Windbranche kann Einspeisenetze schnell und kostengünstig umsetzen

Windpark in Sachsen-Anhalt © Windpark Druiberg

Windpark in Sachsen-Anhalt © Windpark Druiberg

Der mangelnde Netzausbau erweist sich zunehmend als Flaschenhals für die Energiewende. Während die Technologie der Erneuerbaren Energien immer besser und effizienter wird, hinkt der Netzausbau seit Jahren hinterher. Wie drängend das Problem ist, zeigt die steigende Abschaltung von Windenergieanlagen. Hier besteht zügiger Handlungsbedarf. Dabei müssen neben einer Beschleunigung des vorgesehenen Netzausbaus auch alternative Modelle und Technologien auf ihr Potenzial hin untersucht werden.

Aus diesem Grund hat der Bundesverband WindEnergie e.V. (BWE)  das Beratungsunternehmen Ecofys mit einer Kurzstudie zu den technischen Rahmenbedingungen von Einspeisenetzen beauftragt. Die Ergebnisse der Studie stellte der BWE am Rande der Hannover Messe 2012 vor.

Bei Einspeisenetzen handelt es sich um eine direkte Verbindung zwischen einem oder mehreren Windparks zum Übertragungsnetz. Damit wird das Verteilernetz (110 kV), an dem gegenwärtig die meisten Windenergieanlagen angeschlossen sind und bei dem massiver Ausbaubedarf besteht, ergänzt. Da keine Verbraucher an dieses Netz angeschlossen sind, kann auf das sogenannte (n-1)-Kriterium verzichtet werden. Letzteres gewährleistet für Verbraucher, dass bei Ausfall eines Teiles des Netzes ein anderer Teil die gleiche Kapazität aufnehmen kann. Durch den Verzicht auf das (n-1)-Kriterium bei Einspeisenetzen werden die Kosten des Netzausbaus für die Verbraucher erheblich reduziert.

„Die Studie zeigt, dass die Windbranche selbst Einspeisenetze realisieren und betreiben kann.  Durch den Wegfall des (n-1)-Kriteriums können wir das Einspeisenetz schnell und kostengünstig umsetzen. Zur Finanzierung der Einspeisenetze sollte jetzt ein Modell vergleichbar mit dem Netzentgelt entwickelt werden“, erörterte BWE-Präsident Hermann Albers in Hannover.

Laut Ecofys-Studie kann mit einem Einspeisenetz eine Kapazität von bis zu 1500 Megawatt an das Höchstspannungsnetz angeschlossen werden. Das entspricht bis zu 500 Windenergieanlagen der Drei-Megawatt-Klasse. „Dabei kommen vor allen Dingen Erdkabel zum Einsatz, die für Akzeptanz bei der Bevölkerung sorgen. Das beschleunigt den Netzausbau und damit die Energiewende. Klar ist aber auch, dass der Bau von Einspeisenetzen nur ein Mosaikstein im Gesamtbild Energiewende ist“, so Albers.

Die Betreibergesellschaft Enertrag verfügt bereits über Praxiserfahrungen mit einem Einspeisenetz. Sie betreibt in Brandenburg ein 250 Kilometer langes Einspeisenetz mit einer derzeit  angeschlossenen Leistung von 260 Megawatt. Die Enertrag AG hat das Einspeisenetz selbst realisiert. „Wir wollten das Heft selbst in die Hand nehmen und uns unabhängig von regionalen Verteilernetzen machen. Da wir außerdem die Temperatur der Leitung permanent überwachen, können wir Windenergieanlagen und Einspeisenetz optimal aufeinander abstimmen. Als Betreiber von Erneuerbaren benötigen wir endlich für den weiteren Ausbau ähnliche Finanzierungsmöglichkeiten wie sie Netzbetreiber auch haben – allzumal wir schneller und preiswerter sein können“,  erklärte der Vorstandsvorsitzende der Enertrag AG, Jörg Müller.

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