Wilco: Vollwertkost

Wilco: VollwertkostWilco
„Star Wars“

(dBpm Records)
Auch wenn man weiß, dass die Mehrzahl der Künstler mittlerweile ihren Unterhalt nicht mit dem Verkauf von Tonträgern, sondern mit ihren Liveauftritten bestreiten, ist ein kostenloses Album von Wilco schon mal eine kleine Überraschung. Bislang waren Downloads für lau ja eher Sache streitlustiger Hip-Hop-Acts, die sich auf diese Weise gegen die mäßige resp. verunglückte Promotion ihrer Plattenfirmen zur Wehr setzten, zwischendrin probte auch Thom Yorke solo oder mit Radiohead mal den Aufstand – den völlig in die Hose gegangenen Schulterschluß von U2 mit Apple wollen wir hier mal besser nicht wieder aufwärmen. Nun also Jeff Tweedy und sein Indiekapelle aus Chicago. Um es gleich vorwegzunehmen – nichts an dieser Platte kommt auch ansatzweise in den Ruch (wie bei unausgegorenen Rapalben üblich) eines Mixtapes oder Schnellschusses – „Star Wars“ kann sich mühelos mit den beiden Studio-Vorgängern „Wilco“ und „The Whole Love“ messen. Und das macht die Sache, um ein letztes Mal auf dem Marketing herumzureiten, noch reizvoller.
Ein schönes, standesgemäß knarziges Stück Indie-Bluesrock also, was die sechs Herren da gemeinsam angerührt haben, die Gitarren fungieren als Quälgeister und Taktgeber gleichermaßen und scheuen auch vor kurzen Ausflügen Richtung Psych-, Glam- oder Stonerrock nicht zurück. Byrds, Beatles, selbst Velvet Undergroud lassen die Jukebox auf Hochtouren drehen, ganz und gar großartig dann „You Satellite“, natürlich irgendwie Lou Reed, ein Song wie ein dunkler Sog, noisy, lärmig, fabelhaft. Der entspannte Gegensatz, ebenso gelungen – „Taste The Ceiling“ dreht die große, die stimmungsvolle Runde. Weiter, weiter, „Pickled Ginger“, „Cold Slope“, „King Of You“ – Tweedy grummelt, raunt und schafft es wieder einmal, seine Songs in ihrer einfachen und unspektakulären Art zu etwas Großem zu machen. Und wer da jetzt noch einmal jemand den Begriff „Dadrock“ in den Mund nimmt, wird mit einem Liveset der Stones nicht unter fünf Stunden bestraft …
Den Download des Albums gibt es hier - solange der Vorrat reicht. Immer noch schön anzuschauen die Doku "Every Other Summer" zum selbstkuratierten Solid Sound Festival im Mass MoCA in North Adams, Massachusetts, aus dem Jahr 2013, anbei der Teaser.

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