Die Kleine ist doch immer wieder für Überraschungen gut. Ihre gesamte Entwicklung verläuft leichtfüßiger, weniger verbissen und unkomplizierter als die des Großen. Das rasante, selbstbestimmte und unerwartete Trockenwerden der Kleinen hat uns jetzt völlig überrascht. Sie ist gerade innerhalb von nicht einmal 3 Wochen im Alter von 25 Monaten trocken geworden, sogar zum Mittagsschlaf, und auch nachts trägt sie sicherlich bald keine Windel mehr. Und sie hat das selbst so entschieden, ohne jegliche Einwirkung von außen. Wir haben sie lediglich in ihrem Weg unterstützt. Aber der Reihe nach.
Es ist mittlerweile allgemein bekannt, dass das Sauberwerden eines Kindes eine Frage der Gehirnentwicklung ist. Jedes Kind ist anders und man sollte jedem Kind die Zeit lassen, die es benötigt, ohne es unter Druck zu setzen. Gleichzeitig aber auch die Anzeichen erkennen und es darin unterstützen, wenn es keine Windel mehr will. Gar nicht so einfach. Von einer Konditionierung à la jede Stunde auf's Töpfchen setzen halte ich überhaupt nichts und mich schaudert bei dem Gedanken, dass dies andere Eltern aus meiner Umgebung praktizieren.
Im Falle der Kleinen war es so, dass sie schon länger freiwillig auf die Toilette ging. Wir haben einen Familientoilettensitz, mit dem wir sehr zufrieden sind und der sich schon beim Großen bewährt hat. Da sie ihren Bruder oft beim Toilettengang beobachtet hat, war der Schritt, sich selbst auch mal darauf zu setzen, nicht sehr groß. Anfangs ging sie noch auf die kleine Kindertoilette, aber diese wird jetzt meist nur noch als Tritt benutzt;).
In den letzten Monaten hatte sie immer seltener in die Windel gekackert, sondern das große Geschäft ziemlich zuverlässig zuhause oder in der Kita auf der Toilette gemacht. Sie konnte auch manchmal "auf den Punkt" kackern. Das ließ schon ein frühes Trockenwerden erwarten, aber niemals hätte ich etwas forciert. Wir ließen dann ab und zu die Windel weg, aber es ging noch viel daneben und irgendwie merkte ich, dass sie noch nicht soweit war. Die Erzieher in der Kita sprachen uns schon vor einiger Zeit an, ob wir es nicht versuchen wollten, aber das lehnte ich noch ab, da mir das letzte Klick bei ihr fehlte. Seit Ende Mai wollte sie dann explizit keine Windel mehr tragen. Sie wehrte sich vehement und wir ließen die Windel an dem relevanten Wochenende tagsüber weg. Montags sagten wir in der Kita Bescheid, dass sie keine Windel mehr möchte, deponierten viel Wechselwäsche dort und nahmen in der ersten Woche pro Tag 1-2 Garnituren Wäsche mit nach Hause. In der zweiten Woche war es schon viel weniger und die Erzieher ließen sie dann auch im Garten windelfrei. Zuhause passierte es manchmal, dass sie "pullern" sagte und in dem Moment schon einpullerte. Oft konnte sie aber auch anhalten, eine Fähigkeit, die beim Großen später kam. Sie geht auch immer öfter allein auf die Toilette und ruft dann erst, wenn sie fertig ist.
An den Wochenenden ließen wir sie dann auch zum Mittagsschlaf ohne Windel und es ging nicht ein Mal schief. Auch die Nachtwindel blieb immer öfter trocken. Ganz ehrlich, wir waren völlig verblüfft. Am Mittwoch, 24.6., probierte die Kita erstmals den windelfreien Mittagsschlaf aus - erfolgreich. Am Nachmittag sagte die Erzieherin der Kleinen zu mir: "Für uns ist die Sache durch. Habt ihr super gemacht!" Natürlich war es nicht unser Verdienst, sondern die Kleine hat es super gemacht, wir haben nur auf ihre Zeichen geachtet und sie darin unterstützt, was sie selber wollte. Nun folgt noch das Weglassen der Nachtwindel und dann können wir uns diesen finanziellen Posten sparen;) Und das Gepäck auf Reisen wird erfreulicherweise auch kleiner.
Noch eine kurze Rückschau zum Trockenwerden des Großen: er wurde mit ca. 2 1/4 Jahren trocken, allerdings anders als die Kleine. Zuhause wehrte er sich mit Händen und Füßen gegen alles, was wir völlig ohne Druck mit ihm ausprobieren wollten. Auf die Kindertoilette mochte er sich meist nicht mal draufsetzen. Bei ihm war zu diesem Zeitpunkt noch keinerlei Reife und Bereitschaft in dieser Hinsicht für uns zu bemerken. Er sträubte sich zwar schon lange gegen das Wickeln, das genau wie bei der Kleinen ab Stehalter nur noch im Stehen zugelassen wurde. Aber die Windel weggelassen hätte ich bei ihm noch nicht, da er mir insgesamt viel zu wenig kooperierte und nichts bzw. das Gegenteil dessen tat, was nach seinem Verständnis seine Bezugspersonen von ihm erwarteten (siehe autonome Kinder). Dagegen war er in der Kita immer schon sehr angepasst und der Toilettengang war kein Problem. Seine Erzieherin erkannte, dass es für sie als Außenstehende leichter als für uns wäre, ihn darin zu unterstützen und fing an, die Windel in der Kita wegzulassen. Der Prozess dauerte aber bei ihm viel länger, die Mittagsschlafwindel blieb noch lange dran und die Nachtwindel ist bis heute jede Nacht voll. Es wird so kommen, wie ich es schon vor einiger Zeit prophezeite, dass die 2-Jährige nachts windelfrei sein wird und der 4-Jährige nicht. Ändern können und wollen wir das nicht.
Meiner Einschätzung nach ist er durch die Kita-"Konditionierung" trocken geworden, weil er in der Kita, im Unterschied zu zuhause, beweisen will, was er alles kann und sich den "Anforderungen" problemlos fügt. Diese Ambitionen hat er zuhause nicht, im Gegenteil, und deshalb wäre es für uns in diesem Alter unmöglich gewesen, ihn beim selbstbestimmten Trockenwerden zu unterstützen. Noch heute habe ich manchmal das Gefühl, dass er eigentlich selbst immer noch keine richtig bewusste Beherrschung seiner Blasenfunktion hat. Deshalb auch das nächtliche Nasswerden. Daneben fehlt auch der Wille bei ihm, es zu schaffen bzw. es hat keine Priorität, das trifft es vielleicht eher. Sorgen mache ich mir darüber noch nicht, wir haben noch Zeit, aber die Unterschiede zur Kleinen zeigen sich eben auch in diesen Bereichen.
Ich freue mich jedenfalls, dass wir jetzt zwei so gut wie trockene Kinder haben, was wieder ein weiterer Schritt hin zur zunehmenden Selbstständigkeit und Unabhängigkeit der Kinder von uns ist. Wie rasant es bei der Kleinen in so einem frühen Alter und auf eine so andere Weise als beim Großen nun kam, darüber kann ich nur staunen.