Wieso Apple das bessere System war

Das waren früher noch Zeiten: als man sich stundenlang mit anderen Computer-Usern darüber streiten konnte, welches Betriebssystem das bessere war. Ob Windows oder Mac OS. Als ich anfing Computer zu nutzen, war Linux noch nicht so verbreitet wie heute (und heute ist es das auch nicht wirklich). Und ich muss sagen, damals war Apple das bessere System. Heute ist es das leider nicht mehr.

Damals, im Jahre 1994/95, lernte ich auf Atari TT Rechnern den Umgang mit Computern und Software, und schon da hieß es, Apple Rechner seien das Nonplusultra in Sachen Grafik-Design am Computer. Und als ich mich dann zum ersten Mal an einen dieser sündhaft teuren Rechner setzte, verstand ich was die Leute so begeisterte: die Benutzerführung ist bei Apple schon immer einzigartig gewesen. Eingriffe in ein laufendes Betriebssystem waren möglich, ohne dass man hinterher, die Installations-CD hervorkramen musste. Unter Mac OS 7 bis 9.2 waren Netzwerk-Verbindungen ein Klacks: Kabel einstecken, auf allen beteiligten Rechnern ein paar Systemerweiterungen aktivieren und neu starten. Dann das Netzwerk suchen und Rechner mounten: fertig.

Wieso Apple das bessere System war

Apple LC - die "Pizzaschachtel"; Foto: Wikipedia Creative Commons

Und dann hätten die Entwickler bei Apple zusammen mit den Marketing-Fachleuten zwei fatale Ideen: Mac OS X auf Unix-Basis und die Idee, Apple zur Lifestyle umzubauen.

Das Ergebnis dieser Entscheidungen ist einerseits ein bemerkenswert hoher Börsenkurs. Auf der anderen Seite ist die leichte Handhabung von Apple Produkten leider irgendwie auf der Strecke geblieben. Für alle diejenigen, die erst in den letzten zehn Jahren zu Apple konvertiert sind: es war früher noch leichter, einen Apple Computer zu bedienen und zu konfigurieren.

Allein die Einführung von Unix als Basis für’s Betriebssystem Mac OS X hat viele Dinge deutlich komplexer gemacht. Und auch gefährlicher, wenn man sich nicht auskannte. Bis Mac OS X 10.1 gab es die Konsole gar nicht, bei der man sich im Befehlszeilen-Modus ausprobieren kann. Also genau dem gleichen Quatsch, den man bereits bei DOS-basierten Rechnern gehasst hat. Mithin war das Fehlen des DOS-Fensters für manche gar ein Grund gewesen, sich für Apple und gegen Windows zu entscheiden. Und dann implementieren die das auch.

Die dritte Konsequenz des Schwenks ist die Beliebigkeit der Kundschaft: der elitäre Charakter der Marke blättert mehr und mehr und wird ersetzt durch den Plebs: Menschen, die nicht erkennen, welche großartigen Geräte die Firma aus Cupertino baut. Das ist wohl auch gut so, denn nur auf Elite kann man keine Marke dauerhaft profitabel halten. Aber ärgerlich ist das schon, wenn man ein Schweinegeld ausgibt und dann doch nur einer von vielen ist. Das trifft natürlich für die ganzen Lifestyle-Protzer zu, die nicht nur mit einer dicken karre vor dem Golfclub vorfahren wollen, sondern auch am liebsten den einzigen Bentley dort abstellen wollen. Und zwar ihren.

Veröffentlicht im Rahmen der Blogparade Mic oder Mac


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