Wild Ones
„Mirror Touch“
(Topshelf records)
Unerwiderte Liebeserklärungen sind in der Regel sehr schmerzhaft – jeder, der nicht gleich mit fünfzig auf die Welt gekommen ist, weiß das aus eigener, leidvoller Erfahrung. Bei Bands funktioniert das ein wenig anders, denn hier sind Erwiderungen ein Ding der Unmöglichkeit, woher sollen die Künstler auch wissen, wer sie aus welchen Gründen verehrt und wie ernst er oder sie es meint. Weniger aufrichtig geht es deshalb nicht zu – auch wenn mit einer Antwort auf den leidenschaftlichen Treueschwur nicht zu rechnen ist, verfaßt werden muß er trotzdem. So auch dieser hier: Seit die wunderbare (wir geizen also nicht mit Komplimenten) Danielle Sullivan und ihre Kollegen unter dem Namen Wild Ones mit zarter Stimme und luftig wippenden Popmelodien im Jahr 2013 ihr Debüt „Keep It Safe“ einspielten, haben sie nicht wenige Menschen (einschließlich des Rezensenten) in ihren Bann geschlagen. Die Veröffentlichung der EP „Heatwave“ zwei Jahre später hat diesen Zustand eher noch befördert und es steht zu befürchten, daß mit dem aktuellen Album „Mirror Touch“ die Gemeinde der hoffnungslos Verfallenen erneut anwachsen wird.
Was einerseits verständlich ist, andererseits aber auch etwas verwunderlich, trällert Sullivan schließlich nicht irgendwelche belanglosen Worthülsen, sondern spiegelt – obschon auf sehr behutsame Art und Weise – sehr intime Momente aus Furcht, Enttäuschung und Selbstzweifeln in ihren Liedern. Und das beginnt schon beim Titel der Platte, dem nämlich, so liest man, liegt das sensorisches Phänomen der sog. Mirror-Touch-Synthesia zugrunde, nach welchem manche Menschen Berührungen beobachteter Personen am eigenen Körper spüren können. Was ziemlich wirr klingt, gibt offenbar ein gutes Sinnbild für Sullivans alltägliche Empfindungen ab, denn daraus lassen sich ja durchaus auch Begriffe wie Empathie, Mitleid und selbst Fremdscham ableiten. Ähnlich nähert man sich auch „Paresthesia“, dem ersten der zehn Songs, hier schildert die Sängerin mittlerweile überwundene Angstzustände ihrer Jugend und wie diese das Leben bestimmen und verändern können.
Im Grunde ist es höchst erstaunlich, mit welcher unglaublichen Leichtigkeit die Wild Ones diese doch sehr tiefgründigen und nicht selten traurigen Texte illustrieren. Dem Vernehmen nach gehören neben den Cocteau Twins und En Vogue auch Daft Punk zu den musikalischen Referenzen, was natürlich eine treffliche Erklärung für die mal mächtig pumpenden, mal sanft klackernden Programmloops („Invite Me In“, „Love And Loathing“) abgibt. Ein findiger Kritiker hat für das (natürlich wieder wunderbare) „Standing In The Back Of Your Show“ sogar eine Verwandtschaft mit „Last Christmas“ vom Wham! ausmachen können und liegt damit gar nicht so falsch. Persönlich sollte es sein, nie privat, hat mal ein kluger Mensch gesagt, das hat Sullivan einmal mehr beherzigt, dazu gibt es noch eine gute Portion schrägen Humor („I Wanna Be Your Man“) und natürlich ganz viel Melancholie: „No more Rock and Roll, boys left to charm me, no more Rock and Roll, boys to disarm me. When you're playing on the stereo and your name's on the marquee, I'm forgetting Rock and Roll.“ Das darf sie ruhig sagen – wir jedenfalls werden sie so schnell nicht vergessen …
„Mirror Touch“
(Topshelf records)
Unerwiderte Liebeserklärungen sind in der Regel sehr schmerzhaft – jeder, der nicht gleich mit fünfzig auf die Welt gekommen ist, weiß das aus eigener, leidvoller Erfahrung. Bei Bands funktioniert das ein wenig anders, denn hier sind Erwiderungen ein Ding der Unmöglichkeit, woher sollen die Künstler auch wissen, wer sie aus welchen Gründen verehrt und wie ernst er oder sie es meint. Weniger aufrichtig geht es deshalb nicht zu – auch wenn mit einer Antwort auf den leidenschaftlichen Treueschwur nicht zu rechnen ist, verfaßt werden muß er trotzdem. So auch dieser hier: Seit die wunderbare (wir geizen also nicht mit Komplimenten) Danielle Sullivan und ihre Kollegen unter dem Namen Wild Ones mit zarter Stimme und luftig wippenden Popmelodien im Jahr 2013 ihr Debüt „Keep It Safe“ einspielten, haben sie nicht wenige Menschen (einschließlich des Rezensenten) in ihren Bann geschlagen. Die Veröffentlichung der EP „Heatwave“ zwei Jahre später hat diesen Zustand eher noch befördert und es steht zu befürchten, daß mit dem aktuellen Album „Mirror Touch“ die Gemeinde der hoffnungslos Verfallenen erneut anwachsen wird.
Was einerseits verständlich ist, andererseits aber auch etwas verwunderlich, trällert Sullivan schließlich nicht irgendwelche belanglosen Worthülsen, sondern spiegelt – obschon auf sehr behutsame Art und Weise – sehr intime Momente aus Furcht, Enttäuschung und Selbstzweifeln in ihren Liedern. Und das beginnt schon beim Titel der Platte, dem nämlich, so liest man, liegt das sensorisches Phänomen der sog. Mirror-Touch-Synthesia zugrunde, nach welchem manche Menschen Berührungen beobachteter Personen am eigenen Körper spüren können. Was ziemlich wirr klingt, gibt offenbar ein gutes Sinnbild für Sullivans alltägliche Empfindungen ab, denn daraus lassen sich ja durchaus auch Begriffe wie Empathie, Mitleid und selbst Fremdscham ableiten. Ähnlich nähert man sich auch „Paresthesia“, dem ersten der zehn Songs, hier schildert die Sängerin mittlerweile überwundene Angstzustände ihrer Jugend und wie diese das Leben bestimmen und verändern können.
Im Grunde ist es höchst erstaunlich, mit welcher unglaublichen Leichtigkeit die Wild Ones diese doch sehr tiefgründigen und nicht selten traurigen Texte illustrieren. Dem Vernehmen nach gehören neben den Cocteau Twins und En Vogue auch Daft Punk zu den musikalischen Referenzen, was natürlich eine treffliche Erklärung für die mal mächtig pumpenden, mal sanft klackernden Programmloops („Invite Me In“, „Love And Loathing“) abgibt. Ein findiger Kritiker hat für das (natürlich wieder wunderbare) „Standing In The Back Of Your Show“ sogar eine Verwandtschaft mit „Last Christmas“ vom Wham! ausmachen können und liegt damit gar nicht so falsch. Persönlich sollte es sein, nie privat, hat mal ein kluger Mensch gesagt, das hat Sullivan einmal mehr beherzigt, dazu gibt es noch eine gute Portion schrägen Humor („I Wanna Be Your Man“) und natürlich ganz viel Melancholie: „No more Rock and Roll, boys left to charm me, no more Rock and Roll, boys to disarm me. When you're playing on the stereo and your name's on the marquee, I'm forgetting Rock and Roll.“ Das darf sie ruhig sagen – wir jedenfalls werden sie so schnell nicht vergessen …