Wenn ihr mir auf Facebook & Co folgt, habt ihr vielleicht schon bemerkt, dass ich mich seit einigen Monaten auf einem Kreuzzug gegen jedweden Rechtspopulismus und hier ganz besonders gegen Pegida und noch mehr die viel gefährlichere AfD befinde.
Auf meinem Blog sabienes.de habe ich bereits in einem offenen Brief an Frau von Storch gewandt und nun ist hier der Herr Meuthen dran. Aber auf einen offenen Brief möchte ich diesmal verzichten, bevor man mich in diesen Kreisen noch wegen meiner Korrespondenz für sympatisch finden.
Es geht um folgenden Ausspruch, in dem Meuthen am 1. Mai auf dem Bundesparteitag der AfD in Stuttgart konstatierte, er (respektive seine Partei) wolle
„weg vom links-rot-grün verseuchten 68er-Deutschland“
Da die 68er Generation und die damit verknüpfte 68er Bewegung befindet sich ja längst in den besten Jahren und ist deswegen ein Thema für Frau Sabienes.
Was ist die 68er Bewegung?
Die 68er Bewegung war weder eine Erfindung der 68er Generation, noch ein deutsches Phänomen, sondern eine internationale Bewegung, die ihre Wurzeln bereits Ende der 50er gehabt hat.
Nach Kriegsende fand in den Industrieländern wieder eine gewisse Konsolidierung und wirtschaftlicher Aufschwung statt, gleichzeitig stieg die Gefahr eines 3. Weltkrieges durch den Ost-West-Konflikt, Kubakrise und den Krieg in Indochina. Parallel dazu erhob sich in den USA eine Bürgerrechtsbewegung gegen den Vietnamkrieg und den Rassismus.
In Deutschland hatte man nach dem Nationalsozialismus besonders viele gute Gründe, mit überkommenen Wertevorstellungen aufzuräumen, was 1967 mit einer Transparententhüllung in der Universität Hamburg sehr gut zum Ausdruck kam. Darauf stand nämlich zu lesen:
Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren“
Spätestens ab diesem Moment war die 68er Bewegung auch in Deutschland angekommen.
Die 68er Generation
1968 war ich genau 9 Jahre alt und gehöre damit genau genommen gar nicht mehr zur 68er Generation. Aber geprägt hat sie mich natürlich dennoch, nicht nur deswegen, weil ich damals in Hamburg in der Nähe der Universität gewohnt habe.
Demonstrationen gehörten in jener Zeit fast zur Tagesordnung, überall gab es Plakate, Aufkleber, Grafittis usw., auf denen Forderungen nach „Freiheit für …. “ oder „Nieder mit …. “ oder einfach nur „Make Love not War“ zu lesen war. Ich kannte die „APO“, Che Guevara und Mao Tse Tung und drückte mir an den Fensterscheiben eines frisch gegründeten, antiauthoritären Kinderladens die Nase platt.
Dazu kam diese neue Musik, diese andere Mode und die Hippie-Bewegung – alles schön bunt und laut und ein schöner Anlass, es sich so langsam aber sicher mit den Eltern zu verderben.
Die 68er Bewegung brachte uns neue Ideen, es wurden neue Lebenskonzepte entwickelt, freie Liebe propagiert, sexuelle Revolutionen geplant, eine neue Kultur entstand, es wurde diskutiert und geträumt.
Aber es war auch viel Blödsinn dabei.
Und man nahm Drogen.
Und man gründete die RAF. Ein sehr schwarzes Kapitel.
Waren die 68er verseucht?
Auch wenn man die negativen Auswüchse und die negativen Langzeitwirkungen der 68er einmal außer Acht lässt, war es eine Entwicklung, die für ein demokratische Entwicklung und eine Aufarbeitung des Nationalsozialismus in Deutschland wichtig gewesen ist. Am prägendsten finde ich nach wie vor den Wahlkampfspruch von Willi Brandt aus dem Jahr 1969:
Mehr Demokratie wagen“
Wobei es meines Erachtens zeigt, in welchem Zustand sich unser Land damals befunden haben muss, wenn man Demokratie WAGEN muss. Also entweder ist man demokratisch, oder man ist es nicht.
Aber tatsächlich sind wir längst nicht mehr so obrigkeitshörig, wie es die Generation unserer Eltern vielleicht noch gewesen ist. Wir hinterfragen viel mehr die Aussagen der Politiker, gründen Bürgerinitiativen, demonstrieren ganz selbstverständlich gegen TTIP, schreiben Leserbriefe, sammeln Unterschriften für Petitionen und mehr.
Auch wenn wir unterm Strich immernoch ein bisschen treudoof sind, hat sich in der demokratischen Kultur Deutschlands viel getan!
Ein Dankeschön von Seiten der AfD wäre an dieser Stelle einmal angebracht!
In diesen Jahren hat es sehr viel positive Entwicklungen gegeben, ohne die wir heute nicht da stehen würden, wo wir sind – man denke nur einmal an die Frauenrechte!
Wir sind alle mehr oder weniger auch von dieser Zeit geprägt worden und man sollte sich diesen Einfluss (trotz aller Kritik) nicht kaputt machen lassen.
Deswegen:
Make Love not AfD – Das Credo der verseuchten 68er Generation! #meuthen #68er #afd
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