Wien – eine Stadt wie ein Museum

Von Melanie @carinzil

Ich gehe gerne in Museen. Vor allem wenn ich alles ausprobieren und anfassen darf. Dass Wien ein einziges Museum ist, hatte ich bis jetzt immer nur gehört.
Jeder schwärmt von der Hauptstadt Österreichs – aber nur von der Stadt selber – nicht von ihren Menschen.

Dank einer lieben Freundin und Kollegin vom Schiff kam ich endlich dazu einen weiteren Punkt auf meiner Bucket List abzuharken und endlich einmal ein paar Tage mich selber davon zu überzeugen was von dem erzählten stimmt – und was eben nicht.

Dazu habe ich das Wien-Erlebte in 3 Kategorien geteilt. Sehenswürdigkeiten, Essen und die Wiener.

Sehenswürdigkeiten
Hier einmal alles, was wir innerhalb von zwei Tagen geschafft haben. Ich finde, das war schon ganz schön viel.

Wiener Staatsoper
Wer kennt die Staatsoper nicht? Vor allem aus dem Fernsehen zum alljährlich stattfindenden Opernball?
Eröffnet wurde sie am 25.05.1869 mit einer Premiere von Don Giovanni von Mozart. Seitdem ist sie eins der bekanntesten Opernhäuser der Welt. Zwischen September und Juni gibt es jeden Abend eine andere Opernaufführung.
Auch das ist einzigartig.
Schon die Fassade ist wunderschön, aber ich sage jedem von euch: Schaut sie euch von Innen an.

Wiener Staatsoper

Zwischen 10.00Uhr und 16.00Uhr gibt es stündlich Führungen in der Oper auf Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch und Japanisch.
Schon im Wartesaal war ich überwältigt von dem ganzen Prunk, den Verzierungen und der tollen Treppe.

Staatsoper

Die Deutsche Gruppe ging los und es folgte eine Führung durch jeden Winkel des Opernhauses.
Zuerst begannen wir mit den Pausensälen. Jeder davon ist unter einem anderen Motto gestaltet. 1945 fiel die Opern einem Brand zum Opfer, weswegen es hier auch alte Räume und neuere zu sehen gibt.
Weiter ging es hinter die Bühne – oder besser gesagt AUF die Bühne.

Ein kleiner Teil der Bühne

Durch die momentane Sommerpause standen dort natürlich keine Requisiten, dafür viele fleißige Arbeiter, die jegliches Material säuberten und reparierten.
Ich habe noch nie eine so große Bühne in meinem Leben gesehen. Sie besteht aus 4 Teilen und kann beliebig hin und her gefahren werden.
Einen Lagerraum gibt es hier nicht. Die ganzen Requisiten werden in Lagern, teilweise außerhalb der Stadt, gelagert und werden täglich ausgetauscht. Was für eine wahnsinnige Logistik.
Im Publikumssaal endete die Tour. Hier konnten wir an den Wänden noch spuren sehen vom Auf- und Abbau des Opernballs. Für diesen wird das Parkett komplett abgebaut und auf Bühnenniveau wird der Tanzboden einmal durch den ganzen Saal gezogen.

Zuschauerraum

Ich kann nur sagen: Es lohnt sich.
Mein Tipp: Zur Spielsaison gibt es kurz vor Spielbeginn immer günstige Stehplatzkarten an der Abendkasse. Wenn ihr also mal in eine Oper reinschnuppern möchtet ist dies die beste Möglichkeit.

Stephansdom
Wenn man von einem Wahrzeichen Wiens spricht, dann ist dies meist der Stephansdom.
Schon von weitem erheben sich die Türme des gotischen Baus über der Stadt. Verfehlen kann man ihn nicht.

Stephansdom

Ähnlich die der Kölner Dom ist der Stephansdom auch immer zum Teil in ein Gerüst gebettet. Aber alte Gemäuer möchten ja auch Instand gehalten werden.
Natürlich ließ ich es mir nicht nehmen auch ein Blick ins Innere zu werfen.
Erdrückt von Menschenmassen schob ich mir meinen Weg nach vorne. Zumindest hatte ich das vor. Doch ich erlebte etwas, dass ich noch in keiner Kirche dieser Welt erlebt habe. Ich konnte nicht nach vorne gehen – nur mit einer Führung. Darauf hatte ich keine Lust, lies meinen Blick einmal umher schweifen und verabschiedete mich wieder.
Mein Tipp: Früh Morgens oder spät Abends zum Stephansdom. Dann ist es nicht so voll.

Die Ringstraße
Früher fuhren die Straßenbahnlinien 1 und 2 noch komplett um die Ringstraße rum. Heute gibt es einen touristischen Zug – die Ringbahn. Auch hier probiert die Stadt Wien natürlich Kapital aus dem Tourismus zu schlagen. Ich kann euch aber sagen: Die Straßenbahnen sind günstiger und ich denke ihr wollt eh 2-3x aussteigen und könnte dann bequem die Straßenbahn wechseln.
Aber was gibt es hier zu sehen? Unter anderem führt “Der Ring” vorbei an der Staatsoper, der Hofburg, dem Parlament, dem Rathaus, der Börse und dem Kunsthistorischen Museum.

Denkmal

Hofburg

Ein paar Mal stiegen wir aus und liefen 1-2 Stationen bevor wir wieder beschlossen weiter zu fahren.
Mein Tipp: Ein 48 Stunden Ticket für sämtliche öffentliche Wiener Verkehrsmittel kostet nur schlappe 13 EUR. Damit kommt ihr überall hin.

Schloss Belvedere
Das Barocke Ensemble Belvedere ist unterteilt in das Obere Belvedere und das Untere Belvedere.
Beide Schlossteile verbindet eine wunderschöne Gartenanlage. Hier heißt es flanieren, Blumen bewundern und Menschen beobachten.

Belvedere

Doch wofür, außer dem Garten und der Architektur ist Belvedere eigentlich bekannt?
Hier wurde 1955 der Staatsvertrag Österreichs unterzeichnet. Jetzt war Österreich komplett unabhängig. Ein großes Erlebnis für die Einheimischen.

Belvedere

Mein Tipp: Für die Mittagszeit eignet sich Belvedere am besten. Wieso? Da musst du schon meine Tipps zum Essen weiter unten lesen.

Schloss Schönbrunn
Etwas außerhalb der Innenstadt gelegen befindet sich eine riesige grüne Oase. Das Schloss Schönbrunn liegt auf einer 160ha großen Wald- und Gartenanlage die sogar den Tiergarten beinhaltet. Seit 1996 steht Schönbrunn unter UNESCO-Weltkulturerbe.

Schönbrunn

Auch wenn es hier von Touristen nur so wimmelt verläuft sich alles sehr gut. Durch den umliegenden Wald führen viele Wege zum Schloss. Auf jeden Fall empfehle ich euch auch auf den Hügel hinter dem Schloss rauf zu laufen. Von hier gibt es die beste Aussicht auf das Schloss und das Umland. Hier liegt euch Wien zu Füßen.

Schönbrunn

Direkt angrenzend ist der Tiergarten Schönbrunn. Er ist der älteste noch erhaltene Zoo der Welt. Hier reichte uns leider nicht die Zeit zu, aber ich hörte schon öfters wie toll dieser doch sein soll. Also nichts wie hin.
Mein Tipp: Eine Innenbesichtigung lohnt sich nur, wenn ihr noch nie in einem Schloss gewesen seid, oder unbedingt sehen wollt, wie Sissi damals gehaust hat. Es unterscheidet sich nicht von anderen Schlössern. Ich war zwar nicht drin, aber unabhängige Stimmen haben alle das gleiche gesagt “Es hat sich nicht gelohnt”

Hundertwasser-Haus
Der Künstler Friedenreich Hundertwasser hatte eine ganz bestimmte Ansicht von Architektur. Inspiriert unter anderem durch Antoni Gaudi waren seine Werke farbenfroh und entsprachen nicht der Norm.

Hundertwasser-Haus

In Neuseeland hatte ich schon die Hundertwasser-Toilette gesehen. Sehr farbenfroh und leuchtend.
Genau so stellte ich mir auch das Hundertwasser-Haus vor.
Der Fußweg dorthin versprach schon sehr viel, denn auf dieser Straße wimmelt es nur so von wunderschöner Architektur.

Tolle Architektur auf dem Weg zum Hundertwasser-Haus

Das Hundertwasserhaus selber hat mich dann jedoch enttäuscht. Die Farben sind sehr blass und an einigen Stellen sieht es runter gekommen aus.
Schade drum.
Mein Tipp: Nicht mit allzu großen Erwartungen hin gehen. Dann ist es auch schön.

Essen
Österreich und vor allem Wien ist für seine Speisen bekannt. Ich möchte euch aber nur ein paar Cafés und Restaurants näher bringen, die wir in den zwei Tagen besucht und als sehr gut empfunden haben.

Aida
Wiener Kaffee-Tradition seit 1913“, damit wirbt dieses Café und Konditorei. Direkt neben dem Stephansdom gelegen gibt es hier die angeblich beste Sacher-Torte.

Sacher Torte

Und die darf ja bekanntlich bei einem Wien-Besuch nicht fehlen.
Die Original Sacher Torte gibt es natürlich im Hotel Sacher. Fragt man Touristen ist es ein Muss dort hin zu gehen und die Schokoladentorte mit Marillenmarmelade und Schokoladenglasur zu probieren.
Fragt man echte Wiener, sagen diese jedoch, dass es überall besser schmeckt als in diesem Hotel. Somit vertraute ich auf meine Freundin und wir gingen ins Café Aida.
Hier ist es erst einmal schwer überhaupt einen Platz zu bekommen. Eine riesige Auswahl an Kuchen und Kaffee steht zur Verfügung.
Die Sacher-Trote war sehr lecker, dafür, dass ich eigentlich kein Kuchen-Fan bin, dazu gab es Schlagobers (Sahne) und ein Glas stilles Wasser.

Eissalon am Schwedenplatz
Ging die Tradition bei Aida noch auf 1913 zurück blickt der Eissalon am Schwedenplatz auf eine Geschichte seit 1886 zurück.
Eine riesige Auswahl an Eissorten, traditionelle, wie auch exotische gibt es hier zu finden.
Eigentlich wollten wir nur schnell etwas warmen trinken in der vermutlich “besten Eisdiele in Wien”. Ich entschied mich jedoch für eine Eisschokolade, denn wenn ich schon einmal hier war, musste ich auch das berühmte Eis probieren. Ich kann euch sagen, auch wenn ich kein großer Eis-Fan bin: SO muss Eis schmecken.

Brauerei Salm Bräu
Nachdem wir Belvedere besichtigt hatten, war unser Plan zurück in die Innenstadt zu fahren und uns dort etwas zu Essen zu besorgen. Doch so weit kamen wir nicht. Auf dem Weg zur S-Bahn kam uns aber dieser wirklich hübsche Biergarten über den Weg gelaufen. Die Preise waren angemessen, also blieben wir direkt hier.
Dort gab es wirklich alles zu essen – ob traditionell oder Gerichte aus aller Welt. Und die Portionen – ich sage euch – die Portionen waren riesengroß! Wirklich!
Als Vorspeise teilten wir uns eine Frittatensuppe. Eine klare Brühe mit Teigfäden drin. Sehr lecker und aufwärmend bei diesem Regenwetter.
Zur Hauptspeise probierte ich dann etwas, das ich noch nicht kannte. Schinkenfleckerl. Auch auf Empfehlung von meiner Freundin.
Hierbei handelt es sich (für alle Nicht-Österreicher) um eine Art Auflauf aus Nudeln, Eier, Schinken und Käse. Sehr lecker, aber auch sehr mächtig. Geschafft habe ich die ganze Portion nicht.
Dafür saßen wir wirklich wunderschön draußen und ich kann euch nur empfehlen nach einem Besuch im Schloss Belvedere dort einen Halt zu machen.

Menschen
Wiener werden ja oft als mürrisch, gefühllos und arrogant beschrieben. Eine Bekannte, die in Wien studierte sagte einmal “Es ist so eine schöne Stadt – wenn die WieNer nicht wären”
Jetzt muss ich dazu sagen, dass die Wiener Freundin, die ich besuchte, ganz und gar nicht so ist. Sie ist die positivste Person die ich kenne, nie schlecht gelaunt, immer ein Lächeln auf den Lippen. Aber, das geht auch anders.

Wiener können auch sehr fröhliche Menschen sein – und ich auch

Opernhaus-Guide
Der Guide im Opernhaus war für mich der erste Wiener, der genau so war, wie immer beschrieben. Er machte die Führung wirklich gut und interessant, verzog dabei aber keine Miene. Keine Witze, kein Lächeln, nichts. Dazu eine ziemlich monotone Stimme.

Frau im Zug
Auf der Rückfahrt war der Zug sehr voll. Ich hatte keine Reservierung und setze mich somit auf einen Gangplatz neben einem reservierten Fensterplatz. Die Wiener Dame, die nun kam fand das ganz und gar nicht lustig, dass sie die Reihe nicht für sich alleine hatte und lies mich das auch merken. Ohne, dass ich meinen mp3-player angeschaltet hatte posaunte sie schon heraus, dass sie aber keine Musik hören möchte. Ich sagte ihr, dass ich es eh nur leise stelle und sie nichts hören würde. Sie meinte daraufhin nur “Tja, dann muss ich das wohl aushalten”. Dabei hatte ich die Musik so leise, dass ich sie kaum über meine Kopfhörer verstehen konnte. Ich setze mich natürlich bei der ersten Gelegenheit um, denn auf so viel negative Energie war ich nicht vorbereitet.

Auch in allen Restaurants und Cafés waren die Wiener wie Roboter. Ohne groß die Miene zu verziehen führten sie einfach ihren Job aus.

Aber um jetzt mal ehrlich zu sein: Das war nicht mein letzter Wien-Besuch. Was für eine wundervolle Stadt. Und es gibt bestimmt noch so viel mehr zu entdecken. In den Tiergarten will ich auf jeden Fall auch mal – dann aber direkt für mehrere Stunden.
Ganz klar hatten alle recht mit sämtlichen Behauptungen über Wien – außer, dass es im Hotel Sacher die beste Torte gibt.

Seid ihr schon einmal in Wien gewesen? Wie hat’s euch gefallen? Würdet ihr wieder hin fahren?