Wir, die Ratten und die Chips – wenn ich nur aufhören könnte…

Laborratten sind keine Menschen. Daher sind Ergebnisse von Rattenversuchen niemals eins zu eins auf uns übertragbar. Doch ab und an gibt es Erkenntnisse bzw. offene Fragen, bei denen die Ergebnisse sich mit Eigenbobachtungen an uns selbst decken.

Dazu gehört auch der Versuch mit den Ratten und den Kartoffelchips.  2011 wurde im Rahmen einer Disseertation das sogenannte “Food Carving” untersucht, also die Gier nach einem bestimmten Lebensmittel, unabhängig davon, ob der Körper wirklich hungrig ist. Machte man bis dahin einfach die Kombination von Fetten, Salz und Kohlenhydraten in den Kartoffelchips dafür verantwortlich, dass Chips selten in offenen Tüten vergammeln, weil andere Lebensmittel echten Hunger viel nachhaltiger in die Schranken weisen können, so bewies der Test an den Ratten, dass an den Chips mehr dran sein muss als bislang gedacht. Die Einzelheiten des Versuchs können hier nachgelesen werden. Gesunde Ratten haben normalerweise ein sehr gutes Gespür dafür, wieviel Energie sie mit ihrem Essen auffnehmen wollen. Auch bei den Chips fraßen sie nicht mehr als bei der Vergleichsmischung aus ähnlich viel Fett mit Kohlenhydraten, aber sie waren versessener darauf. Untersuchungen der Gehirnaktivitäten verglichen mit Ratten, die das normale Standardfutter zu fressen bekamen zeigten ein bemerkenswertes Ergebnis:

“Im Vergleich zur Aufnahme von Standardfutter führte die Aufnahme von Kartoffelchips zu signifikant unterschiedlich aktivierten Gehirnbereichen, die für die Regulation der Nahrungsaufnahme zuständig sind (11 signifikant unterschiedlich aktivierte Gehirnbereiche), die im Zusammenhang mit Belohnung und Sucht genannt werden (27), die an Vorgängen bei der Entstehung von Emotionen beteiligt sind (11), die eine Funktion in REM-Schlafphasen aufweisen (11), die Aktivität und Bewegung regulieren (6) sowie im Zusammenhang mit Lernen und dem Gedächtnis stehen (8). Außerdem konnten 23 Gehirnregionen durch die Aufnahme von Kartoffelchips im Vergleich zur Aufnahme von Standardfutter signifikant unterschiedlich aktiviert werden, die bisher in der Literatur mit keiner Funktion in Verbindung gebracht werden.”  (Hoch, Tobias)

Präsentiert wurde diese Erkenntnis auf beim ACS Meeting in New Orleans, und fand Anfang April ihr Echo in den US Onlinemedien wie Science 2.0.

Von dort wanderte die Erkenntnis  als große Neuigkeit wieder zurück in die deutschsprachige Presse (welche schon vor zwei Jahren hätte darüber berichten können).

Jetzt also sind die Wissenschaftler auf der Suche nach den Molekularen Triggern, (Auslösern) die das Belohnungszentrum im Hirn der Ratten aktiviert haben. Sie wirken ja auch bei uns (wie viele aus eigener Erkenntnis wissen) und wenn diese gefunden worden sind, könnte man Stoffe entwickeln, welche diese Trigger blockieren, sodass der Suchteffekt nicht mehr vorhanden ist.Eine nette Idee, die, so fürchte ich, aber höchstwahrscheinlich scheitern wird, weil die Snackhersteller ganz sicher ihre Leckerbissen nicht “unattraktiver” machen wollen, indem sie Trigger-Blockadestoffe beimischen.

Sobald die Trigger identifiziert sind, wird vielleicht sogar ein “Wettrüsten” einsetzen, welches Fertigessen (egal ob Chips, Schokoriegel oder Lasagne aus der Packung) am leckersten gemacht werden kann (bei möglichst billigen Bestandteilen, denn wozu gutschmeckende teure Inhaltsstoffe, wenn das Lockmittel aus jedem Essen ein Sucherlebnis macht).

Wir Verbraucher werden noch mehr als bisher auf der Hut sein müssen und sollte genau lesen, was auf den Packungen draufsteht.


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