Winterwunderland

Von Jens Furtwängler @stuckinbavaria
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Der Geist von Bing Crosby

Die dritte Kalenderwoche des Jahres 2016 bescherte uns Eis & Schnee bei moderaten Minustemperaturen. Der Sedlbauer Toni beschreibt rückblickend in gewohnt poetischer Art und Weise seine Eindrücke vom vergangenen Winterwunderland.

Sleigh bells ring, are you listening,
In the lane, snow is glistening
A beautiful sight,
We’re happy tonight.
Walking in a winter wonderland.

Bing Crosby, „Walking in a winter wonderland“

Der Winter ist endlich da! Mit reichlich Verspätung haben uns Kälte und Schnee nun doch noch erreicht. Malerisch hat er der Landschaft sein weißes Mäntelchen übergezogen. Und so harren Bäume, Sträucher und Wiesen, dick mit Schnee beladen, bis zur nächsten Tauperiode aus. Mit reichlich Wehmut in der Brust, erahne ich, dass dies nicht sehr lange dauern wird. Schon bald wird die glitzernde Schneeromantik matschiger und nasser Realität gewichen sein. Dieser Gedanke lässt sich für den Moment nur schwer beiseite schieben.

Wenn der erste Schnee des Jahres fällt, erwacht auch immer das innere Kind in mir und es zieht mich hinaus in die Natur um die weiße Pracht mit allen Sinnen zu genießen. Es ist kalt an diesem Tag und es schneit in ganz kleinen Flocken. Dick angezogen, stapfe ich durch den frisch gefallenen Pulverschnee, der so leicht ist, dass er schon durch einen beherzt aufgesetzten Fuß beiseite fliegt. Es knarzt und knirscht bei jedem Schritt unter meinen Schuhsohlen. Ganz langsam mache ich einige Schritte, setze den Fuß behäbig, angefangen von der Ferse bis nach vorne zum Ballen, auf und lausche auf das Geräusch. Ich nehme einen tiefen Atemzug und stoße eine große Dampfwolke aus. Beim Einatmen durch die Nase scheint das Innere für einen kurzen Moment einzufrieren um gleich darauf wieder zu aufzutauen. Mit jedem Zug den ich tue, bemerke ich nun auch den beinahe vergessenen Geruch des Schnees. So flüchtig und nur in Spuren lässt er sich in der Winterluft wahrnehmen. Er riecht nach frischer Kälte und leichter Nässe und weckt Erinnerungen an die Kindheit. Und wieder ist es das innere Kind in mir, das vor Tatendrang jauchzt und mich zur Aktivität in dem frisch gefallenen Glück bewegt.

Was will ich jetzt tun? Einen Schneemann bauen? Vielleicht ein ganzes Iglu? Oder eine Schneeballschlacht anzetteln? In Gedanken nehme ich beide Hände voll des pulvrigen kristallinen Baustoffes und forme einen Schneeball mit beiden Händen. Mit mächtig Schwung im Arm und Wonne im Herzen schleudere ich den gefrorenen Boliden gegen unbeteiligte Passanten.
In der Realität würde so eine Aktion wahrlich nicht gut geheißen, und so begnüge ich mich erst einmal mit einem lockeren Wurf über das Feld.

Lange und kalte Winter scheinen ja in Zukunft seltener zu werden, und so empfinde ich Tage wie diesen als ein umso größeres Geschenk der Natur.