Winteraugen | Rebecca Wild

WinteraugenBei Amazon:
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rezisIn Winter gibt es Blumen aus Eis. Wasser, das in der Luft gefriert und kahle Bäume. Zumindest sagen das die Geschichten, die die 16jährige Rae immer zu hören bekommt. Sie selbst hat das ferne Winter noch nie gesehen. In Sommer, wo Rae lebt, gibt es immergrüne Bäume, reiche Ernten und ein sorgloses Leben.
Erst als die Sommerprinzessin Juni spurlos verschwindet und Luca, Raes Zwillingsbruder, dafür verantwortlich gemacht wird muss sich das junge Mädchen auf die gefährliche Reise nach Winter begeben. Auf ihrem Weg trifft sie den geheimnisvollen North, der weiß, wie man zwischen den Jahreszeiten wandeln kann. Doch kann Rae ihm vertrauen?

rezisDie Idee dieser Geschichte hat mich sofort begeistert. Winter und Sommer zwei getrennte Königreiche. Der Herbstwald zwischen den Reichen ist eine Grenze, die nur wenige passieren möchten. Vor allem nicht, seit König August aus Angst vor der Magie, welche vor allem im Reich des Winters praktiziert wird, sämtlichen Handel verboten hat.
Sommer strotzt nur so vor Leben, Glück und Reichtum, während in Winter die Menschen Hunger leiden und ums Überleben kämpfen müssen.

Mittendrin lebt Rae mit ihren Eltern und ihrem Zwillingsbruder Luca in einem kleinen Dorf in Sommer. Das junge Mädchen ist wild, frech und benimmt sich nicht ganz so, wie es sich für ein 16jähriges Mädchen gehört. Als ihre Eltern sie verheiraten möchten ist sie völlig entsetzt und stößt dem jungen Mann, der um ihre Hand anhalten will, im wahrsten Sinne des Wortes vor den Kopf.
Ich will nicht sagen, dass damit das Unglück seinen Lauf nimmt, aber irgendwie scheint es doch so zu sein. Die Ereignisse in dieser Nacht überschlagen sich und von heute auf morgen ist Raes Leben komplett auf den Kopf gestellt.
Wachen belagern ihr Haus, nehmen ihre Eltern gefangen. Ihr Bruder ist nicht aufzufinden und sie weiß nicht, an wen sie sich wenden kann.

Als sie erfährt, dass ihr Bruder dafür verantwortlich gemacht werden soll, Prinzessin Juni verschleppt zu haben, bekommt sie es mit der Angst zu tun. Wenn die Prinzessin nicht wieder zurückkehrt, wird ihr Bruder hängen. Ohne zu zögern macht sich Rae auf den Weg in Richtung Herbstwald, um nach Winter zu gelangen. Denn wohin sollte man die Sommerprinzessin denn sonst verschleppen?
Rae wirkt im ersten Teil der Geschichte auf mich sehr sympathisch. Sie ist eine Kämpferin, die für das eintritt, an was sie glaubt. Sie weiß, dass ihr Bruder die Prinzessin nicht entführt hat, doch wie kann sie das beweisen? Also setzt sie ihr Leben aufs Spiel und tritt eine sehr gefährliche Reise an. Und gerade das hat mir sehr an ihrer Persönlichkeit gefallen. Sie möchte ihrem Bruder helfen und denkt nicht an sich selbst.

Als sie North begegnet, dem geheimnisvollen jungen Mann, der aus Winter stammt hat sie natürlich vorbehalte. Doch ohne ihn, das ist ihr wohl bewusst, wird sie den Herbstwald niemals durchqueren können. Also muss sie ihm vertrauen, entgegen all der Gerüchte und der Ängste die das Sommervolk gegenüber dem Wintervolk hegen.
Und natürlich, wie es in solchen Büchern ist, entpuppt sich North eben nicht als der schreckliche Mensch, den Rae erwartet hat.

Was so schön an dem Buch ist, die Geschichte wechselt in der Perspektive. Wir Leser wissen also sehr viel mehr als Rae. Wir wissen, was mit der Prinzessin geschehen ist und wir wissen, wer alles darin verwickelt ist. Umso spannender ist es für mich gewesen, Rae bei ihrer Reise zu begleiten und ihr dabei zuzusehen, wie sie der Lösung immer näher und näher kommt. Es ist auch schön gewesen zu sehen, wie sie North näher kommt auch wenn sie nicht so recht weiß, wie sie mit ihm umgehen soll, weil er sich sehr unnahbar gibt.
North habe ich mir als sehr geheimnisvoll und ruhig vorgestellt. Er ist ein Einzelgänger und hat etwas magisches an sich. Auch aus seiner Sicht wird erzählt und dadurch erhält man als Leser einen besseren Blick auf ihn. Ich habe ihn auf Anhieb gemocht, denn er ist immer darauf bedacht zu helfen und das Richtige zu tun. Und das mit einer Engelsgeduld.

Ab der Hälfte des Buches hat sich die Spannung erweitert und es wird zum ersten Mal deutlich in was Rae da hineingeraten ist. Die ersten Geheimnisse werden gelüftet und als Leser erscheint mir die Lösung greifbar. Doch Rae mit ihrer sturen und unnachgiebigen Art verpfuscht alles. Anstatt über ihre Handlungen richtig nachzudenken durchkreuzt sie alles, was gut durchdacht gewesen ist und bringt somit nicht nur ihr Leben in Gefahr, sondern auch das von anderen. Sie ist völlig unnachgiebig, hört niemandem zu und ist völlig blind für das, was direkt vor ihren Augen ist. Anstatt North einfach zu vertrauen läuft sie davon, direkt in die Arme eines Feindes, dem sie absolut nicht gewachsen ist und erst viel zu spät wird ihr bewusst, was sie eigentlich getan hat.

Dieser Moment, als Rae angefangen hat nicht mehr darüber nachzudenken was sie tut, hat mir das Buch ein wenig vermiest. Sie hat sich wie ein kleines Kind verhalten. Gar nicht so, wie am Anfang. Dass sie nicht rational denkt und eher aus dem Bauch heraus entscheidet ist mir wohl bewusst gewesen. Dass sie sich aber so verhält, hätte ich nicht erwartet. Die Tragweite ihrer Entscheidungen ist ihr jedoch überhaupt nicht bewusst. Sie hat nicht mehr im Blick wem sie damit hilft und wem sie schadet. Letztendlich bringt sie beinahe jeden, dem sie begegnet ist, in Gefahr und vor allem ihre Familie. All das scheint sie gar nicht mehr zu kümmern und daher hat sie mir nur noch genervt und aufgeregt.

Die Idee an sich, die Welt, das ganze Reich und auch die Magie darin haben mir absolut gut gefallen. Auch North hat mich für sich begeistern können, doch Rae hat mich bis zum Ende hin nicht mehr für sich einnehmen können. Das Ende fand ich in dieser Hinsicht sehr ungerecht. Es hätte besser anders herum sein sollen.
Es war zwar ganz in Ordnung und einiges wurde aufgelöst doch viele Fragen sind offen geblieben, was ich mir anders gewünscht hätte. Es ist kein schlechtes Ende aber für mein empfinden etwas zu wenig.

fazitDas Buch hat eine tolle Rahmenhandlung mit einem sympathischen, wenn auch geheimnisvollen, männlichen Protagonisten. Die Welt in die wir entführt werden ist wirklich toll und die Magie darin hat mir auch sehr gut gefallen. Der Ideenreichtum und auch der Schreibstil der Autorin haben mich mitgerissen und mich begeistern können. Doch die weibliche Protagonistin Rae hat mich ab der Hälfte sehr enttäuscht und mehr genervt, als dass ich sie wirklich mochte. Die Bewertung des Buches ist mir nicht leicht gefallen und ich konnte mich letztendlich nicht so richtig festlegen. Daher gibt es von mir 3,5 Sterne.

3,5 Sterne


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