Wind und Wetter

Von Erichkimmich @Erich_Kimmich

Heute fahre ich mit der Bahn in den Schwarzwald. Von Böblingen über Freudenstadt und ins Kinzigtal bis Schiltach. Ich will “über den Berg” wandern, nach Lauterbach. Kurz nach 15 Uhr komme ich in Schiltach an, es weht ein angenehm laues Windchen – gefühlte 13 Grad. Entlang der Schiltach stehen verträumt die Fachwerkhäuser, entlang des Baches ist das Gras saftig grün – der Winter ist noch auf Urlaub. Gleich hinter der Kirche beginnt der Anstieg. Von 324 Meter Meereshöhe bis auf 755 Meter an der höchsten Stelle. Der Rucksack ist gut gefüllt. Das macht sich gleich bemerkbar.
Im Zickzack führt der Mittelweg den Steilhang hinauf. Bei der urigen Holzfigur am Wegrand mache ich einen Schnappschuss. Selfie nennt sich das heutzutage.

  

500 Meter weiter beschließe ich, den Anorak auszuziehen. Der Anstieg ist Wärme genug! In der ersten Kehre werfe ich einen Blick zurück auf Schiltach – 150 Meter tiefer – und auf die Höhe beim Zollhaus im Nordosten. Viel zu schnell beginnt die Dämmerung. Doch gerade diese besondere Stimmung hat ihren ganz besonderen Reiz. Jetzt erahne ich, woher der Begriff Schwarzwald wirklich kommt.

  

Schon ist es Viertel nach vier als ich auf dem Dornacker (680 m) ankomme. Die blaue Stunde hat begonnen. Zum Schluss kommt noch ein letzter heftiger Anstieg unterhalb der Heuwies, der mich ein wenig mehr ausbremst. Ja, die Kondition…
Am Kienbronn habe ich den höchsten Punkt hinter mir. Es ist 17 Uhr und die Dunkelheit ist nun vollständig. Es ist auch deutlich kälter und windiger geworden; erste Tropfen fallen. Hinten am Horizont schimmern die Lichter von Aichhalden und Sulgen. Die Dunkelheit macht mir keine Probleme, denn meine Augen haben sich an das wenige Restlicht angepasst.

Um 19.20 Uhr treffe ich meine Schwester und meinen Vater, der heute seinen 85. Geburtstag feiert. In der Neuen Brücke in Sulzbach kehren wir ein und ich merke erst jetzt, welcher Hunger sich in den zweieinhalb Stunden in mir angesammelt hat. Nach Alpirsbacher Pils vom Fass und einem Pfeffersteak Madagaskar sind solche Sorgen aber schnell verflogen.

  

Erkenntnis des Tages: Ich sollte viel öfter draußen unterwegs sein. Schon allein deshalb, weil das Essen nach dem Frischluft-Aufenthalt noch besser schmeckt!