auf Vordermann bringt. Dabei orientiert sich der Film nahe an der Autobiografie „Wir kaufen einen Zoo: Eine ganz normale Familie, ein bankrotter Tierpark und 200 wilde Tiere“, die von Crowe in Gemeinschaftsarbeit mit Mee zu einem filmfähigen Drehbuch umgeschrieben wurde.
In diesem ist Schauspieler Matt Damon als Benjamin Mee zu sehen, einem Zeitungs- und Abenteuerjournalisten in Los Angeles, der nach dem Tod seiner Frau neuen Lebensmut aus einem Neuanfang zu schöpfen hofft. Er kündigt seinen Job und kauft ein Landhaus inklusive eines riesigen Grundstücks. Sehr zum Wohlwollen seiner kleinen Tochter Rosie (Maggie Elizabeth Jones) entpuppt sich der neue Wohnsitz als 70.000 Quadratmeter großer Zoo, in dem Dutzende von Tiere leben, die von der Pflegerin Kelly Foster (Scarlett Johansson) und ihrem engagierten Team betreut werden. Ohne auch nur die geringste Erfahrung, unter größter Zeitnot und mit knappem Budget versucht Mee alles, um den Zoo mit der Hilfe seiner Familie, seinen neu gefundenen Freunden und den Tieren wieder zu eröffnen.
Benjamin Mee (Matt Damon) lernt den Tiger kennen
Aber noch vor dieser Eröffnung muss der Film einiges leisten, tut dies auch, um die Zuschauer in diese kleine Märchenwelt zu entführen. Da ist zu Beginn der heroische Held Benjamin Mee – als solcher wird er jedenfalls von seinem Sohn angesehen – der zu Bildern seines Vaters von dessen bewundernswerten Taten erzählt. Da steht er einmal im Schutzanzug inmitten tödlicher Bienen, ein anderes Mal sitzt er an Bord eines Flugzeuges, fliegt in das Auge eines Tornados. Aber diese Bewunderung schwindet, als Katherine Mee (Stephanie Szostak) stirbt und einen überforderten, alleinerziehenden Familienvater zurücklässt, der seine Kinder nicht mehr unter Kontrolle bekommt. Seine kleine Tochter Rosie versucht möglichst erwachsen zu sein, vergisst fast ihre Kindheit. Sein Sohn Dylan (Colin Ford) verkriecht sich derweil in seinem Zimmer, malt gruselige Bilder von Tod und Verderben und fliegt dann auch noch wegen Fehlverhaltens von der Schule. Der Familienvater selbst, meidet alle Orte, die Erinnerungen an seine verstorbene Ehefrau hervorrufen und reagiert auch nicht auf die guten Ratschläge seines Bruders Duncan (Thomas Haden Church). Aber all die Problematiken sollen innerhalb des Films noch gelöst werden, nur brauchen die Mees hierfür einen kleinen Ortswechsel. Da beginnt das filmische Märchen um eine Familie, die in eine neue Welt auszieht, die fast fantastisch daherkommt, mit ihren fremden Wesen und abenteuerlichen Begegnungen.
Scarlett Johansson als Tierpflegerin Kelly Foster
Somit dürfen sich nicht nur seine Kinder, sondern auch Benjamin in ein Abenteuer stürzen, das alle drei nicht den Verlust der Ehefrau und Mutter vergessen lässt, aber sie lehrt, besser mit diesem umzugehen. Vor allem Benjamin, der in Kelly eine neue, vertraute Seele findet, wird am Ende des Films wieder dazu in der Lage sein, das Cafe zu betreten, in dem er seine Frau kennengelernt hat. Dann beginnt er seinen Kindern voller Enthusiasmus von dieser ersten Begegnung zu erzählen, lässt sie förmlich zu einem greifbaren Bild werden. Bis zu diesem Moment des erfüllten Glücks spiel Matt Damon den Familienvater lächelnd, aber stets mit Sorgenfalten im Gesicht, bleibt dabei aber immer der gutmütige Publikumsunterhalter. Denn der Film legt weitaus mehr Wert auf seine familiären Elemente, als auf dramatische Momente oder die Liebesromanze, die sich natürlich zwischen Matt Damon und Scarlett Johansson oder gar Colin Fords Dylan Mee und der auf dem Zoogelände lebenden Lily Miska, wie immer herrlich gespielt von Elle Fanning (‚Somewhere‘, ‚Super 8‘), entwickeln. Es gibt Ausnahmen, in denen sich Vater und Sohn in einer lautstarken Unterhaltung Beleidigungen an den Kopf werfen oder romantische Momente, in denen Dylan seiner angebeteten Herzensdame seine Liebe gesteht. Aber diese Momente stehen niemals so sehr im Vordergrund, als dass der Zuschauer sich von ihnen gestört fühlen würde. Viel wichtiger sind solche Szenen, in denen die tierischen Darsteller mit ihren menschlichen Kollegen interagieren. Da ist ein Bär, der erst ausbüxt und dem sich Benjamin Mee dann heldenhaft in den Weg stellt, eine Kiste voller Schlangen, die sich kurze Zeit später auf dem Hof wiederfinden, ein altersschwacher Löwe und noch viele Tiere mehr, die sich passend in die Erzählung einbringen und als heilender Zuwachs zur zerrüttenden Familie Mee gesehen werden dürfen.
Cameron Crowes ‚Wir kaufen einen Zoo‘ kann sich sicherlich nicht vor einigen Längen verstecken, umspielt dieses aber mit der charmanten Darstellerriege um Matt Damon und Scarlett Johansson, die in Kombination mit Familie, Tieren und der dazu stimmungsvollen Musik von Jón Þór “Jónsi” Birgisson, dem Sänger der isländischen Band Sigur Rós, ein wirkliches Abenteuer erleben dürfen. Somit darf sich der echte Benjamin Mee freuen, dass seine unglaubliche Geschichte so unterhaltsam für die Nachwelt festgehalten wurde.
Denis Sasse
‘Wir kaufen einen Zoo‘