Nicht ganz zwei Jahre, nachdem der 17-Jährige Tim einen Amoklauf in einer Realschule in Winnenden verübte und 15 Menschen erschoss, verurteilte das Landgericht Stuttgart Tim´s Vater wegen fahrlässigen Tötung zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und neun Monaten. Damit liegt die Strafe unter der Forderung der Staatsanwaltschaft, die zwei Jahre Haft verlangten. Der Prozess war der erste seiner Art, in dem ein Unbeteiligter verurteilt wurde.
Der Vater wurde von dem Gericht der 15-fachen fahrlässigen Tötung, der fahrlässigen Körperverletzung in 14 Fällen und des Verstoßes gegen das Waffengesetz schuldig gesprochen. Seine Verteidiger hatten sich gegen eine Strafe ausgesprochen, da die Familie selber unter der Tat zu leiden und ihren Sohn verloren hätten.
Für die Eltern eigentlich Strafe genug. Was man den Eltern aber vorwarf, war die Tatsachen, das sie von den Tötungsfantasien ihres Sohnes wussten. Etwa ein Jahr vor dem Amoklauf befand sich Tim in Behandlung in einer psychiatrischen Klinik. Von den Ärzten wurden sie über die Fantasien ihres Sohnes aufgeklärt. Bei den Gesprächen soll Tim schon erzählt haben, dass er einen Hass auf die ganze Menschheit hätte und sie umbringen wolle. Allein das sollte Grund genug für die Eltern gewesen sein, die Waffen grundsätzlich unter Verschluss zu halten.
Aber stattdessen nahm der Vater seinen Sohn sogar mit zum Schießtraining des örtlichen Schützenvereins. Waffen sollen immer zugänglich im Haus rumgelegen haben, ebenso die Munition, die sich Tim mit der Zeit zusammen sammelte. Nach seinem Amoklauf wurden 285 Schuss Munition bei ihm gefunden.
Die Urteilsverkündung nahm der Vater mit steifer Mine hin. Und es könnte zu einem weiteren Prozess kommen, denn die Stadt Winnenden will jetzt auf Schadenersatz klagen. Der Oberbürgermeister von Winnenden erklärte, dass man bis zur Urteilsverkündung warten wollte und sich jetzt überlegt, ob man zivilrechtlich den Schaden einklagen solle, den die Stadt durch den Amoklauf zu tragen hatte.