Etwas südlich von Salzburg liegt ein fast unscheinbarer Gipfel. Den Schlenken (1.648 m) peilen wir zu allen vier Jahreszeiten gerne an.
Im Frühjahr lässt die Sonne den Schnee an seiner baumfreien Südseite schnell schmelzen. Im Sommer legen wir uns bei großer Hitze gerne in die saftigen Wiesen. Im Herbst stapfen wir auch bei dicker werdender Schneedecke dem Gipfelkreuz entgegen. Und im Winter locken die freien Hänge zu einer schnellen Skitour.
Die letzten Tage waren von leichtem Schneefall geprägt. Die Niederschläge haben ausgereicht, um Böden und Wälder mit einem weißen Teppich zu bedecken. Für eine Skitour ist die Schneedecke in tiefen Lagen leider noch zu dünn. Allerdings waren Kälte und Schnee noch nie ein Grund, zuhause zu bleiben. Eine kurze, einfache Wanderung kann uns selbst bei diesen Bedingungen niemand ausschlagen. Und so fällt die Wahl wieder einmal auf den Schlenken, der von Salzburg aus schnell erreichbar ist und bis auf dessen Gipfel wir nicht allzu viele Höhenmeter überwinden müssen.
Von Vigaun auf den Schlenken
Zum Ausgangspunkt der Tour gelangen wir von Vigaun aus über die Innere Rengerbergstraße. Kurz vor dem Wurzer Bauern können wir unser Auto parken.
Die heutige Tour wollen wir anstatt mit der GPS-Uhr mit FITAPP tracken. Eine Applikation fürs Handy, die dem Sportler interessante Daten zu seiner Aktivität liefert und grafisch darstellt. Während die Autotüren zuknallen, ertönt das Startzeichen des Programms und wir marschieren los.
Die ersten Schritte lotsen uns entlang des Güterwegs am Wurzerhof vorbei. Die Lage des Hofes lässt uns trotz seiner Abgeschiedenheit neidisch werden. Auf Augenhöhe residiert man hier mit Bergkolossen wie dem Hohen Göll oder dem Untersberg.
An einer Kurve biegen wir in den Wald ab und tauchen endgültig ins Winterwunderland ein. Wir folgen den Wegweisern Richtung Schlenkenalmen. Seit den letzten Schneefällen hat hier vor uns niemand seine Spuren gezogen. Trotz seiner Unberührtheit ist der Wegverlauf gut erkennbar. Markierungen auf Baumstämmen versichern uns, auf der richtigen Fährte zu sein.
So alleine wir uns wägen, sind wir aber doch nicht. Der Winter macht die verborgenen Bewohner des Waldes spürbar. Immer wieder kreuzen Fährten von Hasen und Füchsen unseren Weg.
Der Wald verzaubert uns. Die Buchen haben ihre Blätter noch nicht zur Gänze abgeworfen. Stur klammern sich die Reste des rot verfärbten Baumschmuckes an die kargen Zweige. Auf der Schneeoberfläche hinterlassen die abgefallenen Blätter bunte Farbkleckse. Die Äste der Nadelbäume verbiegen sich unter der ungewohnten Schneelast.
Ein paar Mal kreuzen wir die Forststraße, die hinauf zu den Schlenkenalmen führt, bis wir nach etwa einer Stunde den Wald verlassen und freies Almgebiet betreten. Unter dem schützenden Dach der Baumwipfel haben wir nicht bemerkt, dass es zu schneien begonnen hat.
Endspurt: in Zeitlupe hoch, mit Speed hinab
Frei und steil liegt der Südhang des Schlenkens vor uns. Nur mehr wenige Bäume stellen sich uns in den Weg. Dafür ist der Schnee plötzlich knietief. Mit jedem mühsam erkämpften Schritt rückt das Salzachtal mehr und mehr ins Blickfeld. Obwohl es fast windstill ist, verziehen sich die Wolken und die Sonne bricht durch die Nebeldecke.
Wir fühlen uns, als nähmen wir an einer 8.000er-Expedition teil. Zehn Schritte stapfen, eine Minute verschnaufen. Gedanklich korrigieren wir die Kalorienangabe der FITAPP nach oben. Verdammt anstrengend ist das.
Bei gemütlichem Tempo, das wir aufgrund der äußeren Bedingungen sicher an den Tag gelegt haben, erreichen wir nach etwa eineinhalb Stunden den Gipfel des Schlenkens. Wie so häufig bereuen wir es in diesem Moment nicht, unsere Komfortzone verlassen zu haben. Müde saugen wir die frische Luft und die Umgebung in uns auf. Die Landschaft leuchtet im weißen Winterkleid.
In tiefer Zufriedenheit und Dankbarkeit ignorieren wir, dass unsere Knöchel die frostige Umgebungstemperatur angenommen haben. Trotz hohem Schaft ist der Schnee in unsere Bergschuhe gekrochen. Obwohl Gamaschen oldschool sind, würden wir uns jetzt nichts sehnlicher wünschen.
Die Zeit, die wir im Aufstieg verloren haben, holen wir im Abstieg zurück. Wir stürmen die Schneefelder hinab. Der gepolsterte Untergrund nimmt uns die Angst. Hinfallen gehört dazu. Das erhöht den Spaßfaktor.
Zurück am Auto stoppen wir die Uhr und speichern unsere Aktivität. Die FITAPP zeigt fünf Kilometer, 600 überwundene Höhenmeter und 700 verbrannte Kalorien. Wir fühlen uns wie neu geboren.
Ausrüstungstipps
- Lange Tourenhose und Jacke
- Windjacke
- Shirt zum Wechseln
- feste Bergschuhe
- Gamaschen
- Stöcke
- Stirnband, Mütze und Handschuhe
- Tee
- eventuell Schneeschuhe