Wehmütig denken viele Pfarrer an die 50-er Jahre zurück, als die Kirchen noch voll waren. Warum kommen heute so viele Christen kaum mehr in die Kirche?
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Früher einmal gab es weder Telefon noch Internet, hatten die Leute keine Autos, und auch das Vereinsleben war nicht so entwickelt wie heute. Mit dem sonntäglichen Kirchgang war die Teilnahme an der Dorfgemeinschaft verbunden. Heute brauchen die Menschen den Sonntagsgottesdienst für diesen Zweck nicht mehr.
Die Eucharistiefeier am Sonntag ist aber mehr als bloß menschliche Gemeinschaft.
Jesus lebte vor 2000 Jahren in Palästina. Er heilte viele Menschen von Krankheiten, befreite sie von Dämonen, schenkte Blinden das Augenlicht wieder und Tauben das Gehör, redete auch mit den verhassten Zöllnern und anderen verachteten Menschen, die ihm dafür unendlich dankbar waren. Er zeigte sich beschlagen in den Heiligen Büchern, bot den Schriftgelehrten und Führern des Volkes in der theologischen Debatte die Stirn, ließ sich von niemanden einschüchtern, war schlagfertig in seinen Antworten, zeigte Zivilcourage, lehrte die Menschen, wie sie richtig leben sollten, um aus dem Teufelskreis von Gewalt und Gegengewalt auszubrechen und dauerhaft glücklich zu werden.
Kurz: Jesus hatte Visionen und Charisma. Die Leute liebten ihn.
Seine begeisterten Jünger waren am Boden zerstört, als Jesus am Kreuz schändlich sterben musste. Sie fürchteten sich und trauerten. Als der Auferstandene ihnen erschien und sie mit dem Heiligen Geist stärkte, fassten sie wieder Mut. Sie konnten nicht schweigen, sie mussten reden von dem, was sie gesehen und gehört hatten. Als Freunde Jesu wollten sie sein großes Lebenswerk weiterführen, die große Vision vom Reich Gottes verwirklichen, die Erinnerung an ihn wachhalten. In der Apostelgeschichte heißt es im 2. Kapitel, Vers 46:
„Tag für Tag versammelten sie sich einmütig im Tempel, und in ihren Häusern hielten sie das Mahl des Herrn und aßen gemeinsam, mit jubelnder Freude und reinem Herzen.“
Ähnlich kommen auch wir jeden Sonntag in die Kirche, um das Gedächtnis des Leidens, Sterbens und der Auferstehung Jesu Christi zu feiern und uns in der Kommunion mit seinem Leib zu stärken. In Jesu Christi Tod und Auferstehung ist die Sünde überwunden und der Tod besiegt. Wir Christen können daher zuversichtlich in die Zukunft blicken und zutiefst optimistisch und froh sein. Das sollen wir aber auch nach außen merken lassen. Dann wird geschehen, was in der Apostelgeschichte im Kap. 2, Vers 47 steht:
„Sie priesen Gott und wurden vom ganzen Volk geachtet.
Der Herr aber führte ihnen jeden Tag weitere Menschen zu, die gerettet werden sollten.“
Und heute?