WIMA 2011: Dornröschen #NFC erwacht

NFC ist derzeit eines der heiß diskutierten Technologie-Themen. Nach einem beinahe schon zehn Jahre währenden Dornröschenschlaf nimmt das Thema Fahrt auf und gewinnt erfreulicherweise stark an Momentum. Nicht umsonst wurde der Mobile World Congress 2011, die Leitmesse der Mobilfunk-Industrie, schon als  “NFC World Congress” bezeichnet. Umso wichtiger war für Cirquent dieses Jahr der Besuch der wohl bedeutendsten Veranstaltung zu NFC weltweit, der WIMA 2011 in Monaco. Dort haben wir uns unter Experten über die aktuellen Trends und Entwicklungen ausgetauscht.

Was ist NFC eigentlich? Meist findet NFC derzeit nur im Kontext von Mobile Payments und vielleich noch Mobile Ticketing Erwähnung. Der Grund dafür ist, dass mit NFC kontaktlose Karten wie eine Kreditkarte oder eine Guthabenkarte für den Nahverkehr mit dem Handy emuliert werden können. Doch das beschreibt nur einen kleinen Teil der Möglichkeiten. Technologisch gesehen steht NFC für “Near-Field-Communication”, eine Erweiterung und Kombination der RFID- und Smartcard-Technologien. Ein mit NFC ausgestattetes Gerät kann mit anderen NFC-fähigen Geräten kommunizieren und Daten austauschen, indem man die Geräte nah aneinander hält. Dies funktioniert sowohl zwischen verschiedenen Handys oder Smartphones, als auch in Kombination mit Kartenterminals oder Gegenständen wie “intelligenten” Postern oder Aufklebern. Auf den ersten Blick ist NFC nur eine weitere Funk-Übertragungstechnologie wie WLAN oder Bluetooth. Auf den zweiten Blick zeigt sich aber, dass NFC weit mehr ist – eine sehr intuitive Schnittstelle zwischen der virtuellen und der realen Welt. Mit NFC kann ein Handy zur Fernbedienung werden, indem man es kurz an einen “Touchpoint” am Fernsehgerät hält. Oder man kauft und speichert die Eintrittskarte für ein Konzert, indem man das Smartphone auf der Straße an ein Poster der Veranstaltung hält. Oder man verwendet das Handy zur Nutzung für Carsharing. Ein Touch auf das Auto genügt – das Handy ist Autoschlüssel, Führerschein und Kreditkarte für die Bezahlung in einem. Und nach der Benutzung kann durch einen weiteren Touch auf einen Kontaktpunkt am Auto auch gleich eine virtuelle Notiz für den nächsten Nutzer hinterlassen werden.

Das Potential von NFC ist also gewaltig, Anwendungsmöglichkeiten bieten sich in nahezu allen Branchen – sowohl für den Endkunden wie auch im B2B-Bereich oder bei der Optimierung von Geschäftsprozessen. NFC steht dabei für eine Vereinfachung des Datenaustausches und die Aufhebung von Medienbrüchen, die viele mögliche Anwendungsszenarien wie z.B. die Handy-Fernbedienung derzeit noch als unattraktiv erscheinen lassen. Diese neue Sicht auf NFC war das beherrschende Thema der WIMA 2011. In den vergangenen Jahren standen die beiden vermeintlichen Killer-Applikationen Mobile Payments und Mobile Ticketing im Mittelpunkt, sogenannte “Secure NFC” Dienste, die hohe Anforderungen an die Sicherheit des Ökosystems stellen und entsprechend komplex in der Umsetzung sind. Dieses Jahr hingegen war der Scheinwerfer auf innovative “Open NFC” Dienste gerichtet. Dienste, die vergleichsweise einfach umzusetzen und in den Markt zu bringen sind. Dies kann die Verwendung von NFC bei Gaming, wie z.B. dem populären Spiel Angry Birds sein. Es kann auch die Markierung von Orten mit NFC-fähigen Stickern sein oder der Einsatz in kleineren Ökosystemen wie beispielsweise im Gesundheitswesen. Insbesondere das Start-Up Poken liefert ein beeindruckendes Beispiel für die profitable Verwendung eines NFC-basierten Dienstes: Social Networking mit NFC-fähigen Tokens oder Smartphones. Dieses Beispiel zeigt übrigens deutlich, dass das Endgerät nicht immer nur ein Handy oder Smartphone sein muss.

Die Verlagerung des Schwerpunkts auf Open NFC stützt sich auch auf die Strategie der beiden derzeit wichtigsten NFC-fähigen Smartphones. Sowohl das Nokia C7 wie auch Googles Nexus S unterstützen bisher nur Open NFC, nicht Secure NFC. Das heißt, sicheres Mobile Payments durch Karten-Emulation ist mit beiden Geräten bisher technisch noch nicht möglich. Heftig und kontrovers wurde diese Strategie unter den Teilnehmern der WIMA diskutiert. Schließlich wird sich damit die Umsetzung von Secure NFC Anwendungen auf diesen Geräten mindestens um einige Monate verzögern. Doch genau das könnte sich als Vorteil erweisen, denn die Industrie braucht zuerst “einfache” NFC-Dienste, um die Technologie in den Markt zu bringen und für den Endkunden mit sofort nutzbaren Alltags-Anwendungen attraktiv zu machen. Ist dann eine kritische Masse an NFC-fähigen Endgeräten im Markt, können auch komplexere Dienste wie M-Payments von der Verbreitung und Akzeptanz der Technologie profitieren.

Egal, ob Open oder Secure NFC: Die Technologie hat aufgrund der Breite an verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten das Potential, unser Leben so massiv zu verändern wie das Internet, der Mobilfunk oder das Smartphone zuvor. Dies hat sich auf der WIMA 2011 wieder deutlich gezeigt. Doch NFC ist auch eine disruptive Technologie, die bisher noch an der Komplexität der Ökosysteme möglicher Anwendungen gescheitert ist. Dies ändert sich momentan. Open NFC könnte das entscheidende Puzzlestück sein, mit dem sich der Durchbruch erreichen lässt. Ich bin jedenfalls jetzt schon gespannt auf die WIMA 2012. Wo wird die NFC-Industrie dann stehen? Ich denke, NFC wird dann für viele von uns im Alltag schon erste Spuren hinterlassen haben – und in der öffenlichen Wahrnehmung für wesentlich mehr stehen als “nur” für Mobile Payments.


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