Lange Zeit gehörte ich zu denen, die über andere schreiben, sie fotografieren und ihre ausführlichen Aussagen zu möglichst knackigen Statements eindampfe. “Was haben die bloss für ein Problem? Vor einem Journalisten braucht man sich doch nicht zu fürchten”, sagte ich, wenn die Leute sich nicht so ganz sicher waren, ob sie sich auf Medienkontakte einlassen sollten oder nicht. Heute stehe ich manchmal auf der anderen Seite und ich finde noch immer, dass man sich vor Journalisten nicht zu fürchten braucht, doch gewisse Bedenken kann ich nachvollziehen. In meinem Kopf läuft das dann etwa so ab:
Die Begeisterungsfähige: “Oh, toll, die wollen etwas über das Buch bringen! Interview, Illustrationen von ‘Meinem’ und ein Bild. Da soll ein Fotograf vorb…”
Die Skeptische: “Halt! Stopp! Nicht so schnell! Ein Fotograf? Hast du neulich mal wieder in den Spiegel geschaut?”
Die Begeisterungsfähige: “Ja, ein Fotograf. Das gehört halt dazu, wenn man Bücher verkaufen will.”
Die Skeptische: “Bücher verkaufen sich doch auch ohne Bild.”
Die Begeisterungsfähige: “Bestimmt, aber du kannst es dir nicht leisten, kompliziert zu sein. Du bist auf die Medien angewiesen.”
Die Skeptische: “Ich weiss und ich finde es ja auch ganz toll, dass die sich für mein Buch interessieren, aber…”
Die Begeisterungsfähige: “Was, aber? Da gibt es kein Aber. Es ist einfach nur toll, Punkt!”
Die Skeptische: “Nein, ist es eben nicht. Man verliert auch ein Stück weit die Kontrolle, wenn die Medien ins Spiel kommen. Denk nur an die Journalistin, die gemeint hat, ich hätte ein Selbsthilfebuch geschrieben und mich nach Tipps fragte…”
Die Begeisterungsfähige: “Was ist denn schon schlimm dabei? Das war doch ganz amüsant.”
Die Skeptische: “Natürlich war das auch amüsant, aber es stimmt mich auch nachdenklich. Denk nur, wie leicht man missverstanden wird und wie schnell die Leute sich ein falsches Bild von einem machen.”
Die Begeisterungsfähige: “Ist doch egal. Was heute in der Zeitung steht, ist morgen bereits wieder vergessen.”
Die Skeptische: “Mag sein, aber man gibt eben doch ein gewisses Bild von sich ab und ich weiss nicht, ob mir dieses Bild passt. Am Radio komme ich auch so komisch rüber, die Kinder grinsen ja immer auf den Stockzähnen, wenn sie mich hören. Und was sollen unsere Freunde denken? Das Ganze ist mir irgendwie ein wenig peinlich. Es ist ja nur ein Buch…”
Die Begeisterungsfähige: “Nun geniess es doch einfach. Man muss nicht immer alles hinterfragen.”
Die Skeptische: “Muss man doch.”
Die Begeisterungsfähige: “Muss man nicht.”
Die Skeptische: “Muss man doch. Unbedingt. Und dies ist mein letztes Wort.”