Kann mir mal jemand sagen, wie man all dies und noch viel mehr in einen ganz gewöhnlichen Dienstag pressen kann:
- Einen sehr schlecht gelaunten Zoowärter davon überzeugen, dass es in der Spielgruppe schön ist und dass er deswegen rechtzeitig dort sein muss.
- Dem Zoowärter das Nuschi aus Mund und Nasenlöchern entwinden, damit man das Ding mal wieder kochen kann, weil so viele Bakterien ganz bestimmt nicht gesund sein können.
- Eine geschlagene Stunde mit Luise in Trimbach herumirren, ohne die Psychomotorik-Therapeutin zu finden, dazu abwechselnd auf mühsame Autofahrer schimpfen, sich bei Luise entschuldigen, sich rechtfertigen, weshalb man sich dennoch kein Navi anschaffen will und sich selbst mit Vorwürfen eindecken, weil man die mieseste Versagermama auf dem Planeten ist.
- Den Zoowärter zu spät von der Spielgruppe abholen und dabei den zwei Frauen, die das Pech haben, dir über den Weg zu laufen, den Kopf voll jammern, weil das Leben im Schwarzen Loch mal wieder nahezu unerträglich ist.
- Dem Au Pair zeigen, wie man Pesto macht, herausfinden, was „Bärlauch“ auf Englisch heisst und gleichzeitig das Geheul des Zoowärters ausblenden, der noch immer beleidigt ist, dass sein Nuschi gekocht worden ist.
- Karlsson dazu überreden, dass er zum Mittagstisch geht, auch wenn sein bester Freund heute nicht dort isst.
- Erde aufwischen, Milch aufwischen, Nudeln aufwischen, Wasser aufwischen, noch einmal Erde und dann auch noch Sand.
- Zwei Kinder baden und danach, wenn die zwei das Bad verlassen haben, sechs leere Shampooflaschen aus der Badewanne fischen.
- 65 Minuten Mittagsschlaf halten, dabei verpennen, dass der FeuerwehrRitterRömerPirat zu seinem Freund geht und erst wieder richtig wach werden, als Luise an der Tür klingelt. Weshalb sie geklingelt hat? Weil sie vor der Haustüre noch kurz ihren Magen hat entleeren müssen und jetzt zu schwach ist, alleine die Treppe hochzukommen. Ach ja, aufwischen musste man das Ganze natürlich auch noch.
- Mit Kindern und Au Pair in der Vorfreude auf die Ferien im Greyerzerland schwelgen. Nur noch viermal schlafen…
- Büchernachschub bestellen, weil Karlsson nichts mehr zum Lesen hat.
- Ohne Hörschaden aushalten, dass Karlsson und Luise gleichzeitig am Küchentisch musizieren. Er auf der Geige Vivaldis Konzert in G-Dur, sie auf der Querflöte „Hafer und Korn“ oder so ähnlich. Und im Hintergrund summt der Zoowärter mit.
- Ein epochaler Streit mit Karlsson, der darin endet, dass er ein Glas zerschmettert und ich trotz Halsschmerzen versuche, herumzubrüllen und mich damit vollkommen lächerlich mache. Als Nebeneffekt kommt das Prinzchen, das schon selig geschlafen hatte, quietschfidel aus dem Bett und verlängert den fröhlichen Kindertag um zwei Stunden.
- Ein Vollbad zum Feierabend.
- Keine Minute am Arbeitsplatz verbringen und nur dreimal telefonieren. Ein neuer Rekord auf meinem Weg der besseren Trennung von Privat- und Berufsleben.
- Nur einmal die Online-News checken, um zu lesen, wie viel verseuchtes Wasser wieder geflossen ist. Auch dies ein neuer Rekord, der allerdings damit zusammenhängen könnte, dass Fukushima in den Medien bereits wieder Geschichte ist und man deshalb kaum mehr Neues liest.
- Drei Minuten lang den Frühling geniessen. Immerhin hat die Zeit gereicht, um festzustellen, dass die Tulpen zu blühen beginnen und dass trotz Bienensterben die eine oder andere Biene sich zu unseren Pfirsichbäumchen verirrt.