“Winter’s Tale” von Akiva Goldsman

Peter Lake (Colin Farrell) mit Beverly Penn (Jessica Brown Findlay)

Peter Lake (Colin Farrell) mit Beverly Penn (Jessica Brown Findlay)

Einen über 750 Seiten starken Roman in gerade einmal 118 Filmminuten wiederzugeben – man sagt, dass eine Drehbuchseite in etwa einer Minute Film entspricht, und eine Drehbuchseite muss noch lange nicht alles wiedergeben, was sich auf einer Romanseite befindet – daran sind schon ganz andere Regisseure gescheitert. Zuletzt fällt das prominente Beispiel Tom Tykwer und die Wachowski-Geschwister ein, die sich am Vorhaben Cloud Atlas die Zähne ausgebissen haben (544 Seiten auf immerhin 172 Minuten). Manche Bücher sollte man eben unangetastet lassen, nicht etwa weil – wie oft zu Werbezwecken pompös betitelt – sie unverfilmbar wären, sondern weil sie schlicht nicht in dem Umfang verfilmt werden, der es ihnen ermöglichen würde, ihre volle Wirkung zu entfalten. Ähnlich ergeht es wohl Mark Helprins 1983er Roman Winter’s Tale, der jetzt von Spielfilm-Regiedebütant Akiva Goldsman für die Kinoleinwand mehr schlecht als recht umgesetzt wurde.

Vielleicht fehlte es Goldsman an nötiger emotionaler Distanz um aus dem Großstadt Märchen ein entsprechendes Äquivalent zu machen, dass auch in Filmform funktioniert. Vielleicht hätte eher mehr Abstand benötigt, nachdem Goldsmans Ehefrau während seiner Arbeiten am Drehbuch verstarb. Vielleicht ist es ein schlechtes Zeichen, dass, als er sich nach kurzer Trauerphase wieder dem Film widmete, er in einem Interview sagte, dass „the book suddenly went from something I loved to the only thing that mattered“. So wurde aus Akiva Goldsman dem Drehbuchautor zugleich auch Akiva Goldsman der Regisseur, da er hier seine emotionalen Gefühlswelten verarbeiten wollte. So sehr man Goldsman im Angesicht dieses Schicksalsschlags den Erfolg von Winter’s Tale gewünscht hätte, so sehr scheitert es doch an der Kühle zwischen Hauptdarstellern Colin Farrell und Jessica Brown Findlay (Downton Abbey), auf deren Liebesgeschichte die gesamte Handlung aufbaut.

Pearly Soames (Russell Crowe)

Pearly Soames (Russell Crowe)

Winter’s Tale spielt in 1895, in 1916 und der Gegenwart von 2014. Er erzählt die Liebesgeschichte von Peter Lake (Farrell) und der schönen Beverly Penn (Brown Findlay). Doch die Sterne stehen nicht günstig für die Liebe zwischen dem Dieb und der aus reichem Hause stammenden Dame. Beverly leidet an Schwindsucht, ein Fieber lässt ihre Körpertemperatur in unmögliche Höhe steigen, der Schnee schmilzt unter ihren nackten Füßen. Derweil wird Peter von seinem ehemaligen Mentor Pearly Soames (Russell Crowe) verfolgt, der nicht nur metaphorisch dämonische Züge annimmt um Peter aus dem Weg zu räumen. Während Peter an ein Wunder glauben muss um zu überleben, setzt Soames alle ihm zur Verfügung stehenden Mächte der Finsternis ein um Liebe und Glück zu vernichten.

Die in zwei Grundstorys aufgeteilte Handlung leidet darunter, dass der erste Teil funktionieren müsste um dem zweiten Teil an Stärke zu verhelfen. Und auch wenn die Geschichte, ist sie erst einmal im New York des Jahres 2014 angekommen, mit Colin Farrell und der chronisch unterrepräsentierte Jennifer Connelly als weitaus besser harmonierendes Leinwandduo, einiges am Zauber eines Märchens hinzu gewinnt, ist es eine gefühlte Ewigkeit die man als Zuschauer in der ersten historischen Hälfte des Films verbleibt. Hier möchte uns der Film die flammende Leidenschaft und die märchengleiche Liebe zweier Menschen vorführen, was sich letztendlich eher wie ein wenige Sekunden aufflammendes Streichholz anfühlt.

Colin Farrell mit Jennifer Connelly im modernen New York des Jahres 2014

Colin Farrell mit Jennifer Connelly im modernen New York des Jahres 2014

Was der Film wiederum gut handhabt sind seine phantastischen Elemente, hier als Märchen getarnt, rar eingesetzt und damit eine gut zwischen Realität und Fiktion situierte Geschichte, die nicht eine ganze Welt auf den Kopf stellen möchte, sondern nur das Leben derer, die an Wunder glauben. Das heißt, hier gibt es einen dämonischen Aufschrei von Russell Crowe, bei dem dessen Gesicht sich zu einer Fratze verzerrt, dort gibt es ein geflügeltes Pferd, das eigentlich ein Hund ist, aber sich nun einmal dazu entschieden hat, diese vier Hufen starke Erscheinungsform zu wählen. Immer wieder blitzt ein Lichtlein in den Bildern auf. In jedem magischen Moment ist ein Lichteffekt dafür verantwortlich, dass wir als Zuschauer die Magie erkennen, quasi sehen können, bevor etwas Märchenhaftes geschieht. Das erinnert an die Linsenlichtreflexionen (sogenannte Lens Flares) eines J. J. Abrams, der damit immer wieder seine Filme ausschmückt. Hier jedoch bekommen sie durch die Verknüpfung zu magischen Vorkommnissen gar eine Funktion innerhalb der Handlung zugewiesen.

Und dann ist da noch der Richter der Unterwelt, Lou genannt und als Luzifer bekannt, gespielt von einem Darsteller, dessen höllischen Gastauftritt man nicht vorweg nehmen mag. Neben diesem Gastbesuch hätte die Stadt New York hier als großer Gewinner herausgehen können, trotz recht lahmer Story. Doch auch hier schafft der Film es nicht, einige landschaftliche Aufnahmen in der Erinnerung zu verankern. Obwohl es ein märchenhaft historisches als auch ein ebenso interessantes gegenwärtiges Stadtbild gibt, wirken diese nur begrenzt so romantisch verträumt, dass es der Geschichte visuell weiterhelfen könnte.

Das New York der Vergangenheit ist mit dem New York der Gegenwart verknüpft, dafür sorgt das Universum, wie uns im Film erzählt wird. Ein Gedanke, der sich – um zum Anfang zurückzukehren und diesen Text dementsprechend auch zu verknüpfen – schon in Cloud Atlas wiederfand, ohne die gewünschte Intensität beim Zuschauer zu bewirken. Akiva Goldsman hat sich irgendwo auf den 750 Seiten des Romans verlaufen, hat den eher kühlen und drögen, irgendwie lieblosen und distanzierte Weg gewählt.


Winter's Tale_Poster“Winter’s Tale”

Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2014
Länge: ca. 118 Minuten
Regie: Akiva Goldsman
Darsteller: Colin Farrell, Jessica Brown Findlay, Russell Crowe, William Hurt, Jennifer Connelly, Ripley Sobo

Kinostart: 13. Februar 2014
Im Netz: warnerbros.de/winterstale



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