Wieso Mutterschutz nicht automatisch Schutz bedeutet?

Wieso Mutterschutz nicht automatisch Schutz bedeutet?2011 fand ich meinen Traumjob. Ich liebte alles an meinem Job. September 2013, also im Mutterschutz, kam per Mail ein Hausverbot. Da war der Prinz 7 Wochen alt.

Ab dem Moment klärten Anwälte den Sachverhalt.

Was ich wusste, war aber das ich in meinem Traumjob nicht mehr arbeiten werde. Schon bevor ich in die Elternzeit wusste ich also, das danach eine neue Jobsuche anstand. 2015 wurde dann auch offiziell per Gericht das Arbeitsverhältnis beendet. Ein Jahr lang suchte ich nach einem Teilzeitjob. Die kuriosesten Vorstellungsgespräche ließen mich Lachen aber auch verzweifeln. Verzweifeln daran, das es schier unmöglich schien, unsere Vereinbarkeit zu leben.

Dann letztes Jahr ein Vorstellungsgespräch, das super war. Ich fühlte mich wohl in dem Gespräch. Ein Ehepaar, selber 2 Kinder. Familienunternehmen und genau die Arbeitszeiten, die ich brauchte. Kurze Zeit später kam die Absage. Ich fiel aus allen Wolken.

Monate später ein Anruf. Ob ich noch suche? Ob ich nochmal vorbeikommen will. Ich wollte. Der Arbeitsvertrag war schon vorbereitet. Es gab große Abstriche im Gehalt und Urlaub aber ich fühlte mich wohl. Ein neues Thema, das mich herausfordern wollte.

Ein Job der mich aus dem Alltag rausholt und dennoch meine Vereinbarkeit unterstützt.

Ich bekam schnell Einblicke in alles. Viele Aufgaben und auch viele Baustellen aber es machte mir Spaß. Meine Chefin und mein Chef waren sehr zufrieden. Unterstützten mich, als die alte Kita uns einfach kündigte. Ich war die rechte Hand meiner Chefin und so langsam wurde die Arbeit definitiv zu viel für mich, als 4 Stundenkraft.

Wir suchten nach Personal. Das lief eher weniger gut, das Arbeitsklima verschlechterte sich etwas. Die neue Kollegin passte nicht ins Team und Sie ging. Aber der Schaden war schon angerichtet. Man fühlt einfach, wenn sich etwas ändert. Die Stimmung unter der übrigen Kollegen war aber fantastisch. Wir trafen uns privat, hatten viel Spaß und Vertrauen. Ich war unzufrieden. Bestimmte Vereinbarungen wurden nicht umgesetzt und ich erstickte in Arbeit, die locker für 2 Vollzeitkräfte gereicht hätte.

Bereits im Januar 2017 wurde ich krank.

Mir ging es sehr sehr schlecht, aber ich ging arbeiten. Ich fehlte mal ein paar Tage aber nur wenn wirklich gar nichts mehr ging. Eine Ärzteodyssee begann. Medikamente wurden ausprobiert und mir ging es immer schlechter. Erst im späten Frühling, als schon von Operation die Rede war, sahen wir etwas, das alles auf den Kopf stellte.

Da war ein Babyprinz am Wachsen. Damit hatte niemand gerechnet. Als wirklich mehrere Untersuchungen das Ergebnis nochmal bestätigten, sagte ich meiner Chefin unter großer Angst, was los ist. Ich hätte das nicht tun müssen aber ich so bin ich halt. Sie reagierte sehr verhalten aber gab sich Mühe. ich wusste jedoch, jetzt wird's anders.

Meine Schwangerschaft verlief gleich zu Beginn sehr turbulent. Notaufnahme und Bettruhe folgten.

Nichtmal ein „Gute Besserung" oder „wie gehts Ihnen" kam von meinem Arbeitgeber.

Keine Reaktionen mehr auf Emails, Nachrichten oder dergleichen. Absolute Funkstille. Da war Wut-das spürte ich.

Als die Beschwerden einfach nicht besser wurden, war das Beschäftigungsverbot die logische Konsequenz. Auch im Hinblick auf Entlastung für meinen Arbeitgeber. Bei einem Beschäftigungsverbot bekommt der Arbeitgeber das volle Gehalt zuzüglich dem Sozialversicherungsanteil von der Krankenkasse des Angestellten erstattet und kann sofort neu Einstellen.

Ja es ist ein schwacher Trost und ich verstehe durchaus den Schock beim Arbeitgeber, wenn man von jetzt auf gleich komplett wegfällt aber was dann folgte, ist noch immer ein Alptraum.

Unser Sommerurlaub stand an. Als wir wieder kamen flatterte per Mail die Abmeldung von den Sozialversicherungen rein. Auf deutsch: Meine Arbeitgeberin beendete mein Arbeitsverhältnis.Ich bekam ein Zeugnis, den Lohnsteuernachweis und mein letztes Gehalt.

Ich fiel nicht aus Allen Wolken, da ich mir schon irgendwie so etwas dachte aber der Schock saß trotzdem. Ich suchte mir einen Anwalt. Ging zur Krankenkasse und zur Arbeitsagentur. Ich rannte von A nach B und C und wieder zurück.

Was meine Chefin wohl vergaß war, dass ich unbefristet verlängert wurde. Was Sie aber wohl nicht vergaß war, eine Satzkombination in der Verlängerung zu verwenden, die eine Art Lücke im Arbeitsrecht darstellte.

Für uns war es ein klassischer Verstoß gegen das AGG( das allgemeine Gleichbehandlungsgesetz ) -eine Diskriminierung wegen Schwangerschaft.

2 Werktage vor dem Gütetermin kam von der gegnerischen Seite ein 3seitiges Schreiben-das wirklich das Fass zum Überlaufen brachte. Da wurden Lügen erzählt, die mich wirklich trafen. Ich war und bin schwanger, das kommt natürlich emotional erschwerend hinzu.

Es war inzwischen September. Der Gütetermin war da. Wir konnten die Lügen komplett entkräften und es wurde zu meinen Gunsten entschieden. Ich wurde wieder eingestellt. Meine Arbeitgeber wieder zu sehen, war bewegend. Ich war voller Wut und Sie auch.

Auch wenn für mich entschieden wurde-es war Glück, dass wir so schnell Gegenbeweise vorlegen konnten. Es hätte tatsächlich auch anders ausgehen können. Der Diskriminierung wurde zugestimmt aber tatsächlich nur auf Grundlage der Lügen, die da verschriftlicht wurden.

Wir dachten es sei vorüber.

Tja falsch gedacht. Geld habe ich bis dato noch immer nicht gesehen. Die Krankenkasse unterstützte mich zwischenzeitlich, forderte aber nun das Geld zurück, da ich ja wieder eingestellt war. Aber ohne Geld kann ich nichts zurückzahlen, denn das vergaß mein Arbeitgeber. Er vergaß völlig un absichtlich mich zu bezahlen.

Wir haben November und gestern saß ich wieder beim Gericht- denn Überraschung, in 2 Monaten hat mein Arbeitgeber es nicht geschafft mich zu bezahlen. Es wurde natürlich wieder zu meinen Gunsten entschieden. Mein Arbeitgeber ist angewiesen alle offenen Zahlungen(2 Gehälter) zu zahlen. Das 3. Gehalt ist inzwischen auch fällig aber müsste nun wieder eingeklagt werden.Ja und das ist das Unverständlichste von Allen für mich.

Es gibt keine Strafen für Arbeitgeber, die den Mutterschutz mit Füßen treten.

Bestraft werde tatsächlich nur ich.

  • Denn ich muss warten.
  • Ich muss klagen.
  • Ich muss zusehen, wie ich in der Zeit ohne Gehalt zurechtkomme.
  • Ich muss hochschwanger vor Gericht erscheinen, da nur ein Attest mich davon befreit. Meine Chefin ist in den Urlaub gefahren.
  • Ich werde bestraft dafür, dass ich schwanger bin.
  • Ich werde bestraft dafür, dass meine Schwangerschaft schwierig verläuft und ich nicht mehr arbeiten kann.
  • Ich werde bestraft dafür, dass ich trotz schlechter Arbeitsbedingungen voller Enthusiasmus und Loyalität wieder in einer kleinen Firma angefangen habe, in der man als Arbeitnehmer einfach die Po-Karte hat.Wieso Mutterschutz nicht automatisch Schutz bedeutet?

Ich bin unbefristet eingestellt. Nach 2 Jahren Elternzeit gehe ich in diesen Job zurück. So wäre die Pflicht obwohl ich dort nicht gewollt bin. Ich mache mir jetzt keine Gedanken was bis dahin ist aber ich mache mir Sorgen über die Vorgehensweise unseres Rechtssystems.

Das Mutterschutzgesetz greift aber dennoch fühle ich mich wie die größte Verliererin überhaupt und das Demütigendste daran ist, das es schon zum 2. Mal passiert.

Was mir in den letzten Monaten seelisch angetan wurde, interessiert in unserem Rechtssystem niemand. Die RICHTERIN meinte, dass Sie kein Fan des AGG ist und sehr selten wird tatsächlich dagegen verstoßen. Das aber sehr oft dagegen verstoßen wird aber irgendwelche Satzkombinationen schon ausreichen um Schlupflöcher zu bilden, da unsere Gesetze viel zu viel Spielraum lassen, das wird nicht erwähnt.

Das Arbeitgeber, die weniger als 10 Mitarbeiter haben eigentlich machen können was Sie wollen, das erwähnen auch die Wenigsten. Denn mein unbefristeter Vertrag bringt mir gar nix, in so einer kleinen Firma. Das Kündigungsschutzgesetz greift dann eigentlich kaum.

Somit bin ich als Schwangere in einem Unternehmen unter 10 Mitarbeitern tatsächlich schon zum Scheitern verurteilt. Dieses Thema scheint für viele ermüdend aber eigentlich kann man nicht oft genug öffentlich darüber reden was da passiert.

Aber ich wollte seit Monaten darüber reden und nun habe ich es mir endlich von der Seele geschrieben auch wenn es natürlich nicht so detailliert ist, wie ich es gerne gemacht hätte. Ich glaube ihr versteht wieso ich das nicht tun kann.

Das Thema ist ja leider auch immer noch nicht vorbei. Ich hoffe das es das bald ist aber erst wenn alle Zahlungen bei mir eingegangen sind, kann ich in meine Elternzeit gehen und mich auf die wichtigen Themen konzentrieren.

Ich habe tatsächlich ein wenig den Glauben an Gerechtigkeit verloren aber es nützt ja nix.

Was soll ich tun? Viele Mütter können nicht mal vor Gericht gehen, da Sie nicht Rechtsschutzversichert sind. Viele Verstöße gegen das Mutterschutzgesetz werden nie an die Öffentlichkeit kommen.Es ist einfach nur ein Armutszeugnis auf so vielen Ebenen.

Wem erging es ähnlich? Konntet ihr etwas unternehmen? Fühlt ihr euch auch so machtlos?

Ich wünsche euch ein schönes Wochenende. Ich wünsche euch einen familienfreundlichen Arbeitgeber.

Mir scheint dies nicht vergönnt zu sein.

Eure Glucke

Wieso Mutterschutz nicht automatisch Schutz bedeutet?

Ich bin Dani, in den Dreißigern, also den besten Jahren des Lebens. Ich bin Mama vom Prinzen, hochschwanger mit dem Babyprinzen,Ehefrau vom Liebsten und Schreiberin von diesem, meinem Schatz Glucke und So. Hier findet ihr eigentlich recht viel von mir und meinem Leben. Authentizität und Ehrlichkeit ist mir sehr wichtig und ich hoffe das spürt man auch. Viel Spaß beim Stöbern und schön das Du vorbeigeschaut hast.


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