Wir

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Worum geht's?

Die Wilsons erleben im sommerlichen Santa Cruz eine düstere Bedrohung: Eines Nachts dringt eine Familie in ihr Ferienhaus ein, die genauso aussieht wie sie selbst, sich allerdings primitiver verhält. Die Eindringlinge wollen ihre Doppelgänger ermorden.

Wie ist der Film?

Nach dem Riesenerfolg „ Get Out " - inklusive Drehbuch-Oscar - schickt Jordan Peele seinen nächsten Albtraum ins Rennen und hält den hohen Erwartungen stand. Wieder gibt es Horror mit tieferen Ebenen. Dass der Regisseur und Autor erneut afroamerikanische Figuren ins Zentrum stellt ist Ehrensache, gegen das zu weiße Hollywood. Allerdings erzählt er diesmal nicht von Rassismus, sondern von der (US-)Bevölkerung an sich.

Eine kreative Idee nistet sich in gängige Horror-Erzählformen ein. „Wir" ist eine Home-Invasion à la „Das letzte Haus links", „The Strangers" oder „You're Next", aber nutzt die Prämisse viel deutlicher für Sozialkritik. Das Böse ist hier weniger das Unbekannte, sondern es sind Doppelgänger. Es sind im Grunde die Hauptfiguren selbst, Kopien mit eigenem Bewusstsein. Ein schauriger Effekt an der Oberfläche; tiefgreifende Symbolik für alle, die weiterdenken wollen. Auch das Doppelgänger-Motiv ist im Genrekino keineswegs neu („ Mirrors", „ Coherence", „ Enemy "), aber es sagte wohl nie so viel über eine Gesellschaft aus.

WirDass „Wir" von Amerika erzählt, verrät eine der Hauptfiguren selbst. Davon ausgehend zeigt der Film ein amerikanisches Trauma, das den amerikanischen Traum besiegt. Peele zeichnet die USA als das Land, das Angst vor der Bedrohung von außen hat und dabei die Konfrontation mit sich selbst verdrängt. „Wir" forciert diese Konfrontation und zeigt, dass wir selbst unser schlimmster Feind sind, dass jeder Mensch innere Dämonen hat und eine dunkle Seite in sich trägt, die die Oberhand (zurück)erlangen kann.

Die beiden gespiegelten Welten können für die Dualität des Individuums, aber auch für die Arm-Reich-Schere in der Gesellschaft stehen. Auch die Musik setzt gekonnt auf Kontraste (sehr cool: die orchestrale Adaption des Rap-Klassikers ‚I Got 5 on It'). Passend zur Idee der zwei Seiten werden Scheren als Mordwaffen benutzt, als Uniform dazu ein Overall wie Michael Myers und ein Handschuh wie bei Freddy Krueger und Michael Jackson - alles Ikonen der 80er, jene Ära, in der die Filmhandlung ausgelöst wird. Alles ist wunderbar hintergründig, und doch fügt sich dieser Kunstfilm ins Popcorn-Kino ein, wenn das Publikum einfach nur gruselig unterhalten werden will.

Wenn „Wir" in der zweiten Hälfte verstärkt Humor einsetzt und Erklärungen liefert, macht der Film zwar umso mehr Spaß, wirkt aber auch etwas unsicher darüber, wie ernst er sein Konzept nehmen will. Als Metapher funktioniert „Wir" glänzend; direkt betrachtet hat der Plot riesige Löcher, was der Humor nur mäßig relativiert. Davon abgesehen bleibt Jordan Peele ein hervorragender Autor, denn seine Dialoge sind angenehm lässig und authentisch, die Figuren sympathisch. Natürlich zehrt er auch von einer guten Besetzung, allen voran Lupita Nyong'o („ 12 Years a Slave "), die mimisch am stärksten abliefert.

„Wir" ist ein ästhetisch inszenierter, symbolträchtiger Slasher mit einer Prise Selbstironie zugunsten inhaltlicher Ungereimtheiten. Jordan Peels zweites Werk zeigt sich weniger rund und plausibel, dafür größer und intellektueller als der Vorgänger „Get Out". Bei genauerer Betrachtung gibt es beachtlich viel zu entdecken. Spätestens jetzt zählt Peel zu den interessantesten Horror-Regisseuren der Gegenwart.

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