Ich bin wild – oder besser gesagt wieder wild geworden – es war nur lange Zeit verschüttet und hat Brach gelegen. Meine Urgroßmutter lehrte mich schon als kleine Rattenschwanzträgerin, was uns die Natur so gutes beschert und was man mit all den Schätzen, die sie freiwillig hergibt, machen kann. Sie wusste über die Heilkraft der verschiedensten Blättchen und Blüten bestens Bescheid und braute Kräuterweiblein-mäßig allerlei Tinkturen, Tees und Salben. Und die haben geholfen! Jedes Mal. Bei Bauchweh gab es schluckweise Pfefferminztee, der Sonnenbrand wurde mit Ringelblume bekämpft und bösen Verkühlungen von „vergessen, ein Unterhemd anzuziehen“ wurde mit Brennessel zu Leibe gerückt. Darüber hinaus gab es frische und getrocknete Blüten und Kräuter in jeglichem Essen. Und es bekam uns hervorragend!
Wieso nur habe ich das alles (fast) vergessen, habe ich mich gefragt, nachdem ich nun im eigenen Garten das ein oder andere entdeckt oder wieder entdeckt habe?! Jauchzend und frohlockend habe ich meinen Gatten dieser Tage durchs Grün getrieben und bei jedem Fund meine helle Freude lauthals kundgetan.
„Oh, der Giersch, der Giersch! Wir haben welchen!!“ traf bei meinen Schwiegereltern hingegen eher auf verhaltene Begeisterung. Man könnte es auch eine leichte Form des Entsetzens nennen. Wahrscheinlich fürchten sie nun um eine Verschlimmerung meines Geisteszustands, nachdem ich den gemeinen Feind des Gärtners mit einem Hohelied begrüßte. Giersch ist unter Gärtnern ein hundsfieser Breitmacher mit Wurzelwerk, das gefühlt bis zur Erdmitte reicht. Nur so viel – wir haben uns geeinigt – in meinem Teil darf der Giersch wuchern und zu Pesto und Salat werden. Auch zartes Blattwerk wie Löffelkraut und Hirtentäschel wird demnächst vermehrt in unsere Salatschüsseln wandern und Aufstriche verfeinern.
Und das habe ich gefunden: 1 Löffelkraut 2 Liebstöckel (auch Maggi-Kraut genannt) 3 Rapsblüten 4 Schnittlauchblüten 5 Hirtentäschelkraut 6 Löwenzahnblüten und Blätter 7 Rucola-Blüten 8 Salat 9 Gundermann 10 Gänseblümchen 11 Giersch
Zur Premiere gab es diesen Wildkräuter- Garten- Salat, der sich in jeder Form variieren lässt. Mit Ausnahme der Rapsblüten (Nr. 3) und des Salats (Nr. 8) – von dem ich noch nicht genau weiß, wie er heißt (wisst ihr das?) – wächst alles in unserem Garten – ganz ohnen unser Zutun – ist das nicht herrlich!
Und für eine frische Scheibe Sauerteigbrot empfehle ich hausgemachten Frischkäse mit einer guten Handvoll der Kräuter.
Bald sind die Ringelblumen soweit und ich weiß auch schon, was ich mit denen mache – außer ihr leuchtendes Orange bewundern. Gerade spekuliere ich auf Sanddorn-Ernte an der Küste im Herbst – mal schauen!
Meine ersten Schritte als Foodhunter zum Thema wilde Kräuter gab es ja schon im letzten Jahr. Ich werde hier so nach und nach meine neuen Erkenntnisse teilen und Altes wieder aufleben lassen und in Rezepten zu neuem Glanz verhelfen.
Welche alten Kräuterschätze habt ihr schon gehoben? Ich würde so gern noch viel mehr wissen!