Wieviel Zufall braucht das Leben zur Entstehung?

Von Lukas Röthlisberger @Adekagabwa

Das Leben ist zweifellos ein großes Wunder: aus unbelebter Materie entstanden irgendwann vor Milliarden von Jahren erste Moleküle, die zu den Grundbausteinen von Eiweiß und unserer DNA wurden.

Ich habe vor vierzig Jahren im Biologieunterricht gelernt, dass dies ein unglaubliches Zusammentreffen von Faktoren sei. Es sei ein so großer Zufall, als würde eine Affenbande, welche auf Schreibmaschinen herumhüpft, zufällig das Gesamtwerk von Shakespeare hervorbringen (Infinite-Monkey-Theorem).

Für die einen war das damals praktisch ein Gottesbeweis, für die anderen, zum Beispiel den Nobelpreisträger Jacques Monod (ein fanatischer Atheist) der endgültige Beweis, dass wir in einem “teilnahmslosen, zufälligen Universum” leben.

Keine dreißig Jahre später hat sich das Blatt komplett gewendet. Heute sind viele Wissenschaftler der Ansicht, dass unter bestimmten Bedingungen Leben zwangsläufig entsteht. Ein Paukenschlag war wohl das Buch vom Nobelpreisträger Christian de Duve  “Aus Staub geboren” in dem er die Ansicht verficht, dass die Grundbausteine des Lebens immer zu entstehen beginnen, wenn bestimmte Elemente da sind und Temperatur und Gravitation stimmen. Daher gibt es mit Sicherheit in jeder Galaxis unzählige Planeten mit irgendwelchen Lebensformen.

Nun, auch bei uns auf der Erde gibt es an den unglaublichsten Orten Lebewesen. Spezialisierte Mikroben wurden zum Beispiel in radioaktiv verseuchten Abklingbecken von AKWs gefunden oder in extrem giftigen (saurem) Wasser von Erzbergwerken. Es gibt sie aber auch in siedend heißen Vulkanschloten und in antarktischen Trockentälern.

Und was bedeutet das nun, wenn wir am Morgen aufstehen?
Dass das Leben nach wie vor ein wunderbares Wunder ist!

Heisse Quelle im Sajama Nationalpark auf 4350 M.ü.M (Bolivien)

Schutthalden einer bolivianischen Zinn Mine


Zeichnung ganz oben:
Sterca silvestris / 42cm x 30cm / Ölpastell auf Papier / 2006, Nr.06-071