„Wieso werden Mamas/Eltern-Schlaf-Bedürfnisse über die Kinder gestellt?....(..)."
Es gab wie bei fast jedem hitzigen Thema zu Elternschaft, sehr unterschiedliche Lager. Frau Chamailion nahm das zum Anlass und fragte uns, ob wir nicht dazu schreiben möchten.
Als vor einigen Monaten eine Diskussion zur Reue der Mutterschaft durchs Netz strömte, machte ich meinen Standpunkt deutlich. Kommen wir zu den Beduerfnissen der Kinder und dessen Eltern. Es kam die Frage der Aufopferung. Sich opfern bedeutet sich zu Gunsten jemand anderem zurückzunehmen und darauf zu verzichten.
Als ich schwanger wurde, ging ich nicht mehr in die Disco. Ich aß keine Salami mehr. Ich trank keinen Alkohol mehr und hörte sofort mit dem Rauchen auf. Ich aß kein Sushi mehr und stieg in kein Flugzeug mehr. Ich schleppte keine 30 Kilogramm mehr und benutzte ohne Handschuhe keine Putzmittel mehr. All das tat ich, weil ich ab dem Moment des Wissens meiner Schwangerschaft, eine Entscheidung traf.
MEINE Entscheidung war, das bestmögliche für mein Kind und mich zu tun. MEINE Entscheidung war, mich von nun an auf diesen neuen Lebensabschnitt vollständig einzulassen und mich dem neuen Rhythmus anzupassen.
Als der Prinz zur Welt kam, stand ich 4 Stunden nach meiner Kaiserschnittoperation auf, um ihn zu wickeln. Ich weinte vor Schmerzen und konnte mich kaum aufrecht halten und doch war es selbstverständlich für mich, das zu tun und ich entwickelte, gerade in der Anfangszeit Kräfte, die ich nie für möglich gehalten hätte. Ich schlief nachts nicht, denn der Herzmonitor des Prinzen piepte und ich musste meine Wunden kühlen und hoffen, dass alles wieder gut würde.
Die ersten 16 Wochen, waren die härtesten, seit mein Prinz auf der Welt ist aber wir haben es gemeistert. Ich bin seine Mama und wenn ich nicht gewesen wäre, wer hätte ihn gefüttert, getragen, getröstet, massiert, besungen, gewaschen und mit jeder Faser geliebt. Jede Nacht stöhnte er vor Schmerzen. Jede Nacht wachte ich auf und suchte ihn. Ich hatte solche Alpträume und machte mir Vorwürfe, wieso er so leiden muss und ich nichts dagegen tun kann. Ich war da. Mein Mann war da. Ich wurde krank. Ich war trotzdem da. Rund um die Uhr. Mit keiner Sekunde kam mir der Gedanke, dass jetzt meine Beduerfnisse , wie ausschlafen befriedigt werden müssten. Der Prinz schlief aber nach den 16 Wochen wirklich sehr gut. Er musste einiges nachholen, er kam 2 Mal die Nacht und schlief aber auch am Tag 2 Mal. Er war ein ruhiges Kind außer Schübe und Überreizung kamen auf. Ich war da. Natürlich war ich da. Ich schenkte ihm meine Liebe und freute mich wenn es ihm gut ging. Mich dem Lebensrhythmus des Prinzen anzupassen war für mich weder eine Bürde noch war es eine Überwindung. Ich habe mich darauf gut vorbereitet. Ich hatte Glück mit meinem Prinzen, obwohl ich Glück und Pech als schwierige Wörter bezeichne denn jedes Kind ist ein Glück für dessen Eltern. Es ist ein kleines Wunder. Ich will damit sagen, ich kann mir im Mutterleib mein Kind nicht zurechtbasteln, wie ich es gern hätte. Jedes Kind ist perfekt so wie es ist und doch spielen viele Faktoren eine Rolle, damit das gemeinsame Leben gut funktioniert.
Als ich von High Need Kindern, die wirkliche 24-Stunden- Betreuung ohne Pause brauchen, las, hatte ich wahnsinnigen Respekt davor. Ich konnte nie verstehen, dass Eltern ihre Kinder schütteln oder am liebsten etwas antun könnten. Als ich aber als Bloggerin von Fällen hörte, bei denen Mütter und Väter so an ihre Grenzen kamen, da änderte sich mein Weltbild. Der Prinz lag mal 4 Tage auf mir und es ging ihm sehr schlecht. Ich merkte ab Tag 3 wirklich, wie mein Fell dünner wurde aber wir haben es geschafft. Wenn es aber Situationen gibt, bei denen ein Kind monatelange schreit und die Eltern wirklich alles versuchen und doch wird es nicht besser, dann ist es doch nur menschlich, dass man an sich zweifelt und irgendwann anfängt, irrational die Schuld bei jemandem zu suchen oder Dinge in Frage zu stellen oder eben grundeigene Beduerfnisse sofort befriedigen zu wollen. Der Mensch hat einen Selbstschutz und das ist auch gut. Irgendwann muss man kurz Durchschnaufen und evtl. einen neuen Plan aufstellen um die Ressourcen, die man hat, nicht vollständig zu verbrauchen.
Eltern deren Kinder stärkere Beduerfnisse haben, haben nichts falsch gemacht. Sie lieben ihre Kinder genauso. Wieso, weshalb und warum einige Eltern so reagieren und andere so, kann ich nicht beurteilen. Ich habe nur die Erfahrung mit meinem Kind. Es gibt pflegeleichte Kinder und pflegeintensive Kinder aber die Bedürfnisse des Kindes sollten trotzdem immer an 1. Stelle stehen und gehört und gesehen werden.
Unsere Kinder können ohne uns nicht alle überleben und das sollten wir nie vergessen. Die Verantwortung die wir auf uns genommen haben ist immens. Unsere Kinder verlassen sich auf uns. Sie vertrauen uns ihr Leben an.
Für mich ist es weder ein Opfer noch eine Pflicht mich an den Rhythmus meines Kindes anzupassen. So bin ich eben und so leben wir. Wie andere leben muss mir nicht gefallen. Ich muss es nicht verstehen und auch mit Menschen, die völlig andere Vorstellungen von Kindern haben als ich, auch nicht meine Freizeit verbringen. Ich bin da sehr konsequent und wie das wer findet, ist mir egal.
Wir haben als Familie ein Lebensmodell gewählt was sich an die Bedürfnisse unseres Kindes zu 100% anpasst. Umso älter der Prinz wird umso mehr haben eigene Beduerfnisse wieder mehr Platz. Wir haben das so freiwillig gewählt und gut durchdacht. Ich bin trotzdem noch Frau und Ehefrau und nehme mir Auszeiten.
Gibt es Änderungen unserer Wünsche, dann bespricht man das und handelt nicht zu Lasten jemand anderes.
Ich denke so funktioniert bedürfnisorientierte Elternschaft für uns. Es ist aber unser Weg mit unserem Kind. Ich bin immer dafür, wenn man merkt, dass etwas nicht so läuft, wie es sollte, das man sich Hilfe sucht, denn die gibt es immer.
wie seht ihr das, denkt ihr dass eigene Beduerfnisse über dem des Kindes stehen sollte?
Eure Glucke
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