Die 1980er Jahre haben so einige großartige Teen-Filme hervorgebracht. Es gibt die zusammen gewürfelte Meute von Außenseitern im Breakfast Club (1985) oder den Schulschwänzer in Ferris macht blau (1986). Filme wie Sixteen Candles (1984) und Weird Science (1985) blieben in Deutschland eher unbekannt – vermutlich aufgrund der furchtbaren deutschen Titel: Das dürfen nur Erwachsene und L.I.S.A. – Der helle Wahnsinn. Völlig zu Unrecht, aber ein Schicksal dass auch Heathers von Michael Lehmann teilt, obwohl dem Film ein deutscher Titel erspart geblieben ist.
In Heathers geht es um Veronica Sawyer (Winona Ryder), die zu den beliebtesten Schülerinnen an der Westerburg High School gehört. Sie umgibt sich mit einer Clique von wohlhabenden und gut aussehenden Mädels, die alle denselben Vornamen tragen: Heather Chandler (Kim Walker), Heather Duke (Shannon Doherty) und Heather McNamara (Lisanne Falk). Obwohl sie unglaublich populär sind, vermisst Veronica ihre wirklichen Freunde und möchte zu ihrem alten Leben zurück, wo sie nicht als Teil ihres Girlsclub gehasst und gefürchtet wird.
Heathers
" data-orig-size="1000,545" sizes="(max-width: 890px) 100vw, 890px" aperture="aperture" />Veronica (Winona Ryder, rechts) mit Heather, Heather und Heather (Shannon Doherty, Kim Walker, Lisanne Falk, v. l. n. r.)
Als Veronica den Rebellen Jason Dean (Christian Slater) kennenlernt, nehmen die Ereignisse in ihrem Leben einen ganz anderen Verlauf, als sie es ursprünglich geplant hatte. Sie findet gefallen an der Einstellung des Bad Boys, der mit gleichgültiger Skrupellosigkeit einen Mord zu verantworten hat, der als Suizid vertuscht werden will.
Heathers ist eine absolut morbide, schwarze Komödie, die mit mörderischen Teenagern Thematiken wie Gruppendruck, Selbstmord und die merkwürdigen Verhaltensweisen innerhalb einer auf sich eingeschworenden Clique abhandelt. Dabei traut sich Lehmann kein Blatt vor den Mund zu nehmen und inszeniert ohne Samthandschuhe seinen satirischen Blick auf die Zwänge des Teenager-Daseins. Überspitzt durch Brutalität wird so nur umso mehr die immense Ellbogen-Mentalität der Schule deutlich.
Beliebt-sein ist in Heathers pure Arbeit. Die Teenies gehen nicht zur Schule, sondern gehen einem Job nach. “Es sind Leute mit denen ich arbeite, wir sind zusammen populär” erklärt es Veronica, woraufhin Christian Slater nur erwidert, dass sie vielleicht mal Urlaub nehmen solle. Das bekommt man auch später in Girls Club von Mark Waters zu sehen, die 2004er Variante mit Lindsay Lohan, die uns ebenso die unfassbar anstrengenden Gruppendynamiken solcher Teen-Freundschaften vorführt.
Heathers
" data-orig-size="1000,547" sizes="(max-width: 890px) 100vw, 890px" aperture="aperture" />Christian Slater als der coole Boy Jason Dean.
Nebenher hören wir Veronica immer wieder in ihr Tagebuch schreiben – oder mit ihm reden. Hier zeigen sich die zynischen Dialoge des Drehbuchs von Daniel Waters (der ältere Bruder von Girlsclub-Regisseur Mark Waters): “Dear Diary, my teenage angst bullshit has a body count!” erzählt sie, nachdem sich der mörderische Plot entfaltet hat. Derweil reihen sich die Teenies am Sarg der toten Mitschülerin auf um ihre Trauer zu bekunden, während wir als Zuschauer in der wunderbaren Lage sind, ihre wahren Gedanken hören zu dürfen, die wiederum alles andere als Trauer widerspiegeln, eher nach selbstverliebter Egozentrik klingen.
Und wie mit so vielen Filmen der 80er Jahre, kann man ebenso wunderbar in die Atmosphäre eintauchen, die den Look seiner Zeit geradezu abzufeiern scheint. Die Kleidung, die Dauerwellen, die Geeks noch mit ihren schmierigen Haaren und dicken Brillengläsern sowie die coolen Kids, die natürlich Motorrad fahren. Die Musik von David Newman lässt uns die Synthie-Klänge hören, die zu dieser Zeit zuhauf in Hollywood-Produktionen zum Einsatz kamen. Und wenn wir mit den Girls eine Bar verlassen und auf der Straße stehen, dann brennen hier gefälligst die Mülltonnen lichterloh, wie es sich für eine 80er Jahre Hinterhof-Slum-Atmosphäre gehört.
Wer sich mit all dem nicht anfreunden kann, der kann auch einfach ein Trinkspiel aus dem Film machen und jede Szene, in der der Name “Heather” fällt nutzen, um sich einen Shot herunter zu kippen. Das wäre vermutlich ein ebenso mörderisches Spiel wie die High School-Filmwelt von Heathers.