Posted by Marlene on August 15, 2015 · Hinterlasse einen Kommentar
Letztens haben wir spontan eine alte Schrankwand, die keiner haben wollte, aber die irgendwie auch zu schade zum wegschmeißen war, an das “Willkommensbündnis Altentenburger Land” gegeben, ein lockerer Zusammenschluss von engagierten Freiwilligen (ich bewundere das ja!), die Flüchtlinge nicht nur willkommen heißen, sondern ihnen auch noch Sachspenden für die neue Bleibe organisieren. Die Männer aus Eritrea konnten es nicht fassen, dass jemand so eine Schrankwand einfach kostenlos weggibt und waren so dankbar, dass sie gar nicht wussten, wie sie sich noch bedanken sollten. Dabei waren wir froh, dass die Schrankwand keinen Platz mehr wegnimmt und doch noch jemanden nützt. Da wurde mir mit einem Schlag deutlich, in welchem Wohlstand wir eigentlich leben. Willkommen in der Wohlstandsgesellschaft! (Zur Flüchtlingsproblematik hat Frau Landgeflüster übrigens einen aufrüttelnden Beitrag verfasst!)
Was leben wir Kindern vor?
Was wir selbst neu anschaffen, auswechseln, obwohl es noch funktioniert und neu kaufen, ist die eine Sache. Man könnte sagen, das kann ja jeder selbst entscheiden. Was wir aber meist vergessen, ist, dass wir mit jeder Handlung auch den Kindern um uns herum vorleben, was für uns “normal” ist. Und sie werden uns später zum Vorbild nehmen.
Es macht einen Unterschied, ob wir ein kaputtes Spielzeug wegwerfen oder reparieren. Es macht einen Unterschied, ob wir jedes Mal beim Besuch des Neffen ein kleines Geschenk (das dann nach 2 Tagen unbeachtet in irgendeiner Kiste landet) mitbringen, oder vielleicht lieber gemeinsam etwas … malen, backen, basteln, spielen, unternehmen. Es macht einen Unterschied, wenn wir Kindern zeigen, dass man gebrauchte Sachen weggeben oder tauschen kann, statt wegzuschmeißen und neu zu kaufen.
Kaputte Spielsachen einfach mal reparieren – wie diese Puppe hier gerade genäht wurde. Sie hat nicht geweint.
Der Puppendoktor
Heute morgen ging bei dieser Puppe (Bild oben), die in der dritten Generation im Einsatz ist, eine Naht auf und der Puppenseitzer krähte sofort “Wir müssen das repareern!”. Gesagt, getan, jetzt hat die Puppe nicht nur eine geflickte Naht, sondern auch noch ein neues Höschen aus Stoffresten (übrigens eine schöne Möglichkeit, Stoffreste zu verwerten und an der Nähmaschine zu üben!). Wer das nicht selbst machen mag, kann sich solche “Patienten”, die es zwangsläufig in jedem Kinderzimmer gibt, ja für das Teddykrankenhaus oder den Puppendoktor (solche Aktionen veranstalten doch die meisten Krankenhäuser) aufheben. Ich könnte mir das Reparieren von Spielsachen auch als prima Alternative zum neu gekauften Weihnachtsgeschenk vorstellen.
Letztlich wird es jedoch am allerbesten sein, solche Reparaturarbeiten gemeinsam mit den Töchtern, Söhnen, Neffen, Nichten, Enkeln und Urenkeln zu machen. Dann verbringt man eine schöne Zeit zusammen und vermittelt, dass Dinge Wert haben.
Einfach und nachhaltig
Weil das so schön einfach und nachhaltig ist und weil man es doch immer wieder so schnell vergisst, gebe ich diesen Post an unsere Linkparty “Einfach. nachhaltig. besser. leben.” {EiNaB}, die bis 9. September noch bei Frederike im Blog “Zwischengeflecht” stattfindet. Wer auch Beiträge zu nachhaltigen Themen verfasst hat, ist herzlich eingeladen, sie zu {EiNaB} zu geben.