Willkommen im Leben, kleine Pusteblume!

Oder sollte ich eher sagen “Fräulein Ungeduldig”?

Die Familie ist komplett. Acht Tage zu früh hat sich unser kleines Mädchen ganz plötzlich auf den Weg zu uns gemacht. Ich war noch gar nicht richtig vorbereitet, ein paar Kleinigkeiten sollten noch für ihre Ankunft erledigt werden. Erst einen Tag zuvor habe ich meine Kliniktasche gepackt.

Am Donnerstag Vormittag war noch eine liebe Freundin bei mir und wir haben ausgiebig geklönt, während unsere Jungs miteinander spielten. Währenddessen flog eine erste, leichte Wehe vorbei. Ich dachte mir nicht viel, rechnete damit, dass dies nun endlich die Senkwehen seien – saß der Bauch doch noch ziemlich hoch. Die Wehen nahmen zu und man konnte quasi dabei zusehen, wie der Bauch absackte. Da die Schmerzen jedoch immer schlimmer wurden, nahm ich am Abend ein heißes Bad. “Echte” Wehen sollen ja dadurch verstärkt werden, ansonsten nehmen sie wieder ab.

So war es aber nicht.

Als wir unseren Sohn abends ins Bett brachten, sagte ich ihm, dass es gut möglich sei, dass das Baby nun bald aus Mamas Bauch raus möchte und wir deswegen ins Krankenhaus fahren müssten. Dann würde Oma da sein, wenn er am nächsten Morgen aufwacht. Ich war mir nicht sicher, ob er wirklich wahrnahm, was ich ihm sagte, denn er ließ währenddessen nicht von seinem Spiel ab. Das beunruhigte mich ein wenig.

Als die Abstände zwischen den Wehen immer kürzer und ich immer unsicherer wurde, fragte ich meine Hebamme, ob wir denn schon ins Krankenhaus fahren sollten. Sie sagte ja, und so rief ich meine Mutter zu uns, damit sie bei unserem Großen bleibt.

Gegen 22.30 Uhr machten wir uns dann auf den Weg in die Klinik. Während der Fahrt wurden die Wehen noch heftiger. Im Krankenhaus angekommen, wurde sofort ein CTG gemacht. Doch das zeigte trotz meiner Schmerzen kaum Wehentätigkeit an.

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Eine Untersuchung ergab, dass der Muttermund erst 1-2 cm weit geöffnet war. Ernsthaft? Geht es wieder genauso los, wie beim letzten Mal? Das Schlimmste war in dem Moment jedoch, dass uns gesagt wurde, unsere Kleine sei ein Sternengucker. Ich musste erst mal schlucken! Bitte nicht!

Und nun? Ich wurde vor die Wahl gestellt, noch einmal nach Hause zu fahren oder auf der Station aufgenommen zu werden. Ich wollte bleiben, da die Schmerzen zu stark waren. Daher bat ich um ein Einzelzimmer. Leider ohne Erfolg. Jedes Zimmer war belegt. Ich kam daher sogar auf die Privat-Station. Zu einer Mama, die an dem Tag Zwillinge zur Welt gebracht hatte. Das bedeutete auch, dass mein Mann wieder nach Hause fahren müsste, was natürlich genau das war, was ich nicht wollte. Wir gingen, nein, wir krochen viel mehr noch eine Weile über den Flur, bis ich nicht mehr konnte. Ich musste mich hinlegen. Also schickte ich ihn schweren Herzens heim. Und fühlte mich unglaublich verlassen.

Gegen 03.00 Uhr hielt ich die Schmerzen einfach nicht mehr aus und wollte daher wieder runter zum CTG, in der Hoffnung, es hätte sich etwas getan. Doch ehrlich gesagt fühlte ich mich nicht in der Lage, diesen Weg allein zu schaffen. So fuhr mich ein Pfleger im Rollstuhl runter zum Kreißsaal. Ich wurde von einer jungen und sehr netten Hebamme empfangen. Sie untersuchte mich und sagte mir, ich würde heute noch auf jeden Fall mein Kind bekommen. Vielleicht nicht mehr in der Nachtschicht, aber bis zur Spätschicht würde es keinesfalls dauern. Ein kleiner Hoffnungsschimmer. Sie brachte mich gleich in einen Kreißsaal und legte mir dort erneut das CTG an. Dieses Mal wurden starke Wehen angezeigt. Ich bat sogleich um eine PDA, da auch der Schmerztropf, an dem ich bereits hing, nicht die leiseste Linderung verschaffte.

Ruhige und gemütliche Atmosphäre im Kreißsaal

Ruhige und gemütliche Atmosphäre im Kreißsaal

Ich bat meinen Mann wieder zurückzukommen. Er hatte es gerade mal geschafft eine Stunde auf dem Sofa zu schlafen. Immerhin – mehr als ich.

Der Anästhesist ließ auf sich warten. Ich hatte bereits alle drei Minuten Wehen. Als er um 06.00 Uhr endlich da war, hatte ich schon die Befürchtung, es sei bereits zu spät für die PDA. Die Hebamme gab mir jedoch kurz vor der Spritze einen Wehenhemmer, so gelang es mir, ruhig zu halten. Es dauerte einige Minuten, dann kam endlich die Erlösung: Schmerzfrei. Durchatmen. Kraft tanken.

Es dauerte nicht lange, bis ich etwas essen wollte. Doch Frühstück gab es erst um 07.30 Uhr. Daher versuchte ich einfach ein wenig zu entspannen. Was schwierig war, denn alle 5 Minuten ging der Blutdruckmesser los. Ich starrte auf die Uhr. Mit dem Gongschlag schickte ich meinen Mann Frühstück holen. Und ich habe ordentlich gegessen. Ich brauchte ja schließlich Energie.

Zwischenzeitlich fand dann der Schichtwechsel statt und ich musste mich von meiner netten Hebamme verabschieden. Was mir jedoch dann nicht mehr viel Kummer bereitete, denn Ihre Ablösung war ebenso ruhig und nett. Das beruhigte mich sehr. Denn bei der Geburt meines Sohnes hatte ich zwar auch eine nette, dafür aber auch sehr nervöse und unruhige Hebamme. Das verunsicherte mich damals wirklich sehr.

Ich wurde immer mal wieder umgelagert, am Ende wurde ein Bein halb über meinen Körper auf einer Stütze abgelegt, was dabei helfen sollte, dass die junge Dame sich vielleicht unter der Geburt doch noch richtig dreht. Außerdem wurde ich an einen Wehentropf gelegt – was ich eigentlich vermeiden wollte. Aber es sei nötig.

Irgendwann nahmen die Schmerzen wieder zu. Die PDA ließ nach und mir wurde mulmig, als die Hebamne mir sagte, dass der Muttermund fast vollständig geöffnet sei. Das bedeutet, dass die schmerzhafte Geburt nun bald bevorsteht. Doch zu meiner Überraschung und großen Erleichterung wurde das Medikament nochmals nachgespritzt. Damit hatte ich nicht gerechnet, aber ich war unendlich froh. Zusätzlich dankbar war ich über die permanente Anwesenheit und ruhige Art meiner Hebamme.

Es dauerte auch nicht mehr lange, bis ich einen starken und dennoch schmerzlosen Druck verspürte. Dieser nahm mit jeder Wehe zu. Eine Ärztin kam nun dazu und stellte sich vor. Ich sagte ihr, wir würden uns noch von der Geburt meines Sohnes kennen. Sie sagte zugleich : “Oh, möchten Sie, dass ich eine andere Kollegin hole? Ich habe gerade gelesen, dass Sie ein traumatisches Geburtserlebnis hatten…” Ich war überrascht, mit einer solchen umsichtigen Reaktion hatte ich nicht gerechnet. Da die schwierigen Umstände damals jedoch nicht an ihr lagen, hatte ich keine Probleme damit, dass sie blieb. Im Gegenteil, ich fühlte mich sogar sehr ernst genommen mit meinem Problem.

Nun dauerte es nicht mehr lange, bis die Presswehen einsetzten. Diese waren zwar wirklich anstrengend, aber trotzdem so gut wie schmerzfrei. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Sollte es jetzt wirklich so einfach sein? Ja! Nur vier oder fünf Presswehen später war der große Moment da: Ich hörte den ersten Schrei meines kleinen Mädchens und nur wenige Sekunden später lag sie auf meinem Bauch!

Tränen der Freude und der Erleichterung flossen in Strömen über mein Gesicht. Ich war überwältigt von dem Zauber dieses Augenblicks!

“Ist alles in Ordnung mit Ihnen?”, fragte die Ärztin. Ja, es ist wirklich alles in Ordnung, stellte ich ungläubig fest.

Wir blieben noch eine Stunde im Kreißsaal und durften in aller Ruhe die ersten Momente mit unserer kleinen, gesunden, wundervollen Tochter genießen. Immer wieder kämpften sich Tränen der Erleichterung hoch.

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Ein neues Leben war geboren – und es war alles so viel leichter, als ich es mir vorgestellt hatte, so viel besser, als ich es für möglich gehalten hatte.

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Ich war nun froh, dass ich mich doch gegen einen Kaiserschnitt entschieden hatte und dass ich feststellen durfte, dass eine Geburt auch ein positives Erlebnis sein kann.
Ich bin ausgesöhnt mit dem Vergangenen – und das ist gut so.



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