„Wir hoffen, dass ein wissenschaftliches Denken über Utopie möglich wird“

Telepolis. 31.07.2018

Ein Gespräch über postkapitalistische Alternativen mit den Keimformbloggern und Buchautoren Simon Sutterlütti und Stefan Meretz

Simon Sutterlütti ist Soziologe, aktiv im Commons-Institut und bei der Gruppe 180grad; Stefan Meretz ist Ingenieur, Informatiker, Mitbegründer des Commons-Instituts und Kolumnist im Wiener Magazin „Streifzüge“. Beide bloggen auf keimform.de, einem Blog, der sich v.a. der Überwindung der warenförmigen Gesellschaft und der Suche nach Ansätzen jenseits von Markt und Staat widmet. Das Buch „Kapitalismus aufheben“ gibt es online unter commonism.us oder als Druckwerk im Handel (VSA-Verlag).

In ihrem jüngst publizierten Buch „Kapitalismus aufheben“ laden Sie den Leser ausdrücklich ein, über Utopien, über die Transformation des bestehenden Systems nachzudenken. Ist dies nicht illusionär angesichts der gegenwärtigen Realität, die vom Aufstieg der neuen rechten und rechtspopulistischer Borderliner wie Trump, Erdogan, Seehofer oder Söder geprägt ist?

Simon Sutterlütti und Stefan Meretz: Die Rechten steigen unter anderem darum auf, weil sie einen Fahrplan bieten: Klare Ziele und klare Wege, „Wir“ vor den Anderen. Emanzipatorische Bewegungen haben dem kaum etwas entgegenzusetzen. Sie fordern diffus Solidarität, aber ob und wie eine Gesellschaft funktionieren kann, die allgemeine Solidarität produziert und auf ihr aufbaut, ist unklar. Genauso verbleibt der Weg dorthin als eine Leerstelle.
Unser Buch versucht gerade in diesem Bereich fundierte Ideen zu entwickeln und Diskussionen anzustoßen. Ohne begründete Hoffnung, die sowohl für uns selbst, als auch für andere eine greifbare Möglichkeit ist, haben Menschen gute Gründe, sich kopfschüttelnd von „idealistischen Spinnereien“ abzuwenden. Übrig bleibt der Fokus auf das Private, um die eigenen Schäfchen ins Trockene zu bringen. Natürlich brauchen wir auch heute Widerstand, Solidarität und politisches Wirken, aber damit unsere Kämpfe erfolgreich sind und nicht ewig den Symptomen hinterher rennen, müssen sie auf eine Gesellschaft zielen, in der wir nicht mehr kämpfen müssen. Die Fragen nach dieser Gesellschaft und wie wir sie erreichen können, stellen wir in unserem Buch vor.

Link: https://www.heise.de/tp/features/Wir-hoffen-dass-ein-wissenschaftliches-Denken-ueber-Utopie-moeglich-wird-4122340.html


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