Wir huldigten Merkur

Wir huldigten Merkur

Der Votivstein von Rapperswil. Unten links die Silbe EX.

Wir huldigten Merkur

Der nahe Freiheitsstein.

Auf unserer gestrigen Wanderung (ein Bericht folgt morgen) kamen wir auch nach Rapperswil BE. Auf Wikipedia hatte ich gelesen, dass es dort im Garten des Pfarrhauses einen römischen Votivstein gebe, einen dem Gott Merkur gewidmeten Gelübdestein. Eventuell war er Teil eines Merkurtempels, steht auf der Homepage der Kirchgemeinde zu lesen. Wir suchten. Ein Mann sagte uns, wo das Pfarrhaus stand: bei der Kirche die Treppe hinab. Wir fanden das Haus, stellten fest, dass der Garten äusserst privat wirkte und im Haus ein Arzt wohnte. Wir klingelten, keine Antwort. Dann fiel unser Blick auf die andere Strassenseite, wo ein Stein mit einer Tafel stand. Wir gingen ihn anschauen. Nein, das war nicht unser Stein. Aber auch interessant - es handelte sich um einen Freiheitsstein* von 1521. Offenbar waren es ursprünglich vier solche Steine, die ein Areal bezeichneten, innerhalb dessen Asylrecht galt. Wer sich in dem Geviert aufhielt, konnte nicht belangt werden, durfte weder festgesetzt noch verschleppt werden. Als wir die paar Meter zurück zum Pfarrhaus gingen, fuhr ein Auto vor, eine Frau stieg aus: Ja, sie wohne hier, dies sei ihr Garten. Und wir seien, abgesehen von den Archäologen, die ersten Leute, die sich für den Stein interessierten. Sie zeigte uns diesen, während uns ihr riesenhafter Hund umtanzte; der Stein war in die Mauer am Hang hinter dem Haus eingelassen. Nun ja, lesen konnte man von der Inschrift gar nichts ausser der Silbe EX. Und doch: Expedition mit Erfolg abgeschlossen!
Man lese auch meine Kolumne über Attiswil, wo es den sogenannten Freistein gibt.

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