Wilhelm Schürmann begann in den 1970er Jahren seine Lebensumgebung zu fotografieren: Reihenhaussiedlungen, Gewerbebauten, modernistische Einsprengsel, Hinterhöfe, Garagen, Kirchtürme, Stromleitungen, Autotrassen und Bahnhofssituationen. Diese Provisorien beinhalten immer auch einen subtilen Rest anarchischen Potentials und sind potentielle Andockstellen und Optionen auf Zukünftiges. Eine Auswahl seiner Bilder ist ab 13. August im Sprengel-Museum Hannover zu sehen.
Ausstellungsbeschreibung
Wilhelm Schürmann ist in den 1970er-Jahren, nicht zuletzt als Mitkurator der Ausstellung In Deutschland. Aspekte zeitgenössischer Dokumentarfotografie im Rheinischen Landesmuseum Bonn (1979, gemeinsam mit Klaus Honnef), eine der zentralen Persönlichkeiten im Bereich der Fotografie. Doch ist er, in gewisser Weise, auch ein Abweichler: In stets streng gebauten bühnenartigen Bildern fotografiert Schürmann in seiner nahen Umgebung, in den Städten und an ihren Rändern, was ist. Zwar ordnet sich das Werk nach thematischen Bezügen und sind diese, wie der kürzlich erschienene Band Wegweiser zum Glück, Bilder einer Straße 1979-1981 (Köln 2012) erneut zeigt, häufig äußerst komplex durchgearbeitet. Doch ist jedes Bild eher ein Einzelbild als ein Teil einer seriellen Ordnung: Jede Situation verlangt nach einer nur ihr gemäßen, präzise erarbeiteten Komposition. Die sinnlich-intellektuelle Lust an den subtilen Codes und Botschaften der Objektkonstellationen setzt den seriellen und systematisierenden Methodiken Grenzen.
In der in dieser Ausstellung vorgestellten Bildauswahl zeigt sich Deutschland als eine kühle Gegend zwischen Krise und Krise, als ein ständiges Provisorium gewebt aus Reihenhaussiedlungen, Gewerbebauten, modernistischen Einsprengseln, Hinterhöfen, Garagen, Kirchtürmen, Stromleitungen, Autotrassen und Bahnhofssituationen. Doch beinhalten diese Provisorien hier eben immer auch einen subtilen Rest anarchischen Potentials: Sie sind potentielle Andockstellen und Optionen auf Zukünftiges.
Wilhelm Schürmann, 1946 in Dortmund geboren, fotografiert seit er 16 ist. Er studierte Chemie, gründet mit Rudolf Kicken die Galerie Lichttropfen, verlässt diese 1977, unterrichtet von 1981 bis 2010 Freie Fotografie an der Fachhochschule Aachen. 1982 legt eine erste Begegnung mit Martin Kippenberger den Grundstein für die Sammeltätigkeit von Gaby und Wilhelm Schürmann: Objektkonstellationen bleiben seine Leidenschaft.
Als Fotograf ist Wilhelm Schürmann immer wieder neu zu entdecken.
Quelle: Sprengel Museum Hannover
Wann und wo
Sprengel Museum Hannover
Kurt-Schwitters-Platz
D-30169 Hannover
Austellung vom 14. August bis 24. November 2013
Eröffnung am 13. August 2013 um 18:30 Uhr
Es begrüßt Ulrich Krempel, Direktor Sprengel Museum Hannover. Es sprechen Dr. Sabine Schormann, Stiftungsdirektorin der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, und Inka Schube, Kuratorin. Im Anschluss findet ein Gespräch mit Wilhelm Schürmann statt. Der Eintritt ist frei.