Wilde Bullen verzweifeln an Augsburgs B-Elf

Wilde Bullen verzweifeln an Augsburgs B-Elf

Die Verantwortlichen bei Red Bull hatten sich auch vor dem Pokalspiel gegen den FC Augsburg wieder etwas Besonderes ausgedacht. So zogen die Kicker des Regionalligisten RB Leipzig im Vorfeld der Partie durch die Fußgängerzone der Messestadt und verteilten Badelatschen mit der Aufschrift: «Augsburger Pokalschlappe». Bereits vor dem sensationellen 3:2-Sieg in der ersten Runde des Wettbewerbs, bei dem Torjäger Daniel Frahn alle drei Tore erzielt hatte, wurde eine ähnliche Aktion gestartet. Es wurden Taschentücher verteilt «für weinende Wölfe» .

Diesmal brachte die Kampagne kein Glück. Die viertklassigen Leipziger unterlagen dem Favoriten aus der Bundesliga vor der Rekordkulisse von 34.341 Zuschauern in der Red-Bull-Arena mit 0:1 (0:0). Durch ein Tor von Daniel Brinkmann (62.) zogen die Augsburger mit einer B-Elf äußerst glücklich ins Achtelfinale des DFB-Pokals ein.

«Es war leider immer ein Schuhband dazwischen»

«Wir haben ein packendes Pokalspiel gesehen, in dem Leipzig am Schluss alles nach vorne geworfen hat. Für die höherklassige Mannschaft geht es im Pokal nicht darum, besser zu sein. Darum bin ich insgesamt zufrieden», sagte Augsburgs Trainer Jos Luhukay, der im Vergleich zum 1:1 gegen Bremen zehn Spieler ausgetauscht hatte. «Wir haben keine Stammelf. Und wir sind mit dieser Mannschaft eine Runde weitergekommen», rechtfertigte der Coach diese Entscheidung und wollte von einer möglichen Wettbewerbsverzerrung nichts wissen. Trotzdem sah es so aus, als ob dem Trtainer der Klassenerhalt in der Liga weit wichtiger war als das Achtelfinale und hohe Einnahmen im Pokal. «Es war leider immer ein Schuhband oder irgendetwas dazwischen. Darum hat es heute nicht gereicht», sagte Leipzig-Coach Peter Pacult.

Von einem Klassenunterschied war in der umkämpften, teilweise aber zerfahrenen Partie nichts zu sehen. Im Gegenteil. Die Gastgeber wollten mit dem Rückenwind des Sieges in der ersten Runde erneut für Furore sorgen, attackierten die Gäste früh und waren über die kompletten 90 Minuten das bessere und engagiertere Team.

Frahn hat die Führung auf dem Fuß

Nach elf Minuten hatte Daniel Frahn, der gegen Wolfsburg alle drei Treffer erzielt hatte, die erste dicke Chance. Seine Direktabnahme aus zwölf Metern nach einer Flanke von Tim Röttger ging knapp übers Augsburger Tor. Die Gastgeber diktierten weiter die Partie, auch wenn bis zur 30. Minute erst mal wenig bis gar nichts passierte.

Dann wurde es erneut durch den agilen Frahn gefährlich. Diesmal war die Chance allerdings nicht herausgespielt. Nach einem Rückpass schoss FCA-Ersatzkeeper Mohamed Amsif den Leipziger Torjäger im Sechszener aus kurzer Distanz beinahe an. Sein Schuss streifte ihn nur knapp. Drei Minuten später ging erneut ein Raunen durchs Stadion: Augsburgs Verteidiger Gibril Sankoh vertändelte den Ball fast, als Frahn plötzlich hinter ihm auftauchte. Doch auch diese Situation ging aus Augsburger Sicht noch einmal gut. Genauso wie in der 35. Minute, als Röttgers Schuss zur Ecke geklärt wurde.

Augsburg harmloser als harmlos

Aber was war eigentlich mit Augsburg? Die waren bis zu diesem Zeitpunkt harmloser als harmlos. Flanken wie die von Aushilfslinksverteidiger Lorenzo Davids landeten meilenweit im Aus (40.). Der Niederländer war der einzige, der im Vergleich zum Bremen-Spiel in der Bundesliga erneut auf dem Platz stand. Ansonsten hatte Trainer Jos Luhukay eine komplett neue Mannschaft aufs Feld geschickt und neben den verletzten Simon Jentzsch und Alexander Bellinghausen vier weitere Spieler gleich ganz zu Hause gelassen.

Auch nach der Pause waren Höhepunkte und Torraumszenen zunächst rar gesäht. Erst nach knapp einer Stunde nahm die Partie richtig Fahrt auf. Denn plötzlich kamen die Augsburger. Erst köpfte Edmond Kapllani den Ball nach einem Davids-Freistoß unbedrängt einen Meter am Tor vorbei (59.). Drei Minuten später lag die Kugel nach der zweiten echten Augsburger Möglichkeit plötzlich im Netz. Daniel Brinkmann schnappte sich den Ball, marschierte durch die gegnerischen Reihen und schob zum äußerst schmeichelhaften 1:0 ein (62.).

Neun Monate kein Leipziger Fußballfest

Die Leipziger antworteten nach dem Motto «Jetzt erst recht» mit wütenden Angriffen und kamen immer wieder gefährlich vors Augsburger Tor. Erst scheiterte Henrik Ernst per Kopf (67.), dann verfehlte ein Distanzschuss von da Silva Rockenbach das Gehäuse von Amsif (81.). Zuvor wurde auf der anderen Seite ein Treffer von Thorsten Oehrl wegen Abseitsstellung nicht gegeben (78.).

In der Schlussphase entwickelte sich noch mal ein echter Pokalfight. Leipzig zog ein Powerplay auf und hatte noch mehrere Großchancen zum Ausgleich. Röttger (89.) und Ernst (90.) scheiterten jeweils an Amsif. Am Ende fehlte den Leipzigern das Glück des Tüchtigen. Bis zum nächsten großen Fußballfest müssen sie nun neun Monate warten. Dann beginnt die neue Saison im DFB-Pokal, in der sie dann vielleicht wieder für Furore sorgen können. Ab sofort gibt es nur noch den Alltag in Liga vier. Am kommenden Wochenende geht es wieder gegen Gegner wie den ZFC Meuselwitz.

Einen Trost gibt es dennoch. Denn zumindest das Leipziger Publikum ist bereits bundesligareif. Es feierte bereits beim Stand von 0:0 mit Laola-Wellen, erhob sich zur Anfeuerung von den Plätzen und applaudierte nach dem Schlusspfiff trotz der Niederlage mehr als artig. Jetzt muss es nur noch sportlich nach oben gehen.

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