„Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“
Johann Wolfgang von Goethe
Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch eine wahre Geschichte von Eric Butterworth erzählen:
„Ein College-Professor ließ seine Soziologiestudenten in die Slums von Balimore gehen, um eine Untersuchung über die Zukunft von 200 Jugendlichen durchzuführen. Die Studenten wurden gebeten, eine Bewertung über die Zukunft eines jeden Jungen, mit dem sie sprachen, zu schreiben.
In allen Fällen schrieben die Studenten: „Er hat keine Chance.“
Fünfundzwanzig Jahre später stieß ein anderer Soziologieprofessor auf diese frühere Studie.
Er ließ seine Studenten das Projekt nachkontrollieren, um zu sehen, was mit diesen Jungen geschehen war.
Mit Ausnahme von 20 Jungen, die wegzogen oder gestorben waren, erfuhren die Studenten, dass 176 der verbliebenen 180 Jungen einen mehr als ungewöhnlichen Erfolg als Anwälte, Doktoren und Geschäftsleute erreicht hatten.
Der Professor war überrascht und beschloss, die Angelegenheit weiter zu verfolgen. Glücklicherweise lebten alle Männer in der Nähe und so er konnte jeden Einzelnen fragen:
„Wie erklären Sie sich ihren Erfolg“?
Jeder von ihnen antwortete: „Wir hatten eine wundervolle Lehrerin.“
Die Lehrerin war noch am Leben, also machte der Professor sie ausfindig und fragte die alte, aber noch immer aufgeweckte Dame, welche magische Formel sie benutzt habe, um diese Jungen aus den Slums herauszureißen, hinein in erfolgreiche Leistungen.
Die Augen der Lehrerin funkelten und auf ihren Lippen erschien ein leises Lächeln.
„Es ist wirklich ganz einfach“, sagte sie. „Ich liebte diese Jungen!“ Ihr Lieben,
Wenn ich solche Geschichten erzähle, begegnen mir immer wieder Menschen, die zu mir sagen:
„Werner, so einfach kann es doch nicht sein!!!“
Und doch ist es so einfach. Da können die Schulbehörden noch so viele Bildungs- pläne beschließen, da können die Lehrer sich noch so sehr bemühen, einen fachlich guten Unterricht zu gestalten, da kann die Regierung noch so gute Bildungspakete beschließen, wie jetzt gerade in Deutschland.
All das verpufft in seiner Wirkung bei der einzelnen Schülerin, dem einzelnen Schüler, wenn die einzelne Schülerin / der einzelne Schüler keinen Menschen an ihrer/seiner Seite hat, der an sie/ihn glaubt, der ihr/ihm etwas zutraut und der sie/ihn stetig ermutigt.
Die Ermutigung, täglich, unermüdlich und auch gerade in schwierigen Phasen – das ist die beste Hilfe, die wir unseren Kindern und Enkelkindern zukommen lassen können.
Als ich in Göttingen noch Dozent war, habe ich ehrenamtlich an einem Gymnasium mitgearbeitet. Meine Aufgabe war es, in einer Klasse die Schülerinnen und Schüler zu motivieren und zu ermutigen.
In jeder Woche hatte diese Klasse eine Stunde, in der die Probleme der Klasse angesprochen werden sollten und in der dann über diese Probleme gesprochen werden sollte.
Aber statt uns ständig jede Woche mit Problemen und negativen Dingen zu beschäftigen, schlug ich vor, ein Schuljahr lang stattdessen „Warmen Regen“ einzuführen.
Wenn wir „Warmen Regen“ veranstalteten, setzte sich eine Schülerin / ein Schüler in die Mitte und alle anderen Schülerinnen und Schüler in einem großen Stuhlkreis um die/den in der Mitte sitzende(n) Schülerin/Schüler.
Alle im großen Kreis sollten nun zehn Minuten lang über denjenigen, der in der Mitte saß, etwas laut sagen und zwar nur Gutes. Das Wunderbare war, dass die Kinder mit der Zeit immer mehr Gutes an ihren Klassenkameraden entdeckten und sich später geradezu dazu drängten, „Warmen Regen“ zu veranstalten, weil sie sich danach sehnten, etwas Gutes über sich selbst zu hören.
Nach einem Jahr war die Klasse wie ausgewechselt und die Schülerinnen und Schüler motivierten und ermutigten sich gegenseitig, es war ihnen sozusagen „in Fleisch und Blut übergegangen.“
Allen Eltern und Großeltern möchte ich diese Methode auch empfehlen.
Wir Eltern und Großeltern könnten uns zum Beispiel vornehmen, an Ostern einmal unsere Kinder und Enkelkinder nur zu loben, nur zu ermutigen und alle Kritik zu vergessen.
Als ein Mensch, der als Kind und Jugendlicher Schlimmstes durchgemacht hat, darf ich sagen:
„Ich wäre niemals der fröhliche Mensch geworden, der ich heute bin, wenn mir nicht Menschen begegnet wären, die mich ermutigt hätten und die Licht und Liebe in mein Leben gebracht hätten."
Ihr Lieben,
ich wünsche euch nun ein frohes und gesegnetes Osterfest und grüße Euch alle ganz herzlich mit ganz viel Zuversicht, Hoffnung und Fröhlichkeit
Euer Werner
Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt