Wir brauchen keine Bundestagsrede vom Papst

Erstellt am 20. Dezember 2010 von Freiheitsliebe

gefunden auf http://blog.gruene-jugend.de

Staat und Religion sollten getrennt sein, so steht es im Grundgesetz, dass scheinen unsere Volksvertreter allerdings vergessen zu haben. Anders lässt es sich nicht erklären, dass der Führer der (Katholiken) Christenheit und der gewählte Stellvertreter Gottes auf Erden, in den Bundestag eingeladen wird und dort eine Rede vor den Abgeordneten halten soll.
Dies ist eine Ehre, die bisher weniger als 15 Staatsoberhäuptern zuteil wurde, unter ihnen auch sehr fragwürdige Persönlichkeiten. Der Papst, so argumentieren Abgeordnete aller Parteien, sei als Staatsoberhaupt eingeladen und nicht als Religionsführer. Die Einladung wird von dem Grünen Volker Beck in Frage gestellt. Dieser argumentiert, dass man sonst auch die Repräsentanten anderer Religionsgemeinschaften einladen müsse, wohl wissend, dass diesem Vorschlag wenige Abgeordnete zustimmen würde. Allerdings verstößt auch dieser Vorschlag gegen die Trennung von Staat und Religion, würde aber wenigstens der Gleichbehandlung aller Religionen entsprechen.
Wäre es wirklich eine Ehre für uns?
Die Abgeordneten der Union sprechen sogar von einer großen Ehre, die der Papst uns gewährt. Natürlich ist es wichtig, dass Deutschland Kontakte zu den Repräsentanten der verschiedenen Religionen pflegt. Da die Religion für viele Menschen ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens ist - auch wenn die Zahl dieser Menschen stetigt abnimmt. Ein großer Teil der Bevölkerung dieses Landes ist katholisch, das sind allerdings keine Argumente dafür, dass  der Papst vor dem Bundestag sprechen sollte.
Wollen unsere Bundestagsabgeordneten wirklich die Verpflichtungen des Grundgesetzes aufheben und die, ohnehin nur in geringem Rahmen gewährleistete Trennung von Staat und Religion aufheben?
Selbst wenn behauptet wird, dass der Papst als Staatsoberhaupt spricht, warum wollen die Politiker in diesem Land ein Staatsoberhaupt sprechen lassen, dass sich offen gegen viele unserer Gesetze ausspricht. Sollten wir wirklich einem "Staatsoberhaupt" eine Plattform bieten, dass die die Einführung der Eingetragenen Lebenspartnerschaft als „Legalisierung des Bösen" bezeichnet hat und sich auch in den meisten anderen Bereichen als nicht fortschrittlich zeigt?
Die Argumentation von Linken-Fraktionsvize Dietmar Bartsch, "Wenn George Bush geredet hat, dann darf auch der Papst reden", ist eine Logik, nach der wir im Bundestag so ziemlich jedem Staatsoberhaupt eine Plattform bieten könnten, welche ethischen und moralischen Grundsätze dieses auch missachtet.
Von allen im Bundestag sitzenden Abgeordneten hatte nur der linke Grüne Hans-Christian Ströbele eine passende Lösung. Er kündigte an, den Saal zu verlassen, sollte es zur Rede des Papstes kommen, dies hatte er auch schon bei Reden von Putin und Bush getan.
Wenn nun tatsächlich die Mehrheit des Bundestages unser Grundgesetz in Frage stellen will und eine Person einlädt, für die Gleichbrechtigung keine Bedeutung hat, dann wäre es schön, wenn sich wenigstens einige Abgeordnete, die dieser " Ehre" nicht teilhaftig werden wollen, an Ströbeles Aktion beteiligen.