Der Gosaukamm ist mit seinen kühnen Türmen und Nadeln eine Felsbastion einmaliger Wildheit. Bei einer Rundwanderung kommst du ihm ganz nah.
Schroff, ja fast uneinnehmbar ragen die Türme, Pfeiler und Gipfel des Gosaukamms zwischen dem Salzburger Land und Oberösterreich in den Himmel. Im Westen begrenzen das Lammertal und die Lammer das Gebirge. Im Nordosten des Gosaukamms liegen die bekannten Gosauseen und südlich davon das idyllische Filzmoos. Wer möglichst viel vom Gosaukamm und den Orten an seinem Fuße sehen will, sollte rund um den Gebirgsstock wandern. Flotte Wanderer und Trailrunner bewältigen die Gosaukamm-Umrundung an einem Tag. Wer sich länger Zeit nehmen möchte, kann die Runde aber gut auf mehrere Etappen aufteilen.
Welche Route wir empfehlen, wo du übernachten kannst und welche Ausgangspunkte sich für die Gosaukamm-Umrundung eignen, liest du im folgenden Beitrag.
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Toureninfos zur Gosaukamm-Umrundung (Ausgangspunkt Annaberg)
- Anstieg: 1.700 Höhenmeter
- Abstieg: 1.700 Höhenmeter
- Distanz: 24 Kilometer
- Ausgangspunkt: Parkplatz Pommer bei Annaberg (Anreise planen)
- Schwierigkeit: mittel. Lange Rundtour rund um den Gosaukamm, die man auch auf mehrere Tage aufteilen kann. Großteils alpine Wege mit kurzen seilversicherten Passagen unter anderem am Steiglpass.
- Route: Vom Parkplatz Pommer auf markiertem Weg durch den Wald zur Stuhlalm. Von dort am Fuße der Zacken und Türme des Gosaukamms zur Hofpürglhütte bei Filzmoos und weiter hinauf zum Steiglpass (anspruchsvoll). Vom Pass Abstieg Richtung Gosausee (Weg 612). Kurz bevor es zum See hinabgeht, links haltend hinauf zur Gablonzerhütte. Nach einem weiteren, kurzen Anstieg geht’s schließlich auf der Annaberger Seite am Fuße des Donnerkogels zurück zur Stuhlalm und hinab ins Tal.
- Beste Jahreszeit: Juni bis in den Spätherbst. Im Frühjahr halten sich nördlich des Steiglpasses oft lange Altschneefelder.
- Den GPS-Track zur Tour findest du hier!
- Tipp: Eine Einkehr in der Stuhlalm ist ein kulinarischer Höhepunkt der Runde.
Als Ausgangspunkte für die Gosaukamm-Umrundung eignen sich:
- Parkplatz Pommer | Annaberg
- Der vordere Gosausee
- Die Hofalmen bei Filzmoos
Unterkünfte entlang der Gosaukamm-Umrundung:
- Stuhlalm
- Körnerhütte
- Hofpürglhütte
- Gablonzerhütte
Vom wilden Westen in den sonnigen Süden
Am frühen Morgen – die Wiesen sind noch taunass – steigen wir von Annaberg zur Stuhlalm auf. Auch wenn ein zweites Frühstück hier mehr als verlockend wäre, biegen wir nach der Alm gleich rechts ab. Der Weg leitet uns einige Meter hinab ins Stuhlloch, wenig später geht’s in Serpentinen steil hinauf. Die Latschen unter uns werden schnell kleiner. Dafür weitet sich das Panorama, während wir dem beschilderten Weg Richtung Hofpürglhütte folgen.
An der Stuhlalm ist der erste, längere Anstieg fast geschafft. Nun geht’s durchs Stuhlloch weiter Richtung Hofpürglhütte.Spätestens jetzt wird klar, woher der Gosaukamm seinen Namen hat. Der Gosaukamm ist mit seinen vielen kühnen Türmen und Nadeln eine Felsbastion einmaliger Wildheit. Ein felsiger Zacken reiht sich hier an den nächsten: Donnerkogel, Strichkogel, Angerstein und der an ihm angrenzende Salzburger Pfeiler, der Wasserkarkogel, der Sternkogel und natürlich die Große Bischofsmütze, die der höchste Gipfel im Gosaukamm ist.
Vorbei an den wilden Zacken des Gosaukamms. Auf der Westseite ist es noch schattig, doch bald gelangen wir in den sonnigen Süden.Hier im Westen des Gosaukamms streift uns die Sonne erst am späten Vormittag. Doch wir tauchen bald in den sonnigen Süden hoch über Filzmoos ein.
Am Fuße der Großen Bischofsmütze
Oberhalb der Sulzkaralm schmiegt sich der Steig sanft an die Ausläufer der Großen Bischofsmütze. Fast ohne Anstiege windet er sich auf der Südseite entlang zur Hofpürglhütte. Für Trailrunner ein einmaliger Flow-Trail, für Wanderer ein entspannter Abschnitt, ehe es nach der Hofpürglhütte steil über den Steiglpass nach Gosau weitergeht.
Sanft schmiegt sich der Weg an die südlichen Ausläufer der Bischofsmütze. Erhaben steht die Hofpürglhütte auf ihrem Podest hoch über Filzmoos.Mit freiem Blick in alle Himmelsrichtungen steht die Hofpürglhütte auf einem Bergrücken unterhalb der Bischofsmütze. Die berühmten Wände und Kanten des Gosaukamms liegen hier ganz nah. Klar, dass die Hofpürgl der ideale Stützpunkt für Kletterfahren und Kurse am Gosaukamm ist. Und alle, die die Gosaukamm-Umrundung auf zwei Tage aufteilen wollen, können auf der Schutzhütte einen Zwischenstopp einlegen.
Schroffer Übergang
Wir sind noch nicht lang unterwegs und joggen gleich zum Steiglpass weiter. Dieser Übergang verbindet die Süd- mit der Nordseite des Gosaukamms. Felsig ist jetzt der Untergrund und steil windet sich der teilweise seilversicherte Steig zum Steiglpass hinauf.
Die Bischofsmütze präsentiert sich jetzt von ihrer Südostseite. Im September 1993 gab es hier einen riesigen Felssturz. 250.000 Kubikmeter Fels donnerten damals zu Tal und veränderten das Antlitz der Bischofsmütze für immer.
Schroff und steil – der Anstieg auf den Steiglpass.Schwitzend erreichen wir über 30 Jahre später den Steiglpass. Mit einer Höhe von 2.018 Metern ist er der höchste Punkt der Gosaukamm-Umrundung. Ein kleines Plateau gibt uns viel Platz, um die uneingeschränkte Aussicht zu genießen, bevor wir auf der Nordseite des Gosaukamms abtauchen.
Der Schnee hält sich nördlich des Steiglpasses oft bis in den Sommer hinein. Für uns eine willkommene Abkühlung und die Möglichkeit eines schnellen Abstiegs: einige Höhenmeter surfen wir auf der weichen Schneedecke talwärts.
Die Zacken auf der Nordostseite des Gosaukamms rauschen an uns vorbei. Sie sind nicht weniger beeindruckend als ihre westseitigen Nachbarn. Beim Niederen Großwandeck und der Ostkante des Däumlings werden die Kletterer unter den Lesern wohl die Ohren spitzen.
Auf den Schneeresten nördlich des Steiglpasses verlieren wir schnell Höhe.Dunkle Seiten und eine blaue Perle
Der Kilometer laufen wir den sanft abfallenden Weg vom Steiglpass hinab, bis wir an einer kleinen Kapelle vorbeikommen. Sie ist ein Gedenkort an Wanderer, Bergsteiger und Kletterer, die am Gosaukamm ihr Leben verloren haben. Hier stehen Namen wie jeder des berühmten Paul Preuß, der 1913 an der Nordkante des Mandlkogels abstürzte. Aber auch die Namen von viel zu früh von uns gegangenen einheimischen Burschen und Mädels.
Die Kapelle ist für mich immer wieder ein Mahnmal dafür, dass es in den Bergen auch dunkle Seiten geben kann. Noch viel dunkler, als es hier auf der Nordseite des Gosaukamms ohnehin ist. Wir alle können in Not geraten und weil dann jede Sekunde zählt, möchte ich dich hier bitten, ein paar Euro für die Salzburger Bergrettung zu spenden.
An heißen Sommertagen tut der Schatten auf der Nordseite gut. Wir haben hier schon die Hälfte unserer Gosaukamm-Umrundung geschafft.Nach einer Schweigeminute setzen sich meine Füße etwas schwerfällig in Gang. Zwei Kilometer laufen wir bergab, ehe uns der letzte lange Anstieg zur Zwieselalm bevorsteht. Wir zweigen nicht zum vorderen Gosausee ab, sondern halten uns an der ersten Möglichkeit links. Wir überqueren das Schuttkar der Steinriese und erreichen bald sanfte Almwiesen. Unter uns taucht der vordere Gosausee auf, der wie eine blaue Perle in der kargen Landschaft liegt.
Spätestens jetzt sind die dunklen Gedanken verflogen. Die Sonne begrüßt uns wieder und begleitet uns auf der Westseite unterhalb des Donnnerkogels zurück zur Stuhlalm.
Ein letzter Blick hinab zum Gosausee, ehe wir auf der Zwieselalm wieder auf die Westseite wechseln und zurück zur Stuhlalm laufen.Voilà: Gosaukamm-Umrundung!
Wie immer ziehen sich die letzten Meter. Der Steig am Fuße des Donnerkogels ist nochmals wurzelig und steinig und verlangt unsere volle Aufmerksamkeit. An der Stuhlalm schließlich schließt sich der Kreis und unsere Gosaukamm-Umrundung ist vollendet.
Wir lassen uns auf der Sonnenterrasse nieder. Ganz ohne Zeitdruck gönnen wir uns ein Tourenabschlussbier (oder mehrere) und sehen der Sonne zu, wie sie in ihrem blutroten Bad hinter dem Tennengebirge versinkt.
Material: Elastisches Band, Seilzug
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