Im Schnee verlor sie ihren Plan, doch fand im Chaos neues Licht. Manchmal zeigt erst ein leiser Blick, wo Liebe schon seit Jahren wartet.
Cover von Winterküsse im kleinen Hotel an der Schlei
Winter nahm ihr den Halt und gab ihr endlich ihr Herz zurück.
Wenn das Herz stolpert und der Winter plötzlich Antworten bringt – Es gibt Bücher, die kommen nicht mit viel Lärm, sondern mit einem Gefühl von Heimkehr. „Winterküsse im kleinen Hotel an der Schlei“ ist genau so ein Roman – ein stilles Winterleuchten, das sich Seite für Seite weiter ins Herz schiebt. Schon der Einstieg trägt diese besondere Mischung aus Klarheit und Sehnsucht, die entsteht, wenn das Leben plötzlich ins Wanken gerät und man sich fragt, ob man überhaupt noch auf dem richtigen Weg ist. Jule Hansen erzählt von einer Frau, die eigentlich alles im Griff hat und sich doch zwischen den Zeilen verliert. Von einer Familie, die liebt, aber nicht immer richtig hinhört. Und von einem Ort, der im Winter nicht nur Schnee trägt, sondern Chancen. Wenn du jetzt neugierig geworden bist, dann komm doch mit an die Schlei. Auf geht’s…
Mareike – Zwischen Pflichtgefühl, verletzter Hoffnung und dem Mut, sich selbst zurückzuholen – Mareike ist eine Frau, die man sofort versteht, weil sie so ungeschönt menschlich ist. Sie hat viel gegeben, oft zu viel, und sich lange darauf verlassen, dass der Tag kommt, an dem sich all ihre Mühe auszahlt. Das Hotel Meerblick war ihr Zukunftsanker, ihr Zuhause, ihr Beweis, dass sie gebraucht wird. Als ihre Mutter jedoch Ole – ausgerechnet Ole – als Nachfolger bestimmt, entsteht in ihr ein Schmerz, der nicht laut, aber tief ist.
Diese Mischung aus Enttäuschung, Erschöpfung und dem Gefühl, übersehen worden zu sein, schreibt Jule Hansen mit einer Feinheit, die berührt. Was Mareike so besonders macht, ist nicht ihre Stärke, sondern der Moment, in dem sie erkennt, wie lange sie sich selbst zurückgestellt hat. Der Moment, in dem sie beginnt, zu hinterfragen: Was will ich? Und wer bin ich, wenn der Weg plötzlich ein anderer ist? Diese Suche führt sie näher zu sich selbst – aber auch zu etwas, das sie viel länger begleitet hat, als ihr bewusst war.
Familie – ein Geflecht aus Erwartungen, Liebe und dem Wunsch, nicht zu enttäuschen – Der Hof Meerblick ist ein Zuhause, das voller Leben steckt: Stimmen, Lachen, Streit, Arbeit, Tradition. Eine Welt, die pulsierend warm ist, aber auch eng werden kann, wenn man das Gefühl hat, nicht den Platz zu bekommen, der einem zusteht. Jule Hansen zeigt diese Dynamiken ehrlich und authentisch. Da sind keine Bösewichte, keine perfekten Lösungen – nur Menschen, die sich bemühen und manchmal scheitern.
Die Mutter handelt aus Sorge. Ole, Mareikes Bruder, aus Pflichtgefühl. Und Mareike steht zwischen all dem, versucht zu halten, was bröckelt, und merkt dabei kaum, wie müde sie wirklich ist. Gerade diese Echtheit macht die Geschichte so nah. Man erkennt sich in den Gesprächen, in den Missverständnissen, im unbedingten Wunsch, dazuzugehören.
Finn – Der Mensch, der immer da war, bis man endlich versteht, warum – Finn ist einer dieser seltenen Charaktere, die man nicht bewusst wahrnimmt – bis man plötzlich nicht mehr ohne sie kann. Er ist warm, aufmerksam, geduldig. Kein Held, der in Türen stürmt, sondern einer, der wartet, bis man bereit ist, gesehen zu werden. Zwischen ihm und Mareike liegt eine Vertrautheit, die sich über Jahre aufgebaut hat. Man spürt sie in Blicken, in Gesprächen, im Alltag, den sie teilen, ohne es zu benennen.
Die leise Vertrautheit zwischen ihnen, dieses „Wir kennen uns schon so lange“ und gleichzeitig „Wie konnte ich das nicht früher sehen?“, ist einer der schönsten Aspekte des Romans. Jule Hansen zeigt, wie aus Freundschaft etwas wächst, das schon lange im Raum stand – man musste nur genau hinsehen. Und als Mareike beginnt, unter der Last des Unerwarteten zu schwanken, ist Finn da – nicht, um sie zu retten, sondern um ihr zu zeigen, dass sie es selbst kann. Ihre Liebe entsteht nicht plötzlich. Sie war immer da. Nur verborgen, weil das Leben lauter war als das Gefühl.
Winter an der Schlei – ein Setting, das zur Seele dieser Geschichte wird – Die winterliche Ostsee ist hier nicht nur Kulisse, sondern Spiegel. Der Schnee legt Stille über das Chaos, das Hotel wird zum Mittelpunkt aller Wege, und die Schlei mit ihrem ruhigen Wasser wirkt wie ein Ort, an dem man zum ersten Mal wieder tief durchatmet. Die Hochzeitsvorbereitungen, die kleinen Katastrophen, die familiären Turbulenzen – all das trägt eine Grundwärme, die zeigt: Auch wenn das Leben stürmt, gibt es immer Momente, in denen der Schnee für einen Augenblick leuchtet.
FAZIT: Eine leise, warme Geschichte über Selbstwert, Mut und zweite Chancen – Auch dieser fünft Band der „Meerküsse“-Reihe bekommt von mir eine absolute Leseempfehlung. „Winterküsse im kleinen Hotel an der Schlei“ ist ein Roman, der berührt, ohne zu überfordern. Er erzählt von Selbstfindung, von Enttäuschungen, die weh tun, aber notwendig sind, und von einer Liebe, die nicht auf Knall und Drama setzt, sondern auf Verlässlichkeit und tiefes Vertrauen. Jule Hansen schreibt warmherzig, klar und atmosphärisch. Sie schenkt ihren Figuren Raum zum Atmen und ihren Leser*innen das Gefühl, nach Hause zu kommen. Dieses Buch ist wie eine Tasse Tee in einer kalten Hand: genau das, was man in diesem Moment braucht.
Persönliches Schlusswort – Dieses Buch hat mich an etwas erinnert, das ich viel zu selten zulasse – Manchmal liest man einen Roman und spürt plötzlich, dass man selbst irgendwo zwischen den Seiten steckt. Genau so ging es mir hier. Mareikes Wunsch nach Anerkennung, ihre Müdigkeit, das Gefühl, übersehen worden zu sein – all das hat sich erschreckend vertraut angefühlt. Vielleicht, weil wir alle Zeiten kennen, in denen wir funktionieren, obwohl wir uns längst nach Wärme sehnen. Dieses Buch hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, wieder hinzuspüren. Nicht auf das, was andere erwarten, sondern auf das, was das eigene Herz flüstert.
Und dass die leisen Menschen in unserem Leben oft die sind, die uns am stärksten halten, obwohl sie es nie laut sagen. Als ich die letzte Seite geschlossen habe, war da dieses ruhige, tiefe Gefühl: Alles darf sich verändern. Und manchmal braucht es genau einen Winter, um wieder bei sich selbst anzukommen. Mir bleibt jetzt nur noch dir eine schöne Lesereise an die Schlei zu wünschen, denn dieser Roman bleibt – als sanfte Erinnerung daran, wieder Wärme zuzulassen.
Wieder lege ich ein sehr sehr schönes Buch beiseite und ich freu mich immer, wenn ich eine Lesereise ans Meer machen kann. Sicher wird es bald wieder eine Reise ans Meer geben. Ich habe da noch einige Schätze auf meinem Reader, bleibt also neugierig und bis bald 
