Michael Roes, Foto: Martin Lindner (cc-by-sa-3.0)
BERLIN. (hpd) Vor einigen Tagen stellten wir das Buch »Der eifersüchtige Gott« vor; ein Gespräch zwischen dem in Marokko geborenen Geisteswissenschaftler Rachid Boutayeb und dem deutschen Literaten Michael Roes. Heute können wir ein Interview mit Michael Roes veröffentlichen, in dem er über seine Gründe, dieses Gesprächsbuch zu veröffentlichen, spricht.Die Fragen stellte Ahmed Alkassimi.
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Gibt es ein »Islamproblem« in Deutschland? Brauchen wir mehr Toleranz?
Ja, es gibt ein »Islamproblem«, nicht nur in Deutschland oder westlichen Staaten, sondern auch und vor allem in der islamischen Welt selbst. Dieses »Problem« hat mindestens zwei Akteure: einen öffentliche Schlagzeilen produzierenden, zunehmend intoleranten und politischen Islam wahabitischer Prägung und eine säkular geprägte oder orientierte Gesellschaft oder Gesellschaftsschicht, die sich von der Radikalisierung mehr und mehr bedroht fühlt.
Gerade die vom fundamentalistischen Islam zunehmend marginalisierten und verachteten Gruppen, Frauen, frei denkende Intellektuelle und Künstler, Lesben und Schwule etc. fühlen sich zu recht angegriffen und ausgegrenzt (aktuell siehe Fahrverbot für Frauen in Saudi-Arabien; Einreiseverbot für Homosexuelle in die Golfstaaten, im Verdachtsfall droht ein absurder und entwürdigender »Schwulentest« …). Zweihundert Jahre opferreicher Emanzipationsgeschichte, Emanzipation auch und vor allem von der durch die Religionen festgeschriebenen Ungleichheit, stehen auf dem Spiel. Der Islam, der die Freiheits-, ja Lebensrechte Anders- oder Nichtgläubiger respektiert, wird im öffentlichen Diskurs nicht (mehr) wahrgenommen, weil er im Augenblick nirgendwo einen entscheidenden Einfluss hat oder sich selbst gar in der Defensive befindet.
Nein, wir brauchen nicht mehr »Toleranz«! Ich kann niemanden tolerieren, der mir als schwulen Künstler und Intellektuellen die Lebensberechtigung und mein Recht auf Glück abspricht! Jede Entwürdigung Andersdenkender und –lebender, jede Einschränkung der freien Lebensgestaltung, soweit sie dasselbe Recht der anderen nicht verletzt, muss in einer freien Zivilgesellschaft geächtet sein!
das komplette Interview beim hpd