Wiener Schwarzkappler auf tiefstem Niveau

Von Rhea
Niemand hat sie wirklich gern, die Kontrolleure, die in öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind und Mitfahrer nach ihren gekauften Tickets kontrollieren. Egal ob man nun eine Fahrkarte mit hat oder nicht, bleibt immer ein unangenehmes Gefühl, wenn man diese Menschen sieht.
Ich selbst, immer korrekt im Verhalten, habe in meinen frühen Jahren als Schülerin immer eine Schülerfreifahrt gehabt und nun als Studentin, immer ein Semesterticket.
So kam es auch, dass ich mir für das Sommersemester 2013 noch vor Semesterbeginn ein Semesterticket gekauft habe. Weil ich schon öfter gehört habe, dass das Semesterticket bis in die Prüfungswoche hinein gilt (die erste Juli-Woche), auf dem Ticket aber stand, dass es bis Juni gültig ist, habe ich bewusst nochmal, gleich bei meinem Kauf, bei der Infostelle am Westbahnhof nachgefragt, ob das Ticket nun auch in der Prüfungswoche gültig ist oder nicht. Dort wurde mir meine Annahme, dass ich auch noch in der ersten Juli-Woche mit dem Ticket mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren darf, bestätigt.
Am Donnerstag dem 04.Juli 2013 sollte sich aber etwas anderes herausstellen.
Ich war gerade mit meiner Mutter unterwegs, als bei der Auffahrt zur Neubaugasse eine stationäre Kontrolle stattgefunden hat. Jeweils vier Kontrolleure standen bei den U-Bahn Aufgängen und kontrollierten die Fahrscheine. Ich zeigte dem Kontrolleur mit der Nummer 334217 meinen Studentenausweis mit dem Semesterticket, meine Mutter zeigte ihren Pass her, weil sie ihr Jahresticket Zuhause vergessen hat.
Der junge Kontrolleur von ausländischer Abstammung und einem vernarbten Gesicht, besah sich mein Ticket und meinte, dass ich eine Strafe von hundertdrei oder hundertzwei Euro zu zahlen hätte, weil mein Fahrschein abgelaufen war. Weil ich erst mal Schlucken musste, da ich mit so einer Antwort nicht gerechnet habe, versuchte meine Mutter dem Menschen mit der Nummer 334217 zu erklären, dass ich als Studentin noch in der Prüfungswoche bin.
Die Nummer 334217 ignorierte sie und begann schon einen Überweisungsschein auszufüllen. Die Situation endlich realisierend, erklärte nun ich dem Kontrolleur, dass mir die Information der Prüfungswoche gegeben wurde. Dieser meinte dann aber, dass mir so eine Info bestimmt nicht gegeben wurde.
Da kommt aber die Frage auf, wer von uns beiden, der vernarbte Kontrolleur mit der Nummer 334217 oder ich, das Semesterticket gekauft hat und mit der Frau gesprochen hat, die mir das Ticket verkauft hat.
Natürlich konnte ich es nicht akzeptieren, dass ich als freischaffende Journalistin und vor allem als Studentin eine so hohe Summe zahlen muss und wiederholte meine Erklärungen. Ich fügte auch hinzu, dass ich ein Ticket gekauft hätte, wenn mir eine solche Information nicht gegeben worden wäre, denn eine Strafe zu zahlen hätte ich nicht in Kauf genommen. Auch meine Mutter versuchte dem 334217 Kontrolleur beherzt zu erklären, dass ich keinesfalls Schwarz fahren würde.
Nach gefühlten Stunden der Erklärungen, denen der Kontrolleur keine Beachtung schenkte, wurde dieser plötzlich unhöflich meiner Mutter gegenüber, weshalb mir der Kragen platze und ich sie natürlich in Schutz nahm.
Wenn jemand, egal  welches Ansehen, welchen Beruf oder welche Abstammung dieser hat, meine Familie angreift, dann kann ich nicht anders, als diese zu verteidigen. Das ist eine ganz normale Reaktion eines Menschen.
So stellte ich mich der vernarbten 334217 gegenüber und fragte ihn, wie er überhaupt dazu kommt, so mit meiner Mutter zu reden. Seine Reaktion war vorausschauend. Er schreite mich in aller Öffentlichkeit an, weshalb mir bei so einer Reaktion die Tränen kamen, auch wenn einem solchen Menschen so eine Erwiderung zuzumuten ist, wenn sich dieser nicht anders artikulieren kann. Ich verlangte nach seinem Namen, den er mir nicht geben wollte und sagte, dass er nur eine Nummer hat. Als ich mir dann die Nummer aufschreiben wollte, griff ich nach seinem Ausweis, da dieser so gekippt war, dass man die Nummer nicht sehen konnte. Doch ich wurde wieder angeschrien mit den Worten: „Nicht anfassen!“ Also versuchte ich ein Foto von einem anderen Blickwinkel zu machen, bei dem die Nummer sichtbar sein sollte. Doch auch das gestattete mir der vernarbte Schwarzkappler nicht.
Auch hier stellte sich mir die Frage, wieso ich meinen Namen und meine Adresse hergeben muss, wenn der Kontrolleur das nicht tut. Wenn von mir ein Ausweis mit meinem Namen verlangt wird, den der Kontrolleur in die Hand nimmt, dann verlange ich dasselbe von ihm. Anderenfalls bin ich zukünftig genauso wenig gewillt meine Daten herauszugeben.
Nach vielen öffentlichen Demütigungen des Kontrolleurs mit der Nummer 334217, drückte er mir den Erlagschein in die Hand, der außerdem noch mit einem Fahrschein ausgestattet war. Ich erklärte dem Kontrolleur, dass ich nicht will, dass er diesen zwickt, da ich nicht bereit dazu bin, diesen zu zahlen. Völlig genervt antwortete dieser, dass der Fahrschein die schon angetretene Fahrt repräsentiert.
Hier verstehe ich aber nicht, wieso ich für einen Fahrschein zahlen muss, wenn ich sowieso schon für die angetretene Fahrt eine Strafe zu zahlen habe, denn eine weiterfahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gab es nicht. Die Wiener Linien müssen sich hier unbedingt ein anderes Konzept ausdenken, denn diese Vorgehensweise ist alles andere als korrekt.
Unmenschlich, wie die Nummer 334217 war, drückte er mir mit den Worten: „Ich möchte nicht mehr weiterdiskutieren.“ den Erlagschein in die Hand. Auch meinen Studentenausweis gab er mir endlich zurück, doch mein Semesterticket wollte er mir nicht mehr aushändigen, bis ich ihm sagte, dass ich diesen bezahlt habe und er mein Eigentum ist und ich diesen brauche. Wiederwillig schrieb sich der vernarbte Kontrolleur meine Nummer auf und händigte mir dann auch endlich mein Ticket aus.
So eine Dreistigkeit habe ich mir noch nie bieten lassen müssen. Dass ich mich als Kunde der Wiener Linien in der Öffentlichkeit so behandeln lassen muss, ist unterstes Niveau. Überhaupt darf sich jemand, der in der Öffentlichkeit arbeitet, nicht so verhalten und muss die Ruhe bewahren, egal was auf ihn zukommt. Immerhin repräsentiert er eine Firma, hier die Wiener Linien, die in meinem Ansehen jetzt ganz tief gesunken ist.
Außerdem bleibt die Frage, wer nun falsche Informationen herausgibt. Dreißig Studenten und eine Mitarbeiterin der Wiener Linien, oder ein Kontrolleur, denn auch der Kundendienst hat hier meiner Meinung nach komplett versagt.